In der Ausgabe vom 20. Januar berichtete die Flörsheimer Zeitung über das integrierte Stadtentwicklungskonzept. Zur Einführung und zur Vorstellung des „Leitprojekt 1“ bzw. des „Leitthemas: Flörsheim am Main“. Das Thema ist für die Stadt im hohen Maße Image prägend und der Verfasser des Beitrags hat dazu ein stimmungsvolles Foto als Einleitung an den Anfang gestellt: das Mainufer parallel zum Fluss nach Westen hin gesehen mit einem Blick über den westlichen Teil des früher so genannten Landungsplatzes. Die Bildunterzeile des gut aufgenommenen Fotos hat jedoch meine Stimmung etwas eingetrübt. Im zweiten Satz der Bilderklärung heißt es: „Die vorhandene Infrastruktur wie der Radweg direkt am Ufer müsste aber aufgewertet werden.“
Was für ein Radweg? Der richtige Radweg ist die Straße Konrad-Adenauer-Ufer und von dieser und aus der Altstadt in Höhe des „Strohpförtchen“ ist der Verbindungsweg mit einem „Radverbot“-Verkehrsschild versehen. Auch im Umfeld des Bootshauses auf der östlichen Seite gibt es entsprechende Verbotsschilder für Radfahrer. Die Beschilderung des Fahrverbots für Radfahrer für den schmalen Uferweg stammt aus der Zeit der Neugestaltung des Uferbereichs in den 1980er-Jahren.
Das Fahrverbot war erforderlich – ich war beim Planungsprozess beteiligt und konnte mitwirken – weil für den Uferweg nicht sonderlich viel Platz blieb und ein kombinierter Fuß-/Radweg erheblich mehr Platz gebraucht hätte – mehr als wir hatten. So schmal wurde der Streifen für den Weg, weil in geringer Entfernung – also auf der anderen Seite der Platanen – ein Freihaltestreifen für die darunter gelegene Pipeline liegt.
Die Schilder sind aber nur noch teilweise erhalten, sodass es auf dem schmalen Fußweg häufiger Gedränge gibt und so manchem Benutzer der Uferbänke gleichsam „die Füße abgefahren“ werden. So mancher Radfahrer wird bisweilen böse und klingelt, als wolle er den zugeparkten Radweg „frei klingeln“. Ein unschönes Missverständnis, ausgelöst durch eine inkonsequente amtliche Beschilderung. Weiter westlich führt der Uferweg dann auf den Spielplatz am „Gänskippel“ zu, der wegen der missverständlichen Beschilderung eingezäunt werden musste. Die Radfahrer Richtung Mainbrücke nutzen davor eine schräg durch den Rasen führende Fahrspur in Form eines Trampelpfads, den sie sich hilfsweise gefahren haben.
Auch der Weg Landungsplatz zum Spielplatz ist für die Doppelnutzung nicht ausreichend breit, weswegen Familien auf dem Weg zum Spielplatz mit Radfahrern konkurrieren und die Kinder durch Festhalten an der Hand geschützt werden müssen. Der Trampelpfad ist übrigens inzwischen so etabliert, dass er auch umgekehrt befahren wird, auch wenn die Radfahrer von der Straße aus absteigen müssen, um den Bordstein von der Straße aus zu überwinden. Das geschieht sogar häufig.
Aber es ist natürlich gut, dass das neue Städtebaukonzept das Thema Mainufer als so wichtig herausstellt. Was nur weitgehend fehlt, ist die Nutzung. Zwar steht zu lesen, dass die Parkplatzfläche zugunsten der Freizeitnutzung eingeschränkt werden solle, aber es fehlt die Differenzierung. Wenn wir Freizeitnutzung und Gastronomie am Ufer haben wollen, dann benötigen wir dazu auch Parkplätze. Auch Anlieger und Besucher sollten in begrenztem Ausmaß Parkplätze – tagsüber und auch über Nacht – vorfinden. Überhaupt kein Verständnis habe ich aber für gewerbliche Fahrzeuge bis hin zu regelrechten Lastwagen, die bisweilen tagelang und über das Wochenende hier abgestellt werden, teilweise auch schmuddelige Baufahrzeuge mit Ladepritschen voller Unrat oder Gerümpel.
Es gibt Firmen, die keine eigenen Abstellmöglichkeiten haben und die dann ihre Anhänger oder Lieferwagen tage- oder wochenlang dort abstellen, auch wenn das Mainufer dann nicht mehr als Image prägender „Vorzeigebereich“ wirkt, sondern eher wie ein gewerblicher Abstellplatz am Rande eines Bauhofs.
Es gibt aber auch noch eine andere fehlgeleitete Nutzungsart. Das Mainufer vor der Altstadt wird als Dauerabstellplatz für Wohnwagen und Wohnmobile missbraucht. Solche Fahrzeuge werden oft monatelang nicht gebraucht und ihre Halter lassen sich von der Stadt die Langzeitnutzung spendieren. Da ist die Campingplatznutzung (nicht nur im Sommer) fast noch sympathischer. Die Gastronomie hat Vorteile, und auch Einkaufsmöglichkeiten könnten genutzt werden. Problematisch sind dabei die fehlenden Sanitäranlagen und so sieht man so manchen Übernachtungscamper zum Ufergebüsch gehen, manchmal sogar mit der Rolle Toilettenpapier in der Hand.
Fehlnutzungen, bei denen die Ordnungsbeauftragten meist großzügig wegsehen, sollten eigentlich ausgeschlossen sein – durch die Beschilderung. An Laternenmasten hängt ein Schild „Parkplatz, nur für PKW“. Auch hier eine Regelung, die von den Ordnungsbehörden ignoriert wird, vielleicht, weil sie lückenhaft ist und im Streitfall nicht gerichtsfest.
Das alles ist nicht neu und vielleicht möchte man im Rathaus eine gestalterische Überarbeitung abwarten, bevor man etwas verändert. Ich wende dagegen ein, dass es gefährlich ist, vorher alles so richtig verlottern zu lassen, weil ich weiß, wie schwer es ist, eine Gegend mit einem angekratzten Image wieder mit einem besseren Ruf zu versehen. Das Mainufer ist da schon seit Jahren auf keinem guten Weg. Der einzige Trost, der dem Stadtplaner des Zeitabschnitts der 1970er-Jahre bis zum Ende des Jahrhunderts bleibt, ist die Tatsache, dass es uns damals gelungen ist, der Altstadt und dem Mainufer ein positives Image zu verpassen. Aber was war das für ein Kraftakt! Besser ist es allemal, wenn man durch zeitnahe Reparatur und Pflege Werte erhält und das Image pflegt. Zumindest es nicht erst niedergehen lässt.
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