Verhungert trotz übervollen Magens In einem toten Wickerer Storch findet Bernd Zürn große Mengen Gummibänder

Mit einer Flügelspannweite von über zwei Metern ist dieser Storch auch im Tod noch eine beeindruckende Erscheinung. Der Ring an seinem rechten Bein trägt die weltweit nur ein Mal vergebene Bezeichnung 7T688.

In einem toten Wickerer Storch findet Bernd Zürn große Mengen Gummibänder

Mit "Ich habe eine schlechte Nachricht für dich!" meldete sich am vergangenen Montagmorgen ein Mitarbeiter der Deponie Wicker telefonisch bei Bernd Zürn. Mitarbeiter hatten bei Arbeitsbeginn einen toten Storch gefunden. Er lag im "Feuchtgebiet", einem sehr schönen renaturierten Teil im Nordosten der Deponie nahe der Gartenstadt Massenheim. Dort hatte der Flörsheimer BUND, tatkräftigt unterstützt von dem örtlichen Energieversorger, vor rund zwanzig Jahren zwei Storchenmasten aufgestellt.

In den vergangenen zwei Jahrzehnten sind auf einem der Masten fast fünfzig Jungstörche geschlüpft. Der andere Mast wurde nur gelegentlich als Brutplatz angenommen. Deshalb freute sich Bernd Zürn, dass in diesem Jahr ab dem 19. April ein Storchenpaar dort Quartier bezog. Einer der beiden trug am rechten Bein einen Ring mit der Bezeichnung 7T688. Bei seinen Beobachtungen hatte Zürn den Eindruck, dass die beiden tatsächlich brüteten. Auch noch am 10. Mai bei seiner letzten Kontrolle.

Danach änderte sich das Verhalten der Tiere: Sie standen mitunter beide längere Zeit im Nest oder verließen es sogar gemeinsam. Das sind keine guten Zeichen für eine Brut, denn da muss immer ein Elternteil auf den Eiern sitzen und darf nur für ganz kurze Zeit aufstehen. Andernfalls werden die Eier kalt und die Brut ist verloren.

Störche halten Ringe für Würmer

Keine 200 Meter von diesem zweiten Mast fand Zürn am Montagmorgen den toten Storch. Er war noch warm. Äußere Verletzungen waren nicht sichtbar. Deshalb nahm Zürn das Tier mit nach Hause. Die gründliche Untersuchung bestätigte, dass mechanische Einwirkungen, zum Beispiel durch Autos oder Anprall an Stromleitungen, nicht zum Tod geführt haben konnten. Deshalb widmete Zürn seine Aufmerksamkeit den Innereien. Und siehe da: Das, was er befürchtet hatte, fand er dann bei der Öffnung des prall gefüllten Magens: jede Menge Gummiringe! Zwei Hände voll! Der Storch war - trotz prall gefüllten Magens - verhungert.

Für den BUNDler Zürn war das leider nichts Neues. Schon zwei Mal in den vergangenen Jahren hatte er dieses Phänomen bei seinen "Obduktionen" als Todesursache entdeckt. Die Erklärung? Störche fressen unter anderem Würmer und füttern ihre Jungen in den ersten Lebenstagen damit. Bei ihrer Futtersuche halten Störche die Gummis für Würmer und fressen sie. In vielen Gärtnereien werden große Mengen dieser Gummiringe verwendet. Damit werden Kräutersträußchen gebündelt. Natürlich bleiben immer wieder solche Gummis auf dem Boden zurück. Mit tödlichen Folgen für unsere Störche.

Zwanzig Jahre kann ein Storch durchaus werden. Für den verhungerten 7T688 war das Leben schon nach zwei Jahren zu Ende. Er wurde im Jahr 2018 in Biebesheim (Kreis Groß-Gerau) geboren. Damals bekam er einen Ring mit der Nummer. Mit Hilfe dieser Ringangaben konnte Bernd Zürn sein kurzes Leben verfolgen.

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