Eine kostendeckende Bezahlung der Hausbesuche wäre für alle Beteiligten der beste Weg: Die Kassen würden Geld sparen, die Notaufnahmen der Krankenhäuser wären entlastet, der Patient würde sich sicherer und bestimmt zufriedener fühlen. Also eine Win-win-Situation!
Als unsere Familie 1957 nach Hessen zog, war unser Ortsteil nur halb so groß wie heute und bis 1972 eine eigenständige Gemeinde mit eigenem Bürgermeister und einem praktischen Arzt. Dieser machte bis in die 70er Jahre Hausvisiten, ebenso sein Nachfolger. In diesen Jahren erhöhte sich die Einwohnerzahl auf das Doppelte.
Um 2000 siedelte sich eine Gemeinschaftspraxis mit drei Ärzten in unserem Ortsteil an. Diese machten ab sofort keine Hausbesuche mehr und das ist bis heute so. Am 19. Februar 2018 von 8 Uhr bis 8.45 Uhr war die Telefonnummer besetzt. Es gibt nur eine Telefonnummer für alle drei Ärzte. Außerdem gehen alle drei gleichzeitig in Urlaub; die gesamte Praxis ist in dieser Zeit geschlossen.
Meine Frage ist: Waren die Ärzte früher Idealisten oder ist die Bezahlung der Hausbesuche heute relativ gering im Verhältnis zu damals?
Bei der wachsenden Alterspyramide in Deutschland wäre ein Umdenken in allen Servicebereichen (falls überhaupt vorhanden) hin zu mehr Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft geboten. Immer nur neue Geräte und technische Finessen sind keine Hilfe zur Erhaltung der Selbstständigkeit und des Selbstwertgefühls. Im Gegenteil, sie führen zu Einsamkeit und Hilflosigkeit. Psychosomatische Erkrankungen, Depressionen und Demenzen sind die Folge. Die dadurch entstehenden Kosten für die Gesellschaft sind enorm.
Inge Rehm, Weilbach
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