Buntes Treiben auf der grünen Wiese

Mittelaltermarkt: 1800 Besucher auf dem GRKW-Gelände

WEILBACH (drh) – Eine Reise in die Zeit um 1300 erfuhren die Besucher des Mittelaltermarktes anlässlich des 900- jährigen Ortsjubiläums. 

 

Rund 1800 Besucher hatten sich auf den Weg ins Naherholungsgelände der GRKW gemacht, um das Flair der Gaukler, Mägde und Burgfräuleins, Knappen und Ritter zu erfahren. An über 20 Marktständen konnten die Besucher traditionellen Handwerkern über die Schulter schauen und sie bei ihren Fertigkeiten beobachten. 
Löffelschnitzer Peter Emich zeigte beispielsweise, wie er aus einem rohen Stück Zwetschgenholz ein Löffel fertigt und die junge Sattlerin Mechthild Hesse führte vor, wie sie aus stabilem Zaumleder Hundeleinen, Zügel oder Schwertscheiden näht. Mechthild Hesse ist auch im richtigen Leben als Sattlerin tätig, beschränkt sich da aber vor allem auf das Anpassen von Reitsätteln und die Reparatur von Pferdebedarf. „Der Sattlerberuf ist altes Handwerk, das dennoch gebraucht wird“, so Mechthild Hesse, die weiß, dass jährlich nur etwa 20 Lehrlinge für Süddeutschland ausgebildet werden. „Da kommen dann aber auch schon Auto-, Pferde- und Bottsattler zusammen“, so Hesse. 
Wenige Meter weiter zeigte ein Schmied mit einem großen Blasebalg sein Können und gleich nebenan bog Johannes von Falkenstein, mit bürgerlichem Namen Jens Hupfeld, Eisenöse an Eisenöse, um ein weiteres Element eines Kettenhemdes zu fertigen. Für sein eigenes Kettenhemd hat Jens Hupfeld 600 Arbeitsstunden benötigt, schließlich mussten auch 80.000 Einzelglieder aneinander gefügt werden. Das fertige Kettenhemd hat ein Gewicht von 20 Kilogramm. Dass das Ritterdasein damit kein Kinderspiel ist, bewiesen auch die Kämpfer, die in der kleinen Arena ihre Kampfkünste mit Schwert, Lanze und Schild zeigten.
Besonders die Kinder waren vom Einsatz der Kämpfenden beeindruckt und manchmal gar etwas ängstlich, wenn die Schwerter nur so aufeinander krachten und kurz drauf ein Ritter zu Boden ging. Spätestens wenn die Geschlagenen sich aber wieder aufzurichten versuchten, wurde auch den Erwachsenen klar, welch Kräfte im Schaukampf von Nöten sind, um die schweren Rüstungen und Waffen zu tragen und zu handhaben. 
Da kommt das Gauklerdasein doch viel gelassener daher, denn mit verschmitzten Gesicht führte Hofnarr Maxx seine kleine Königsmarionette übers Gelände oder jonglierte mit Bällen. Lauten-, Drehleiher- und Dudelsackspiel sorgten für musikalische Unterhaltung und kaum waren die ersten Töne gespielt, scharrten sich Gewandete und Neuzeitlinge um die Musiker. 
Ein wenig abseits lagerten die „Ourewäller Marktbesucher“. Vier Familien, die ihre Freizeit ganz dem Mittelaltertreiben gewidmet haben, hatten bereits am Freitag auf der grünen Wiese Quartier bezogen, ihre Zelte aufgeschlagen und Kochstellen eingerichtet. „Wir zeigen das Alltagsleben des Mittelalters und kochen daher auch nur mit Zutaten der Zeit“, so Stephan Müller, der mit seiner Familie seit zwölf Jahren in Bad Weilbach lebt und dennoch das Schlafen auf dem Schafsfell dem nahen heimischen Bett vorzog. Die Mittelalter-Fans speisten an einer großen Tafel, warfen dabei zwar keine Knochen hinter sich, doch suchte man auch Kartoffeln und Tomaten vergeblich. „Wir essen eben Wurzelgemüse und Fleisch“, so Stephan Müller, der zugibt, dass alle Authentizität auch Grenzen habe, könne er eben nicht einfach einen Hasen erschießen, sondern müsse ihn eben vorher auch im Geschäft kaufen. Hinter einem der Stoffzelte verbarg sich dann auch ein Kühlschrank, müssten gewisse hygienische Anforderungen eben einfach erfüllt werden. Und waren auch die meisten Zelte nur mit Leinen und Holzstangen errichtet, gab es zwei Stangen, die mit neuzeitlichem Klebeband geflickt waren. „Der Wind hat uns am Freitag eben schwer gebeutelt, da mussten wir eben mal improvisieren“, gestand Müller, der sonst vor allem interessierten männlichen Besuchern Auskünfte zu Rüstungen und Waffen erteilt.
Die Damenwelt interessiere sich eher für den Umgang mit Stoffen und Garnen und so führten die Frauen der „Ourewäller“ das Wollespinnen und Weben vor. „Wir verzichten ganz aufs Verkaufen von Produkten. Alles was wir fertigen ist für unseren Eigenbedarf gedacht. Die gewebten Bändchen verzieren unsere eigenen Gewänder“, so Müller. Dennoch gab es für die Marktbesucher jede Menge Gelegenheiten, das eigene Hab und Gut unters Volk zu bringen. Für viele Attraktion galt es nämlich durchaus Silberlinge und Münzen zu latzen.
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