Erbsensuppe für das „Manna Mobil“

Die Einnahmen des diesjährigen Erbsensuppensonntags gehen an regionalen Verein

WEILBACH (ak) – Seit mehr als 30 Jahren ist der „Erbsensuppensonntag“ in der Weilbacher Pfarrgemeinde Maria Himmelfahrt schon Tradition. Zum sechsten Mal luden am letzten Sonntag die Katechetinnen des Kommunionjahrganges 2007, unterstützt von ihren Familien, dazu ins Gemeindezentrum ein.

 

Für den „großen Erbsensuppentag“ traf sich das „Erbsensuppen-Team“ von acht Frauen und einem Mann schon im August zur Planung. Am Tag vor dem großen Suppenessen wurden auf dem Wochenmarkt alle Zutaten frisch – außer natürlich der Erbsen, die sind ja getrocknet – eingekauft, die in eine gute Erbsensuppe gehören: Lauch, Sellerie, Kartoffeln, Zwiebeln und Majoran. Dazu kamen dann noch Speck, und daraus wurden etwa 120 Liter Suppe gekocht. Am Erbsensuppensonntag konnten die Gäste dann einen Teller Suppe und ein Paar Würstchen für 5 Euro kaufen und an den langen Tischen im Pfarrheim zusammen verzehren. Dabei durfte sich jeder, wie immer, so viel Suppe nachholen, bis er satt war. Selbstverständlich wurden auch in diesem Jahr wieder Kuchen gespendet und auch eine Tombola war wieder ausgerichtet worden, alles für einen guten Zweck.
Wie beliebt dieses Erbsensuppen-Essen ist, konnte man schon an der langen Warteschlange erkennen, die auf der Treppe im Erdgeschoss begann und bis vor die Erbsensuppen-Töpfe im Gemeindesaal im ersten Stock führte. Jeder stand hier zunächst einmal sehr geduldig an. Bald war Saal gut gefüllt, die leckere Erbensuppe fand reißenden Absatz. Wer an diesem Tag nicht im Gemeindesaal essen konnte, kam mit dem „Tupper-Dippchen“ vorbei und holte sich seine Suppenportion für zu Hause ab. 
„Fünf Euro für einen Teller Erbsensuppe ist natürlich viel – aber den Überschuss spenden wir in jedem Jahr. Die letzten beiden Jahre haben wir ins Ausland gespendet. Diesmal wollten wir mit unserer Spende in Deutschland bleiben, weil es hier durchaus auch Organisationen gibt, die es verdient haben, unterstützt zu werden!“, erklärte Carmen Geyersbach vom Erbsensuppen-Team. Daher werden die Spenden aus dem „Erbsensuppen-Event 2012“ an den gemeinnützigen Verein „Erica’s Manna Mobil“ fließen, welcher seit 2007 frisch gekochte Mittagessen für Schüler in Wiesbaden, Frankfurt und Rüsselsheim anbietet. Den Verein dürfte das freuen: Mit dem Event konnte das Erbsensuppen-Team immerhin 1050 Euro zur Unterstützung seiner Arbeit sammeln. 
Bei einer Vorstellung der Initiatoren des Vereines, Gabriele und Michael Abshagen, die sich ganz offensichtlich sehr gerne mit der Gemeinde Maria Hilf zum gemeinsamen Essen an den Tisch setzten, konnten die Weilbacher erstaunliches erfahren: Selbst in Städten wie Wiesbaden gibt es obdachlose Kinder aus allen Schichten der Bevölkerung. In fünf Wiesbadener Stadtteilen leben mehr als 50 Prozent der Einwohner von Hartz IV. Fast jedes vierte Kind in Wiesbaden wächst in einer von Sozialhilfe unterstützten Familie auf. Viele dieser Kinder gehen schon morgens ohne Frühstück zur Schule, ihr Mittagessen besteht oft bloß aus einer Tüte Chips oder einem Schoko-Riegel. In Familien mit mehreren Kindern ist das Geld für die vereinzelt von Schulen angebotenen Mensa-Essen zum Preis von drei oder vier Euro pro Kind und Tag manchmal einfach nicht „übrig“. Die Möglichkeit, diesen Kindern eine warme Mahlzeit zu Mittag anzubieten, eröffnete sich für das Ehepaar Abshagen in einem „göttlichen Moment“, als ein Frankfurter Unternehmer zur Erinnerung an seine verstorbenen Ehefrau Erica (die Namenspatin des Vereins wurde) Geld für eine gute Sache zur Verfügung stellen wollte und sich deshalb an sie wandte, weil er von ihnen wusste, dass sie schon lange nach einer Möglichkeit suchten, sich sozial zu engagieren. Mit dieser „Anschubfinanzierung“ konnte sich der Verein, der sich zu 90 Prozent aus Privat- und zu zehn Prozent aus Firmenspenden finanziert, zu einer Institution entwickeln, die inzwischen eine effektive Versorgung von Schulkindern mit frischem und gesundem Mittagessen in Wiesbaden, Frankfurt und Rüsselsheim leistet. Allein in Wiesbaden hat das „Manna Mobil“ im Jahr 2011 etwa 16.500 (!) kostenlose Essen an Kinder ausgegeben. Bei „Manna Mobil“ arbeiten zwar mittlerweile drei Teilzeitbeschäftigte, damit die Arbeit in der Küche auch professionell vorbereitet und organisiert wird, alle anderen etwa 55 Mitarbeiter machen ihren Job aber ehrenamtlich. Zwar sind auch einige Ehrenamtliche dabei, die gerne beim gemeinsamen Gemüseschnippeln oder ähnlichen Arbeiten in der Küche helfen, die meisten von ihnen kommen aber bei der Essenausgabe und der Betreuung der Kinder am Mittagstisch zum Einsatz. „Wir haben schnell gemerkt, es geht nicht nur ums „Kinder füttern“, sondern auch um den sozialen Aspekt des gemeinsamen Essen, Erzählens und Zuhörens“ sagte Michael Abshagen, dem man anmerkte, wie viel Herzblut er ins „Manna Mobil“ steckt. Die Weilbacher Gemeindereferentin Kornelia Schattner konnte so neben dem „Helfen wollen“ schnell noch eine weitere große Gemeinsamkeit zwischen dem Verein und der Kirchengemeinde entdecken: „Das gemeinsame Essen ist nicht nur das A und O im Leben Jesu, sondern auch beim Manna Mobil!“, hob sie lachend hervor. Alle Aktionen des „Manna Mobil“ e.V. sind selbstverständlich mit den zuständigen Stellen an den Orten, in denen der Verein tätig wird, abgesprochen. „Einmal hat man mich zwar nach unserem pädagogischen Konzept gefragt – aber da hab‘ ich geantwortet: Meine Mutter hatte auch kein pädagogisches Konzept beim täglichen Mittagessen!“, erzählte Michael Abshagen von seinen Behörden-Kontakten. Inzwischen ist die Essensausgabe des „Manna Mobil“ nicht nur zu einem festen, sondern auch bei den Kindern sehr beliebten Treffpunkt an den vom Verein angesteuerten Orten geworden. Im Wiesbadener Stadtteil Gräselberg kommen schon mal über 90 Kinder an einem Tag zum Mittagessen. „Da sitzt dann sozusagen die ganze Welt mit uns an einem Tisch. Es kommen Kinder aus Aussiedlerfamilien, Kinder aus afrikanischen Familien, Iraner, afghanische Kinder und natürlich Wiesbadener“, freut sich Abshagen darüber, wie beliebt das „Manna Mobil“ dort ist. Nicht nur die Kinder kommen aus allen Gesellschaftsschichten, auch die insgesamt über 50 Ehrenamtlichen des Vereines sind bunt zusammengewürfelt: „Bei uns helfen neben vielen netten älteren Damen – die übrigens bei den rauen Jungs sehr beliebt sind!- auch Anwälte, Architekten, Unternehmensberater oder Flugbegleiter“, erzählte er. „Und besonders auch „abgehobene“ Firmen schicken in der letzten Zeit gerne ihre Mitarbeiter für „days off“ zu uns, damit sie einfach mal wieder Bodenhaftung bekommen. Und die sind alle begeistert!“ Im August dieses Jahres war das Engagement des Vereins und seiner Mitglieder dem ZDF sogar einen langen Beitrag in seiner Sendung „heute“ wert. 
Auch Michael Abshagen selbst hilft an einem Tag in jeder Woche bei der Essensausgabe. Er freut sich sehr über die Anerkennung der Kinder, die sich auch schon mal in Kommentaren wie „Ihr macht das beste Essen der Welt!“ äußert und möchte gerne das Angebot des Vereins etwa auch auf Hausaufgabenhilfe ausweiten. Da für solche Zukunfts-Ideen viele Helfer gebraucht werden, sind helfende Hände beim „Manna Mobil“ immer gesucht und willkommen.
Kontakt und Information zum Verein Erica’s manna mobil e.V. kann man über die Homepage www.mannamobil.de oder telefonisch über die Geschäftsstelle in Wiesbaden unter 0611/73424014 bekommen.
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