Neues Kapitel in jahrelangem Streitfall

Nach neuen Schäden am Belag öffnet die Streetballanlage in der Werner-Siemens-Straße vorerst nicht mehr

Mit inzwischen wieder abgebauten Gittern wurde im September der hintere Korb abgesperrt. Weder der Ring noch der Belag wurde seither instandgesetzt.

Die Streetballanlage an der Werner-von-Siemens-Straße ist derzeit wegen Beschädigungen an dem Tartanuntergrund und an einer der beiden Korbanlagen geschlossen. Und nun? Angesichts der Historie des Konflikts mit dem Freizeitgelände mitten in einem Wohngebiet stellt sich die Frage, ob aktuellen Beschädigungen am Belag dazu führen, dass sie Stadt sich auf diesem Weg eines Problems entledigt. Denn der zunächst aufgetretene Schaden unter dem hinteren Korb führte bereits im vergangenen September zur Teilsperrung des Platzes. Geschehen ist seither nichts, um Untergrund und Ring wieder in Schuss zu bringen. Der eher mäßige Schaden am Bodenbelag unter dem vorderen Korb führte im März nun mit der Begründung der fehlenden Betriebssicherheit zur kompletten Schließung der eingezäunten Anlage – es ist gut möglich, dass sich hier ein Dauerzustand zu etablieren beginnt.

Bisher war es keine erklärte Absicht der Verwaltung, der vornehmlich von der SPD-Fraktion vertretenen Forderung nach einer Schließung der Anlage wegen der von ihr ausgehenden Lärmbelastung zu folgen. Seit Sommer 2016 haben sich die Gremien inklusive des Jugendrates mit einem entsprechenden Antrag befasst. Die Sozialdemokraten forderten damals – und machten es nun auch im Kommunalwahlkampf wieder zum Thema ihrer Kandidatinnen und Kandidaten für den Ortsbeirat Stadtmitte – dass die Anlage verlegt werden soll, etwa auf das Gelände des naturnahen Freizeitgeländes nördlich und auf der andere Seite der Werner-von-Siemens-Straße. Eine Komplettlösung auf diesem Areal, das dazu aber vergrößert werden müsste, um, den Charakter als Grünfläche nicht zu verlieren. Die SPD habe zuletzt 2019 mit entsprechenden Vorstößen versucht, Entscheidungen zu erreichen, sei damit aber nicht durchgekommen, betonte die künftige Ko-Fraktionschefin Melanie Ernst.

Schon vor fünf Jahren stand die Fraktion mit ihrer Forderung alleine da, das damalige Viererbündnis wollte das Ende der auch damals schon beschädigten Anlage nicht beschließen. Die Freien Bürger hielten zunächst mit dem Alternativantrag dagegen, weitere Optionen als nur die Verlegung auf den naturnahen Spielplatz zu prüfen und zudem zu überlegen, die bestehende Anlage nur noch für Kinder bis zwölf Jahren zu öffnen. Später forderte die Fraktion eindeutig „die Reparatur und den Verbleib der Streetballanlage in der Werner-von Siemens-Straße".

Beide Vorschläge wurden seinerzeit in mehreren Gremiensitzungen diskutiert, ohne dass je eine finale Entscheidung zu den Anträgen fiel. Beide „bleiben im Geschäftsgang“, hieß es seinerzeit. Die Stadtverordnetenversammlung beauftragte den Magistrat allerdings damit, „Vorschläge zu erarbeiten, wie das Problem gelöst werden könnte“. Auch Markus Singer von der Mobilen Beratung sollte seine Einschätzung vortragen. In einer Sozialausschusssitzung im Dezember 2016 erteilte Bürgermeister Michael Antenbrink (SPD) dem Jugendpfleger dann allerdings ein Redeverbot zu dem Thema – Singer tendierte dazu, die Anlage am jetzigen Ort zu belassen.

Seit dem Frühjahr 2017 dümpelt das Thema vor sich hin und ploppt immer wieder einmal auf, wenn sich Anwohner erneut über eine abendlich-nächtliche Lärmbelästigung beschweren, die von der Anlage ausgehe. Man könnte entsprechenden Äußerungen entgegenhalten, dass der Platz Teil der Planungen für das Neubaugebiet war und Ende der 1990er-Jahre zusammen mit ihm entstand. Jeder/r, der und die dorthin zog, wusste also darüber Bescheid, dass die Stadt hier einen Freizeitplatz bereitstellen wird – den sie später einzäunte, um die Nutzung besser kontrollieren zu können. Der Schließdienst, hieß es in einer Gremiensitzung, kostete die Stadt zuletzt rund 12.000 Euro im Jahr. Diese Kooperation gibt es allerdings seit der coronabedingten, vorübergehenden Schließung des Platzes vom März 2020 nicht mehr.

Das Problem mancher Anwohner mit dem Platz hängt nicht direkt mit dem Freizeitsportbetrieb in Zusammenhang. Vielmehr beklagen sie, dass die Anlage selbst nach 20 Uhr, also außerhalb der erlaubten Nutzungszeit, zu einem beliebten Treffpunkt der Jugendlichen aus dem Umfeld geworden sei, mit der entsprechenden Lärmentwicklung. Im Oktober 2016 schilderte eine Anwohnerin dies auch in der Stadtverordnetenversammlung.

Es ist allerdings schwer abzuschätzen, wie viele der Anrainer das Thema tatsächlich als so großes Problem betrachten. Als im vergangenen Jahr im Rahmen der Bürgerbeteiligung am Stadtentwicklungskonzept die Forderung eingetragen wurde: „Basketballplatz Rheinallee soll wieder wie vor Corona um 20 Uhr schließen“, forderte die Antragstellerin. „Wir Anwohner in der Rheinallee haben abends und Sonntags ein Recht auf Ruhe.“ Zehn von 14 Nutzern - das ist, schon weil unklar ist, wo die Teilnehmenden wohnen, natürlich alles andere als repräsentativ für das Stimmungsbild in der Nachbarschaft - lehnten diese Forderung in der Abstimmung ab.

Ihr hat die Stadt mit der nun verfügten Komplettsperre des Platzes geholfen, jedenfalls, was den Betrieb auf dem Spielfeld selbst angeht. Auf den Vorplätzen am südlichen und nördlichen Ende des Zauns treffen sich die Jugendlichen dennoch weiter und wundern sich, dass ihnen um 15 Uhr niemand den Platz aufschließt.

Die Verwaltung wurde schon 2017 von der Stadtverordnetenversammlung aufgefordert, sich über ein grundlegendes Konzept zur Zukunft der Fläche und den besten Standort für ein Basketballfeld Gedanken zu machen. Die damalige Vorsitzende des Sozialausschusses und heute zuständige Erste Beigeordnete Renate Mohr (GALF) stellte zusammen mit der aktuellen Entwicklung in Aussicht, dass der Platz eines Tages trotz des aufgelaufenen Sanierungsbedarfs wieder genutzt werden kann. „Die Stadtverwaltung prüft die Reparatur und Instandsetzung sowie Möglichkeiten, das zu finanzieren“, erklärte sie bei der Schließung im vergangenen Monat. Eine Festlegung auf den längerfristigen Erhalt des Standortes für den Freizeitsport ist dies freilich nicht, dazu müssen sich letztlich irgendwann einmal die Gremien positionieren.

Weitere Artikelbilder:

Noch keine Bewertungen vorhanden


X