Wicker hat jetzt einen Westfriedhof

Tanz, Gesang und lokalpolitische Seitenhiebe bei den Sängerlust-Sitzungen – Grandiose Tanzgruppen begeistern

Oliver Christ ist auf der Narrenbühne zurück. Als ein „frischgebackener Papa“ feierte der Redner sein Comeback auf der Sängerlust-Sitzung.
(Fotos: R. Dörhöfer)

WICKER (drh) – „Wir müssen ihn so nehmen wie er ist“, sagten die Wickerer über „König Antenbrink“, dem sie nicht so schnell verzeihen, dass er einen Weilbacher mit der Entwurfsgestaltung für die Kreiselmitte beauftragt hat. Das neue Rathaus verglichen die Youngsters der Sängerlust in ihrer Partybus-Nummer mit dem Prachtbau „Elbphilharmonie“, sodass „Mainphilharmonie“ ein passender Name sei. Die Teenies sangen in Englisch und Französisch und merkten an, dass der Trump‘sche Mauerbau doch in Flörsheim längst stattgefunden habe: „Zwischen den beiden Eliteschulen steht schon eine Mauer. Da wird die Zweiklassengesellschaft gelehrt und gelebt“, und die Wickerer Deponie schlugen die Jugendlichen der Gruppe „Six Pack“ kurzerhand als künftigen Wickerer Westfriedhof vor: „Der Gärrestebehälter kompostiert doch jegliche Art von Biomasse.“ Während die Jugendlichen mit ihrem Partybus einmal rund um Wicker reisten, traten die Herren der „Selbsthilfe-Gruppe“ eine rasante Tanz-Tournee rund um den Globus an.

Fastnacht ist in Wicker in jedem Fall eine Angelegenheit für alle Altersklassen und so gehörten auch die „Bambinis“ mit ihrer kecken „Minions“-Darbietung ins Programm. Frech eroberten sich die kleinen gelben Wesen ihre geklaute Bambini-Banane auf der Bühne zurück. Die Zahnspangengeneration des Kinder-Balletts „Mini-Freaks“ zeigte sich in feschen Schuluniformen. 22 Kids zeigten, wie es an einer Wickerer Highschool zugehen würde. 

Bis zur Einschulung hat der „frisch gebackene Papa“ Oliver Christ zwar noch etwas Zeit, doch auch jetzt schon konnte der mit Augenringen belegte Christ so einige Anekdoten in seinem Vortrag kund tun. Christ ist nach einigen Jahren Pause auf die Rednerbühne der Sängerlust zurückgekehrt und bewies erneut, dass er sein Handwerk keineswegs verlernt hat.

Ciro Visone ist zwar kein Eigengewächs der Sängerlust, doch ist der Mainzer Redner schon seit vielen Jahren als Stammgast im Sängerlust-Programm vertreten, wo er Jahr für Jahr neue italienische Liebesweisheiten kund tut. Neu auch so mancher Gag von Pfarrer Sascha Jung. „Ich lass die Passagen der Renovierung einfach weg. Kennt eh schon jeder aus der Zeitung“, meinte Jung, der kurzerhand seine eigenen kreativen Beerdigungswünsche äußerte. Herzhaft gelacht wurde auch, als das Publikum erfuhr, dass Pamela Anderson Verwandtschaft in Wicker hat. Ein betagter Wickerer Senior, der den Gag der Papstaudienz von seiner Tochter nach der Harmonie-Sitzung erzählt bekam und herzhaft lachen musste, fragte nämlich tatsächlich nach und wollte wissen, wie denn die „Anderson der Papstaudienz nun mit der Wickerer Endersen“ verwandt sei. 

Die Stammtisch-Sänger gaben an, dass sie vor 40.000 Leuten singen würden, ohne auch nur eine Lüge in den Mund zu nehmen. Das Stichwort „Alternative Fakten“ löste das Rätsel. 

Die Sänger fuhren mit der 18 bis nach Istanbul zum Hessentag und das Wirken des Bürgermeisters besangen die Herren mit „Den Kreisel mach ich schön ohne zu fragen, die Kosten aber dürft ihr dann tragen“. Einige trockene Kalauer präsentierte Alfred Spieß als „Bauer aus der Pfalz“, und die Redner Holger Berndt und Daniel Sabisch suchten nach Argumenten für Urlaub an der See oder in den Bergen. 

Eine fulminante Show der vier Elemente zeigte die große Musical-Gruppe. Wie auch beim großen Ballett „Ina‘s Tanzcafé“ überzeugten sowohl das tänzerische Können als auch die kreative Kostümvielfalt. Akrobatische Hebefiguren, moderner HipHop, Licht-Technik und nicht zuletzt die attraktive Ausstrahlung der Tänzerinnen machten die Darbietungen zu Höhepunkten der Sitzung.

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