9. Hattersheimer Stadtmeisterschaften

24 ausgewiesene Koryphäen des Schocksports trafen sich im Grünen Baum

HATTERSHEIM (idl) – Im Laufe der letzten Jahre hat sich der Main-Taunus-Kreis sukzessive zum Mekka des deutschen, ja internationalen „Schockens“ gemausert.

 

Zur Freude jedes Lokalpatrioten stellen Hattersheim und Okriftel die über jeden Zweifel erhabenen Hochburgen des höchst anspruchsvollen Würfelsports dar. Dem Visionär Robert Eise ist es zu verdanken, dass die beiden in inniger Hassliebe verbundenen Stadtteile zwei Mal im Jahr die Besten der Besten ihrer Würfelsportler zusammenrufen, um in einem großen Turnier den „Primus inter pares“ zu ermitteln.
Am vergangenen Freitag war es wieder einmal soweit. 24 ausgewiesene Koryphäen des Schocksports trafen sich zur „9. Internationalen Hattersheimer Stadtmeisterschaft“ um im ebenso fairen wie selektiven Aufeinandertreffen in Hattersheims Kultlokal „Grüner Baum“ einen Turniersieger zu küren. Kurz zum Regelwerk. Gespielt wird mit drei Würfeln. Es ergeben sich folgende Kombinationen und Wertungskategorien:
1.) Normaler Wurf. Gelesen wird das Ergebnis von der höchsten zur niedrigsten Zahl. Zum Beispiel 5–4–2, 6–5–1. Die 2–2–1 ist folgerichtig der niedrigste Wurf den man würfeln kann. Der schlechteste Spieler am Tisch bekommt in diesem Fall einen Deckel, sofern eine solche Kombination die höchste gewürfelte Wertung darstellt.
2.) Straße. Zahlenkombination mit aufeinanderfolgenden Würfelzahlen. Zum Beispiel 4–5–6 oder auch 1–2–3.Eine Kombination übrigens, die in Hattersheim und Okriftel in Anlehnung an eine legendäre Fehleinschätzung auch „Volki“ genannt wird. Eine höhere Straße ist mehr wert als eine niedrige Straße. Der schlechteste Spieler am Tisch erhält in diesem Fall zwei Deckel.
3.) Drei Dicke. Drei gleiche Zahlen. Beispielsweise 5–5–5. Der Spieler mit dem schlechtesten Wurf am Tisch bekommt drei Deckel.
4.) Jule. Die Kombination 4–2–1 wird nicht als „Normaler Wurf“ sondern als „Jule“ gewertet. Eine „Jule“ ist der zweithöchste Wurf im Schocksport. Der Verlierer am Tisch erhält sieben Deckel.
5.) Schock. Ein Schock ist eine Kombination aus zwei Einsen und einer beliebigen Zahl. Er liegt immer höher, als normale Würfe, Straßen oder Drei Dicke. Der Verlierer bekommt so viele Deckel, wie die Zahl neben den Einsen Augen hat. Also 2 gleich zwei Deckel, 4 gleich vier Deckel und so weiter.
6.) Schock aus. Ein „Schock aus“ sind drei Einsen. Der Verlierer bekommt in diesem Fall alle Deckel, auch die bereits verteilten, und hat die Runde verloren. Ein kurzer Einblick ins Regelwerk macht auch Schockunkundigen rasch klar, das es der Schocksport in Sachen Komplexität und intellektuellem Anspruch durchaus mit anderen an Tischen gespielten Populärsportarten wie zum Beispiel Schach mehr als aufnehmen kann. Nicht umsonst wird Schocken in einigen ländlichen Bereichen Frieslands und der Uckermark noch heute als „Becherschach“ bezeichnet.
Frei nach dem Motto „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ fordert „Schocken“ auch in Sachen körperlicher Fitness und mentaler Stärke beinahe Übermenschliches vom Schocksportler. Nichts also für Weichwürfler oder chronische Couchkartoffeln. Da bildeten auch die „9. Hattersheimer Stadtmeisterschaften“ keine Ausnahme. Im mehrstündigen Turnierverlauf gab es zwar keine Ausfälle zu verzeichnen, doch mehreren Aktiven stand am Ende die Anstrengung ins Gesicht geschrieben. Auf dem Olymp des Wettbewerbs, sprich am „Final Table“ versammelten sich am Ende vier Hochkaräter der hiesigen Schockszene: Volkmar „Mir tät’s lange“ Strauch, Michael „Die Socke“ Juhasz, Jogi „Ihr Leut’, ihr Leut’“ Heun und Thomas „Tikee“ Hantke.
Jungwürfler Hantke wurde von den alten Hasen gleich zu Beginn kalt erwischt und musste als erster die Segel streichen. Trotzdem Respekt für den 4. Rang. Hattersheim Hoffnung Jogi Heun, Stadtmeister im Jahr 2009, wurde als nächster eliminiert, durfte sich aber über einen guten 3. Platz auf dem Stockerl freuen. Im alles entscheidenden letzten Spiel setzte sich „Socke“ Juhasz mit einem schön herausgewürfelten „Schockolad“ gegen Würfellegende Volki Strauch durch und bescherte der Okrifteler Schockszene einen unerwarteten aber verdienten Erfolg in der Höhle des Löwen.
Freuen durfte sich auch das Kinderhospiz „Bärenherz“. Am Turniertag wurden im „Grünen Baum“ über 300 Euro von den Turnierteilnehmern und Gastgeber Wirt Rainer Bitterer für „Bärenherz“ gespendet.
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