Schmorfleisch aus Goldrand-Terrinen

Afrikanisches Essen der Flörsheimer Kolping-Familie / Pater Christopher Chowa zu Gast

Aus großen Töpfen schöpften die Frauen der Flörsheimer Kolpingfamilie die Speisen nach afrikanischer Hausfrauenart in deutsches Porzellan – alle hatten „fast ihren ganzen Hausstand“ mitgebracht, um genug Geschirr für die vielen Gäste parat zu haben.
(Fotos: A. Kreusch)

 

FLÖRSHEIM (ak) – Am Samstag, 28. Februar, hatte die Flörsheimer Kolping-Familie nach dem Gottesdienst in St. Gallus ins Gemeindezentrum gegenüber zu einem ganz besonderen Mittagessen eingeladen: Auf der Speisekarte stand ein mehrgängiges Menü afrikanischer Gerichte aus Sansibar, Swasiland und vom Stamm der Ndebele, bestehend aus einem typischen Krautsalat, Bohnen-Karotten-Suppe mit Erdnusscreme, aromatischem Rinderschmorfleisch mit Koriander und Kreuzkümmel, dazu Mais-Spinat-Brei und Reis, als Nachtisch gab es süße Nudeln mit Kardamom gewürzt. Der Erlös aus dem Mittagessen soll wieder der Partnergemeinde der Kolpingfamilie, der St. Charles-Lwanga-Gemeinde in Chipulukusu, einem Armenviertel der Stadt Ndola in Sambia, zugutekommen.

„Wir haben aus dem Kochbuch einer afrikanischen Journalistin Rezepte herausgesucht, die von Hausfrauen vor Ort für ihre Familien gekocht werden – wir hoffen, das schmeckt Euch allen auch, trotz der ungewöhnlichen Gewürze. Ihr seid heute alle unsere Versuchskaninchen“, lachte die Leiterin des Arbeitskreises „Partnerschaft mit Chipulukusu“, Stefanie Kohl, bevor die wohlriechenden Gerichte serviert wurden. Stefanie Kohl hatte schon am Vortag mit anderen Frauen der Kolpingfamilie Flörsheim frische Karotten geschnippelt und andere Vorbereitungen getroffen. Gut gelaunt berichtete sie, dass die große Anzahl der Anmeldungen spontan zu einer Vergrößerung des Kochteams geführt hatte und wie viel Spaß alle dann miteinander hatten: „Wir hatten Anfang der Woche etwas mehr als dreißig Anmeldungen. Das hielt sich in dem Rahmen, den wir erwartet hatten. Aber am Ende der Woche war die Zahl der Anmeldungen auf mehr als 70 angestiegen – da habe ich dann eben noch mehr Frauen angerufen, ob sie uns helfen können, schließlich waren wir neun Köchinnen und Küchenhelferinnen im Alter von 13 bis über 80 Jahren. Es war einfach toll, wie da zusammengearbeitet wurde, das hat uns allen viel Spaß gemacht!“ Da das Helferteam natürlich auch mitgegessen hat, wurden mehr als 80 Essen am letzten Sonntag in der Küche des Gallus-Zentrums zubereitet.

Ein spezieller Gast begrüßte gleich den Teller mit der Suppe mit einem breiten Lächeln und dem Daumen nach oben: Der 43-jährige Pater Christopher Chowa stammt aus einem Nachbarstadtteil von Chippulukusu in der Stadt Ndola. Er ist seit einem Jahr in Deutschland, lernt hier Deutsch und wird noch zwei Jahre im Rahmen eines Förderprogramms des Bistums Limburg die Philosophisch-Theologische Hochschule St. Georg in Frankfurt für ein weiterführendes Studium besuchen. Pater Chowa war in der Zeit, in der Martin Kohl, der Mit-Initiator des Arbeitskreises für Chippulukusu bei der Kolpingfamilie Flörsheim, ein Auslandsjahr in der St. Charles-Lwanga-Gemeinde dort verbrachte, der kirchliche Jugendkoordinator für die Stadt Ndola und sein Mentor – beide freuen sich ganz offensichtlich, wieder einmal nebeneinandersitzen und zusammen Spaß haben zu können. „Es ist schön, ein Gesicht aus Sambia bei solch einer Gelegenheit hier zu haben. Ich freue mich besonders, weil ich ihn ja schon so lange kenne. Pater Chowa kommt immer sehr gerne zu uns nach Flörsheim, wenn wir ihn einladen, es gefällt ihm gut hier – und mittlerweile hat er auch schon so viel Deutsch gelernt, dass man sich gut mit ihm unterhalten kann“, erzählt Martin Kohl lächelnd.

Dass so viele Flörsheimer zum Afrikanischen Mittagessen gekommen sind, freute alle Mitglieder der Kolpingfamilie Flörsheim sehr. „Es ist schön zu sehen, dass so viele Leute helfen wollen“, meinte Martin Kohl beim Blick auf die vielen vollbesetzten Tische im Saal von St. Gallus.

Martin Kohl konnte den Gästen im Saal gute Nachrichten über die Verwendung der für die St. Charles-Lwanga-Gemeinde in Chippulukusu gesammelten Spenden übermitteln: „Im Dezember des letzten Jahres haben wir zum ersten Mal zwei Schüler nach der Grundschule in eine weiterführende Schule geschickt. Außerdem können wir zwei Lehrer aus Chippulukusu, Frau Kakenenwa und Herrn Kangwa, die beide schon in Chipulukusu Lehrer waren, als ich dort war, zur staatlichen Lehrer-Fortbildung schicken.“
Für die Schüler in Chippulukusu soll die Möglichkeit, eine weiterführende Schule besuchen zu können, wenn sie zu den zwei fleißigsten und besten ihres Jahrgangs gehören, eine Motivation sein, die ihnen die Perspektive gibt, dass sie weiter lernen und einen guten Berufsabschluss erreichen können, wenn sie sich anstrengen. Bei den jungen Männern, die nun weiter gefördert werden – der 14-jährige Gift Sitambuli und der 16-jährige Micheck Sakala – wird das in ihren Berufswünschen aus den selbst ausgefüllten und mit Bildern versehenen „Personalbögen“, die Martin Kohl mitgebracht hatte, ziemlich deutlich: Einer der beiden möchte gerne Lehrer, der andere Buchhalter werden. Dass die Schüler dort solche Motivation brauchen, weiß Martin Kohl aus eigener Erfahrung noch gut: „Das ist sonst dort so ein bisschen 'Komm ich heut nicht, komm ich morgen'“, schmunzelt er, wenn er sich an seine Zeit in der Gemeindeschule erinnert.

Ein Vorteil der dreijährigen staatlichen Weiterbildung der Lehrer wird nicht nur ihre bessere Ausbildung sein, sondern auch, dass diese mit einem staatlichen Abschluss dann vom Staat bezahlt werden – und die Gemeinde Chippulukusu in dieser Hinsicht also finanziell entlastet wird. Zudem haben Lehrer mit staatlicher Prüfung einen Anspruch auf eine Rente. Als Lehrer an Gemeindeschulen wie in Chippulukusu kann in Sambia jeder nach dem Abitur in der zwölften Klasse gleich arbeiten, ein Studium ist dazu nicht notwendig.

„Und im nächsten Jahr werden wir dann wieder die zwei besten Schüler auf eine weiterführende Schule schicken können. Und wenn die beiden Lehrer mit ihrer Ausbildung fertig sind, werden wieder zwei Lehrer fortgebildet. Das konnten wir schon versprechen, das ist schon gesichert. Wir wollen dort nämlich nichts versprechen, was wir nicht halten können“, erklärt Martin Kohl. „Ein großer Vorteil ist, dass man hier genau weiß, wen man dort unterstützt. Mister Sydney Kangwa kennt man ja sogar von seinem Besuch im letzten Jahr hier in Flörsheim“, findet er außerdem. Sicher werden sich noch einige Flörsheimer an den sympathischen jungen Mann aus Chippulukusu erinnern.

Die Kolpingfamilie Flörsheim finanziert aus den Spenden für Chippulukusu nicht nur höhere Schulabschlüsse für die jahrgangsbesten Schüler und Fortbildungen für Lehrer dort, sie hilft damit auch bei ganz alltäglichen Dingen wie etwa bei der Reparatur von Schultüren, bei der Errichtung eines Toilettenhauses oder der Deckung anderer Kosten. Selbstverständlich werden auch dringend benötigte Schulbücher (dort teilen sich drei Schüler ein Buch!) und Schulmaterialien aus Spendengeldern angeschafft. „Die Kolpingfamilie ist der Überzeugung, dass Hilfe zur Selbsthilfe eine der wichtigsten Säulen der Entwicklungsarbeit ist. Denn kein Mensch verlässt gerne ohne Not und ohne Perspektive seine Heimat. Das haben der Gemeindeleiter Mr. Lungo und der Schulleiter Mr. Kangwa bei ihrem Besuch im letzten Jahr in Flörsheim bestätigt“, bekräftigt Reinhard Kohl, Mitglied des Leitungsteams der Kolpingfamilie Flörsheim.

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