Von der Wärmestube zum eigenen DRK-Heim Rückblick: 60 Jahre Deutsches Rotes Kreuz in unserer Stadt – ein Bericht von Manfred Göttlicher

Rückblick: 60 Jahre Deutsches Rotes Kreuz in unserer Stadt – ein Bericht von Manfred Göttlicher

Im Jahre 1859 fasste der Schweizer Henri Dunant angesichts des trostlosen Elends auf dem Schlachtfeld von Solferino den Entschluss zur Gründung der heute weltweit umfassenden Hilfsorganisation Rotes Kreuz. 100 Jahre später, anno 1959, wurde Henri Dunants Gedanke auch in Okriftel Wirklichkeit, denn es gründete sich auch hier eine Ortsvereinigung (OV) des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Zwar gab es schon vor dem 2. Weltkrieg Rotkreuz-Mitglieder und eine OV-ähnliche Vereinigung in Okriftel, die sich leider – durch die Wirren des Krieges geschwächt – vor dessen Ende wieder auflöste, aber am 11. November 1959 war es dann endlich soweit: Der unermüdliche Einsatz von Helmuth Kutschmann, dem ersten Bereitschaftsführer, Bürgermeister Richard Holzapfel, Gründungsvorsitzender, Werner Demuth und Dr. Wilhelm Lutter zeigte seine Früchte. Mit der Gründungsversammlung begann die Arbeit einer Gruppe von engagierten Mitbürgern, auch aus den damals selbständigen Gemeinden Hattersheim und Eddersheim, deren Motto lautete: „Wir bilden Menschen aus, um anderen helfen zu können!“

Dass die Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes dazu Gelegenheit bekamen, zeigen die 60 Jahre, die seit der Gründung vergangen sind: Die erste Unterkunft des Roten Kreuzes war im Keller unter dem ehemaligen Okrifteler Rathaus und wurde auch „Wärmestube“ genannt, weil ältere und bedürftige Menschen sich dort im Winter aufwärmen konnten und vom Roten Kreuz mit heißen Getränken versorgt wurden. In diesem Raum wurde 1960 von Maria und Heinrich Zahrt auch das Jugendrotkreuz Okriftel gegründet.

Bereits 1963 wurde von der damaligen DRK-Bereitschaft Okriftel/ Hattersheim das erste Katastrophenschutzfahrzeug übernommen. 1967 gründeten die Hattersheimer Mitglieder eine eigene OV, während Eddersheim weiterhin von der OV Okriftel betreut wurde. Der plötzliche Tod von Bereitschaftsführer Helmuth Kutschmann 1969 riss eine tiefe Lücke in den aktiven Dienst. Kurt Zajicek wurde zum Nachfolger gewählt.

Im Jahr 1970 waren Horst Kunick, Erwin Hennig und Wilhelm Schunk im Katastrophenschutzeinsatz in Peru, um dort Kunststoff-Iglus für die Überlebenden der großen Erdbebenkatastrophe zu erstellen. Otto Klebe wurde in diesem Jahr Bereitschaftsführer und seine Frau Juliane Bereitschaftsführerin. Beide führten zusammen die Bereitschaft zehn Jahre, bis dann 1980 Peter Steinkellner die Bereitschaftsleitung übernahm.

Nach Bürgermeister Holzapfel wurde 1963 Bürgermeister Konrad Treber Vorsitzender der OV, dann 1969 Dr. med. Wilhelm Lutter und 1972 Dr. med. Dieter Kühnert, der dieses Amt 45 Jahre, bis 2017, inne hatte und heute Ehrenvorsitzender ist.

Bei einem zweiten Auslandskatastrophenschutzeinsatz 1973 waren Erwin Hennig und Herbert Sossenheimer in Managua, Nicaragua, um auch dort Iglus für die Erdbebenüberlebenden zu erstellen.

Neben dem Sanitätsdienst wurde das Kochen im Rahmen des Betreuungszuges im Katastrophenschutz zum zweiten wichtigen Fachdienst der Bereitschaft. Es wurden eine „Gulaschkanone“, ein Zelt zum Kochen und ein Küchenwagen angeschafft.

Unter der Schirmherrschaft von Stadtverordnetenvorsteher Günter Tannenberger feierte das DRK Okriftel 1979 sein 20-jähriges und 1984 sein 25-jähriges Jubiläum mit einem großen Rotkreuz-Ball in der Hattersheimer Stadthalle. In Jahr 1984 wurden auch Inge Kunick zur Bereitschaftsleiterin, Axel Kroll zum Bereitschaftsleiter und Manfred Göttlicher zum OV-Geschäftsführer gewählt. Seine Vorgänger in diesem Amt waren nach Manfred Fürtig Günter Fischer und Harald Pollmeier.

1989 ist Bürgermeister Alfred Schubert Schirmherr bei der 30-Jahresfeier im Saal des Okrifteler katholischen Jugendheims. Christoph Otto übernimmt jetzt die Bereitschaftsleitung.

Im Jahr 1991 bekam die OV – dank baulicher Vorleistungen durch die Stadt Hattersheim – die Möglichkeit, ihr eigenes DRK-Heim neben der Okrifteler Feuerwehrhalle ausbauen zu können. Rudolf Kutschmann wurde neuer Bereitschaftleiter und konnte mit den Aktiven und vielen Helfern, dank großzügiger Spenden, das DRK-Heim in zahllosen Arbeitsstunden bis zur Einweihung im September 1993 fertigstellen.

1995 organisierte das DRK Okriftel Hilfslieferungen von Medikamenten für die Kriegsopfer nach Tuzla, Bosnien, in Zusammenarbeit mit dem dortigen Roten Kreuz.

Maria und Heinrich Zahrt, Else Hauck und Walter Bock waren 1997 die treibenden Kräfte zur Gründung des DRK-Seniorenkreises „Fröhliche Runde“. In diesem Jahr erhielt Dr. Dieter Kühnert für 25 Jahre als 1. Vorsitzender der OV die goldene Verdienstmedaille des DRK-Landesverbandes Hessen.

Das 40-jährige Jubiläum 1999 stand unter der Schirmherrschaft von Hessens Staatsminister der Finanzen Karl-Heinz Weimar und Bürgermeister Hans Franssen. In diesem Jahr wurde Axel Kroll wieder zum Bereitschaftsleiter gewählt und Eric Müller zu seinem Stellvertreter.

2003 wurde ein Kühlanhänger für die Kochgruppe der OV gekauft. Weiterhin übernahmen in diesem Jahr Ria Zwergel und Michael Mook die Leitung des Seniorenkreises „Fröhliche Runde“.

Im Jahr 2004 erfolgte die Ersatzbeschaffung eines Mercedes Sprinter als Mannschaftstransportwagens für den 23 Jahre alten VW-Bus.

2008 war das Rote Kreuz auf Einladung des OV-Mitgliedes Michael Gahler, Mitglied des Europäischen Parlamentes (MdEP), zu Besuch im Europäischen Parlament in Straßburg und 2011 im Europäischen Parlament in Brüssel mit einer Besichtigung der historischen Stadt Brügge.

Das 50-jährige Bestehen fand 2009 unter der Schirmherrschaft des langjährigen aktiven Bereitschaftsmitglieds und Unternehmers Hans-Jürgen Hilscher und Michael Gahler, MdEP, mit Rahmen eines großen Jubiläumsballs im Okrifteler Haus der Vereine statt.

Im Jahr 2012 konnte der Seniorenkreis „Fröhliche Runde“ im Hof und den Räumen der ehemaligen Gaststätte „Zum Taunus“ sein 25-jähriges Bestehen feiern.

Bei den großen Hochwassern des Jahres 2013 wurden die Aktiveng zu einem mehrtägigen Verpflegungseinsatz für den Raum Magdeburg angefordert.

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskriese 2015/16 waren die Bereitschaftsmitglieder bei der Einrichtung der Hattersheimer Sporthalle und der Stadthalle im Einsatz, um diese mit Feldbetten als Lager auszustatten, ebenso bei der Betreuung und Essenausgabe.

Dank vieler großzügiger Spender und einer großartigen Eigenleistung der Aktiven wurde 2017 die neue „Mobile Unfallhilfsstelle“ im Rahmen des „Schaukochens vor dem DRK-Heim am 1. Mai“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Diese Unfallhilfsstelle kommt jedes Jahr beim Fischerfest und natürlich auch beim Wäldchesfest zum Einsatz.

Auf der Jahreshauptversammlung 2018 wurde mit der Verabschiedung einer neuen Satzung auch der Name der OV von „DRK Okriftel“ in „DRK Okriftel/ Eddersheim“ geändert.

Heute stehen an der Spitze des OV-Vorstandes Manfred Göttlicher als Vorsitzender und Axel Kroll als Stellvertreter und OV-Geschäftsführer. Diese werden von Schriftführerin Ingrid Unger und Schatzmeisterin Ingeborg Roser im geschäftsführenden Vorstand unterstützt. Beisitzer sind Angelika Badeck, Christoph Otto und Eric Müller. Weiterhin gehören zum Vorstand der Ehrenvorsitzende Dr. Dieter Kühnert und der Bereitschaftsleiter Markus Dieges an. Er führt die Bereitschaft mit seinem Stellvertreter Eric Müller. Den DRK-Seniorenkreis „Fröhliche Runde“ leitet Angelika Badeck.

Das 60-jährige Bestehen der OV in diesem Jahr ist sicherlich kein klassisches Jubiläum, jedoch ein wichtiger Geburtstag in der Vereinsgeschichte, der im November im Schulungssaal des DRK-Heimes mit den Aktiven und den Freunden und Förderern der OV Okriftel/Eddersheim gebührend gefeiert wurde.

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