Neugestaltung nach bewährtem Muster

Sanierung der Plattstraße beginnt in zweiter Märzhälfte - Stadthallen-Präsentation und Online-Infoabend

Ein großer Vorteil bei diesem Projekt ist, dass die betroffenen Anwohner mit einem ganz kleinen Spaziergang selbst nachschauen können, wie es mal aussehen soll. Die Stadt Flörsheim war mit der Arbeit der Baufirma Schäfer, die die Ausschreibung für die Umgestaltung der Plattstraße gewonnen hat, bei den vorigen Projekten in der Riedstraße und Erzbergerstraße sehr zufrieden, wie Bürgermeister Bernd Blisch und der mit den Planungen beauftragte Bauingenieur Rolf Sehring (IRS) betonen. „Die Firma hat einen guten Ruf und kennt das Gebiet durch die vorigen Projekte“, sagte Sehring bei einem Online-Informationsabend. Den hatte die Stadt im Nachgang zur Vorstellung der Plattstraßen-Pläne in der Stadthalle angeboten und brachte gut ein Dutzend Nutzer sowie die Fachverantwortlichen aus der Verwaltung in einer Konferenzschaltung zusammen.

Angesichts der Tatsache, dass es bereits Mitte März losgehen soll mit dem ersten Abschnitt – wegen Materiallieferproblemen zwei Wochen später als noch in der Stadthalle angekündigt – ist klar, dass es der Stadt rein um eine Vorabinformation der Anwohnerinnen und Anwohner über die Maßnahme geht und nicht um eine Diskussion mit den Bürgerinnen und Bürgern über die Ausgestaltung und die grundlegenden Rahmendaten des Projekts. Etwas säuerlich reagierte deshalb die FDP-Fraktion auf die Vorstellungen der Umgestaltungspläne. Dass in der Plattstraße nicht nur eine Grunderneuerung der Rohrleitungen geplant ist, sondern damit eine weitreichende Neugestaltung verbunden wird, sei in den Gremien nie erläutert worden, sagte Fraktionsvorsitzender Thorsten Press. „Wir sind davon ausgegangen, dass nur die Straße, Bürgersteig und die Anschlussleitungen grundlegend saniert werden.“ Nur dafür seien auch Haushaltsmittel eingestellt worden.

Halb so groß wäre die Empörung der Freidemokraten sicherlich, wenn das, was Planer Sehring vortrug, mehr ihren Vorstellungen einer Straßengestaltung entsprochen hätte. Das ist offensichtlich nicht der Fall. Wie auch bei der Veranstaltung in der Stadthalle, nähren vor allem die Interessen der Autobesitzer die Kritik. Einseitiges Parken, Fahrbahnverschwenkungen und Pflanzinseln – dadurch fielen etliche Flächen weg, die die Anwohner bisher zum Parken nutzten, kritisiert die FDP. Die Einbahnstraßenregelung, durch die die Plattstraße in Zukunft nur noch in westlicher Richtung zu befahren sein soll (gilt nicht für Radfahrer), bezeichnet FDP-Stadtverordnete Viola Gebek als „unfair“. Und zwar gegenüber den Anwohnern der benachbarten Straßen, in denen viele Plattstraßen-Anwohner ihr Auto künftig abstellen würden.

In der Kritik zeigt sich, was die Stadt erreichen will auf den gut 420 Metern Wohnstraße zwischen Kloberstraße und Altmaierstraße: die Autos vom Bürgersteig herunterholen, den sie derzeit halbwegs nutzen dürfen, nutzen müssen, damit trotz beidseitigen Parkens der Verkehr noch durchkommt. Künftig werden, vom Gehweg ohne Bordstein übergehend, farbig abhebende Parkstreifen einseitig die Fahrbahn von sechs auf vier Meter verengen. In den Kreuzungsbereichen werden, wie etwa an der Mündung der Altmaierstraße in die Riedstraße zu sehen, Querungsstellen für Sehbehinderte mit „taktilen Erkennungsmerkmalen“ eingebaut – die weißen, geriffelten Einlassungen.

Von Osten kommend, soll sich nach den beiden Querstraßen (Maler-Schütz-Straße und Beethovenstraße) zweimal die Ausrichtung ändern: Erst wird rechts geparkt, dann links, im letzten Teil auf die Kloberstraße zu dann wieder rechts. Mit satten rund 30 Metern Abstand zueinander sollen tatsächlich ein paar Bäumchen die Parkreihe unterbrechen – fünf im ersten, je vier im zweiten und dritten Abschnitt.

Auch dieses gerade mal gut ein Dutzend Grün kostet natürlich den einen oder anderen zusätzlichen Parkraum. Wie Sehring erläuterte, wird die Parkfläche daher auch vor den Einfahrten gleichfarbig durchgepflastert, so dass die Anwohner vor ihrer eigenen Einfahrt ohne Knöllchengefahr parken. Auch ohne diese Einfahrten kommt er auf 52 Parkplätze in der gesamten neuen Plattstraße. Dass Sehring bei einem Vor-Ort-Besuch 40 Fahrzeuge gezählt haben will und daher davon ausgeht, dass dieses Parkplatzangebot auch nach der Umgestaltung ausreichen wird, kam in der Onlinerunde nicht gut an. Ein Besuch zur abendlichen Zeit, versprachen Kommentatoren, werde ein anderes Bild ergeben. Den Parkdruck in den Straßenzügen südöstlich des Bahnhofsareals werde durch das Parkdeck des künftigen Gesundheitszentrums abgebaut, zeigte der Planer sich jedoch überzeugt. Übrigens: „Das Grün ist für das Mikroklima wichtig“, ergänzte Sehring zuletzt – zur Allee wird die Plattstraße allerdings nun wirklich nicht.

Ein anderes Instrument, um überlastete Wohnstraßen vom Parkdruck zu befreien, hat in der Plattstraße laut Bürgermeister Bernd Blisch vorerst keine Aussichten eingesetzt zu werden. Die Stadt plane zwar generell die Einführung des Anwohnerparkens, „damit können Dinge geregelt werden“, wie etwa Gewerbebetrieben ihre Parkflächen zu sichern. „Wir werden mit dem Anwohnerparken aber dort anfangen, wo wir den Parkdruck haben.“ Und da sind die Altstadt in Weilbach und Wicker sowie das Areal um St. Gallus eben deutlich stärker betroffen.

Dass die Baumaßnahme an sich nicht vom Wunsch der Straßenneugestaltung angetrieben wird, stellte Sehring klar. Ausgangspunkt der Entscheidungen waren die Ergebnisse der routinemäßigen Zustandsuntersuchungen der Kanalrohe, die sich unterhalb des Straßenbelags befinden. Die Bilder der eingesetzten Kameras zeigten große Schäden, „da haben sich Kanalrohre verschoben, zum Teil sind sie gebrochen“, berichtete er. Die in den 1960er-Jahren eingebauten Muffenverbindungen seien eben „nicht so gut“ gewesen.

Als Ergebnis war festzuhalten, dass die Abwasserrohre in der Plattstraße in einem schlechtem Zustand seien, zu große Schäden für eine Roboterreparatur (Inliner). Da somit Abwasser ins Grundwasser durchsickern könne, musste die Stadt tätig werden. Die Kanäle müssen in offener Bauweise saniert werden, das heißt eben aufgraben und neu verlegen. Die Wasserleitungen seinen „auch schon älter“ und würden gleich mit erneuert. Bei den ebenfalls dort zu findenden Gasleitungen müssen in zwei der drei Abschnitte alte, korrosionsgefährdete Stahlrohre durch Polyethylen-Rohre ersetzt werden. Schließlich sei auch die Straßenbeleuchtung nicht auf dem neuestem Stand, Masten und auch die Leuchten (Umstellung auf LED-Lampen) selbst würden ausgetauscht.

An den Anfangs- und Endpunkten in Altmaier- und Kloberstraße wird „nicht viel passieren“, erwartet der Planer. Die Rohre der Plattstraße müssen in der Mitte dieser beiden Straßen freilich angeschlossen werden, das könne aber so geregelt werden, dass der Busverkehr in der Kloberstraße weiterfahren könne. Wenige Meter muss wegen der Anschlüsse jeweils auch an den inneren Kreuzungen in die beiden Querstraße hineingearbeitet werden.

Der Durchmesser der neuen Rohrleitungen wird um fünf bis zehn Zentimeter größer ausfallen als bisher, es sei in Zukunft wegen der zunehmenden Starkregenereignisse mit einer höheren Abflussgröße zu rechnen. Bei Anschlüssen der Trinkwasserleitung müssen nur dort die Hausanschlüsse erneuert werden, wo diese nicht schon aus Polyethylen bestehen. Bis Weihnachten soll das gesamte Projekt abgeschlossen sein, da sonst witterungsbedingt schnell zwei, drei Monate Verzug zu befürchten seien, erläuterte Sehring. „Das ist zu schaffen, die Firma arbeitet mit zwei Kolonnen“, betonte der Planer – und so könnte an zwei Abschnitten gleichzeitig gebuddelt und verlegt werden.

Der Leiter des Straßen- und Grünflächenamts der Stadt, Erich Reinemuth, und Eigenbetriebs-Leiter Holger Wörner beantworteten weitere Fragen der Teilnehmer. So erfuhren die Bürgerinnen und Bürger, dass die Stromversorgungsleitungen der Syna technisch auf einem gutem Stand seien, so dass keine Probleme bei der Einrichtung von Wallboxen auf Grundstücken zu erwarten sind. Öffentliche Stromladesäulen sollen in der Plattstraße nicht entstehen. Die Rohre für eine mögliche spätere Glasfaserversorgung zu verlegen sei eingeplant, so dass bei einem Anschluss des Wohngebiets nur noch die Gehwege geöffnet werden müssten, um die Hausanschlüsse herzustellen. Dies sei mit dem Tiefbauunternehmen des Versorgers Giga-Netz abgeklärt, informierte Wörner. Bisher hätten erst 25 Prozent aus dem Gebiet ein Vertragsinteresse mit dem Unternehmen bekundet, 40 Prozent der Haushalte verlangt Giga-Netz weiterhin, um mit dem Ausbau in einem bestimmten Gebiet zu beginnen. Auch Konkurrent Telekom sei von der Stadt über die Baumaßnahme informiert worden, habe aber kein Interesse geäußert, an ihren Leitungen Erneuerungen vorzunehmen. Der Bürgermeister konnte abschließend noch einmal beruhigen, dass den Anwohnern dank der aufgehobenen Beitragssatzung keine Kosten entstehen werden – glückliche Plattsträßler.

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