Probesitzen im Magistratssaal

Tag der Offenen Tür bei der Flörsheimer Stadtverwaltung im „Neuen Schützenhof“

Bei strahlend schönem Wetter machte es den Besuchern des Tages der offenen Tür im „Neuen Schützenhof“ auch Spaß, über den Platz zu bummeln.
(Fotos: A. Kreusch)

FLÖRSHEIM (ak) – Petrus meinte es gut mit den Flörsheimern am Samstag, 14. April: So wurde der Tag der offenen Tür im 2017 bezogenen Verwaltungsgebäude „Neuer Schützenhof“ nicht nur für die, die neugierig auf die neuen Räumlichkeiten waren, sondern auch für alle anderen, die gerne bei Musik und Sonnenschein im Freien sitzen und Speisen und Getränke genießen wollten, ein schönes Erlebnis. Die Besucher nahmen auch zahlreich an den beiden von Bürgermeister Michael Antenbrink persönlich durchgeführten Führungen durch die Räume des Neuen Schützenhofs teil, bummelten zwischen den Ständen mit Fairtrade-Produkten, mit Kaffee und Kuchen vom Verein „Bürger helfen Bürgern“, dem Infostand der Stadt Flörsheim, der Geräteschau der Flörsheimer Feuerwehr sowie dem Angebot der Stiftung Marienkapelle herum und genossen die Live-Musik unter blauem Himmel.

Hatten am Vormittag um 11.30 Uhr schon einmal mehr als 50 Besucher die Gelegenheit wahrgenommen, sich vom Bürgermeister durch das neue Gebäude führen zu lassen, waren es am Nachmittag noch einmal viele. Den am Treffpunkt Wartenden wurden von denen, die sich den Neuen Schützenhof auf eigene Faust und ohne Führung angeschaut hatten, schon Eindrücke vermittelt: „Die Zweckmäßigkeit muss man schon anerkennen, das sieht alles gut aus“, war die überwiegende Meinung.

Nachdem Michael Antenbrink im Eingang zum neuen Verwaltungsgebäude auf ein Bild aufmerksam gemacht hatte, welches dort an das „Vorgängergebäude“ auf dem Gelände, die Gastwirtschaft „Schützenhof“ erinnert, stellte er klar, dass der „Neue Schützenhof“ nicht das Flörsheimer Rathaus ist und auch nicht werden wird. Der Sitz der Flörsheimer Bürgermeister wird – wenn das Gebäude saniert worden ist – wieder in der gegen Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Villa des Sanitätsrates Dr. Emil Börner sein, in der Flörsheims Stadtoberhäupter seit dem Jahr 1960 tätig sind. „Im Moment bin ich in die Eddersheimer Straße ausgelagert“, schmunzelte Bürgermeister Antenbrink. 

Im „Neuen Schützenhof“ arbeiten etwa fünfzig städtische Mitarbeiter, der Erste Stadtrat Sven Heß, das Referat Frauenförderung, das Ordnungsamt, das Amt für Integration und Asylangelegenheiten, das Amt für Finanzwirtschaft und das Amt für Jugend, Soziales und Kultur haben ihren Platz am Rathausplatz 2, das Stadtbüro befindet sich im gleichen Gebäude, erreichbar über den Eingang Rathausplatz 3. Mit 18.000 Kubikmetern umbautem Raum und einer Fläche von 2300 Quadratmetern hat der „Neue Schützenhof“ dazu Raum für vierzehn Wohnungen und drei Gewerbeeinheiten. Von den 10 Millionen Euro Kosten sind etwa 5 Millionen in die 1500 Quadratmeter des Verwaltungsteiles geflossen, erklärte Antenbrink den Führungsteilnehmern, gebaut hat den „Neuen Schützenhof“ die Flörsheimer Terra Erschließungs GmbH, die durch den Verkauf der Wohnungs- und Gewerberäume 5,5 Millionen Euro wieder zurückgewonnen hat. Die Stadtverwaltung hat die für die Verwaltung genutzten Teile des Gebäudes von der Terra angemietet. „Die Stadt muss hier zwar Miete zahlen, hat aber durch die modernsten energetischen Einrichtungen schon 75.000 Euro an Ersparnissen auf der anderen Seite“, berichtete Bürgermeister Antenbrink weiter, „wir konnten sogar schon ein Auto abschaffen, weil nun hier alle Autos für die Mitarbeiter in der Tiefgarage zusammengefasst sein können. Das ist schon ein Ausgleich dafür, was wir an Miete zahlen.“ Eine Klimaanlage wird im „Neuen Schützenhof“ nicht gebraucht, die Verwaltungsmitarbeiter können die Fenster der Büros im Sommer gerne öffnen. „Das Gebäude ist so konzipiert, dass wir lediglich energetisch be- und entlüften, auch Heizkosten haben wir hier weniger“, erklärte Antenbrink.

Selbstverständlich war zwischen den einzelnen Stationen der Führung viel Zeit, um mit dem Bürgermeister zu reden, und natürlich wurden dabei „brisante Themen“ nicht ausgespart. Auf den Brandschutz im „Neuen Schützenhof“ angesprochen versicherte Antenbrink, dass „kein Bürgermeister es verantworten würde“, in einem neuen Gebäude etwas außerhalb der Brandschutzvorschriften zu tun. „Und wenn die Brandschutzbestimmungen erfüllt sind und dabei noch so viel Geld gespart werden kann, dann ist doch alles gut“, meinte er, Ortsvorsteher Klaus Dörrhöfer pflichtete ihm bei und verwies auch auf die Bauweise des „Neuen Schützenhofes“ in Stahl und Beton. Sein Hinweis „früher hatte man Treppenhäuser in Holz, aber heute ist das anders. Schauen Sie sich um, was soll hier so schnell brennen“ überzeugte die besorgt fragende Dame tatsächlich.

Eine Attraktion der Führung war das neue Magistratszimmer im zweiten Stock des Neuen Schützenhofes, welches wegen seiner Kosten zu Kritik und Aufregung geführt hatte. Die Frage, warum Flörsheim überhaupt so einen Raum brauche, ließ nicht lange auf sich warten. „Die als Magistratszimmer genutzten Räume in der Alten Kirchschule sind nicht barrierefrei, das war mit ein Grund dafür, dass wir gesagt haben, wenn wir neu bauen, dann gibt es auch ein neues Magistratszimmer“, erklärte Michael Antenbrink. Von den 390.000 Euro, welche für die Einrichtung der Verwaltungszimmer im „Neuen Schützenhof“ ausgegeben wurden, sind 74.000 Euro für das repräsentative Sitzungszimmer verwendet worden, welches mit seiner hohen, offenen Spitzgiebeldecke und seinen Fensterfronten auf drei Seiten besondere Anforderungen an die Ausstattung stellte. „Eine gewisse technische Ausstattung so eines Sitzungsraumes gehört heute einfach dazu“, meinte Antenbrink, „es muss heute auch bei Tageslicht mit Bildpräsentationen gearbeitet werden können.“ Dass die hohe Decke die Beleuchtung des Raumes verkompliziert hat und es ziemlich teuer gemacht hätte, den Beamer dazwischen anzubringen, und dass die Fenster das Anbringen einer vielleicht günstigeren Monitorlösung verhinderten, hatte zur Folge, dass der lange, maßgefertigte Tisch mit einer versenkbaren Konsole für ein solches Gerät ausgestattet werden musste. Auch dass die achtundzwanzig Stühle des neuen Magistratssaales jeder 900 Euro gekostet haben, bestätigte der Bürgermeister. „Wir haben uns solche Stühle angeschaut – die gibt es wohl zu Preisen zwischen 400 und 1600 Euro. Wir haben uns für die 900-Euro-Variante entschieden, weil die günstigeren nicht geeignet waren für mehrstündige Sitzungen und die teureren sich nicht mehr wesentlich von denen unterscheiden, die wir nun haben“, führte Antenbrink dazu aus und forderte die Besucher auf, doch gerne mal „Probe zu sitzen“ – was auch von einigen gerne gemacht wurde. Wer wollte, konnte auf der Leinwand des Magistratszimmers dabei die Präsentation zum Bau des „Neuen Schützenhofes“ verfolgen, oder man konnte auch in den vielen Exponaten stöbern, die Stadtarchivar Hans Dieter Darmstadt auf dem langen Tisch ausgebreitet hatte. Selbstverständlich wusste er zu jedem einzelnen Blatt Interessantes zu berichten und dazwischen durfte auch ein Archivband der Flörsheimer Zeitung nicht fehlen, in dem der Artikel über die Börner’sche Villa als „Neues Rathaus“ im Jahr 1960 nachzulesen war. Viele Besucher schauten aber auch einfach mal gerne aus den Fenstern dieses Zimmers, um die Stadt einmal aus einer anderen Perspektive zu sehen, wurde auch die Raucherterrasse mit Ausblick bis nach Wicker besichtigt.

Nicht nur Michael Antenbrink lud mit seinen Führungen am Tag der Offenen Tür dazu ein, das neue Verwaltungsgebäude kennenzulernen, auch die meisten Angestellten der Stadt waren in ihren Büros anzutreffen. Die Arbeitsplätze sind nicht nur zweckmäßig, sondern ganz nach dem persönlichen Geschmack der „Bewohner“ eingerichtet. Haben etwa im Büro von Mechthild Simon im Amt für Finanzwirtschaft nicht nur viele Grünpflanzen ihren Platz gefunden, sieht es bei Christian Kunesch im Amt für Jugend, Soziales und Kultur sehr aufgeräumt und hell aus. „Na ja, ich hab‘ für heute meinen Schreibtisch extra aufgeräumt, sonst liegt hier natürlich schon viel Arbeit mehr rum“, lachte er.

Auch das Büro des Ersten Stadtrats ist eher nüchtern eingerichtet. „Meine Möbel habe ich aus dem alten Gebäude mitgebracht, nur die Einbauschränke musste ich natürlich dortlassen“, erzählte Sven Heß, „aber ich hatte auch relativ neue Möbel, mein Schreibtisch ist auch höhenverstellbar, den wollte ich natürlich gar nicht dort lassen.“ Dass alte Möbel durch neue ersetzt worden sind, ist für Sven Heß aber durchaus nachvollziehbar. „Wenn ich an die Stühle im alten Magistratszimmer denke – auf denen habe ich schon gesessen, als ich vor vierzig Jahren meine Ausbildung bei der Stadt gemacht habe“, erinnert er sich, „dass da mal neue her mussten, war klar. Die Einrichtung des neuen Magistratszimmers ist einfach praktisch und zweckmäßig, das ist ein ganz normaler Standard für ein Sitzungs- und Repräsentationszimmer.“ Für Sven Heß ist ein entscheidender Vorteil, den der Neubau mit sich gebracht hat, dass die Verwaltungsmitarbeiter nun alle zusammen in einem Gebäude arbeiten. „Das ist einfach klasse. Wenn man mit jemandem sprechen will, geht man einfach über den Flur und kann ihn selbst sehen“, findet Heß.

Natürlich hatte man bei der Stadtverwaltung auch an die kleinen Besucher des Tages der offenen Tür gedacht, an einem großen Tisch im Erdgeschoss wurde fleißig gebastelt und gemalt. Theo und Greta, die sich mit ihrem Vater Tobias Terweiden (der das Bild vom Alten Schützenhof gestaltet hat) den Neubau anschauen wollten, hatten schon gleich am Eingang Spaß: Theo hatte den Telefonhörer der digitalen „Information“ am Ohr und gleich einen Verwaltungsmitarbeiter angewählt, seine Schwester lachte verschmitzt. „Ich glaub‘, der geht nicht ran, vielleicht ist er nicht da“, kommentierte sie das lange Warten ihres hartnäckigen Bruders. Zu den normalen Öffnungszeiten des Verwaltungsgebäudes würde so etwas wohl eher nicht passieren, am Tag der offenen Tür wurde aber dann doch ein Auge zugedrückt, wenn ein Ansprechpartner mal nicht an seinem Platz war, sondern den vielen Besuchern etwas zeigte oder erklärte.
 

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