Ferienspielkinder als steinzeitliche Jäger

HATTERSHEIM (ak) – Einen Ausflug in die Steinzeit konnten 24 Ferienspielkinder am Samstag, 7. Juli, zusammen mit Manfred Brehl und seinen Vereinskollegen von der Schützengesellschaft 1905 Okriftel am Main machen – und dabei nicht nur mit steinzeitlichen Werkzeugen zum Beispiel Feuer entfachen, sondern auch mit Pfeilschleudern und Pfeil und Bogen bunte Luftballons „jagen“.

 

Nach einer anschaulichen Einführung zur Entwicklung steinzeitlicher Waffen vom Faustkeil über die Lanze, der Pfeilschleuder bis hin zu Pfeil und Bogen durch den Bogenschießtrainer der Schützengesellschaft Okriftel, Manfred Brehl, zeigten acht erfahrene Bogenschützen aus dem Verein, wie man mit der Pfeilschleuder und mit dem Bogen umgeht. Selbstverständliche wurde zuerst über die notwendigen Sicherheitsregeln geredet, erklärt wo die „Schusslinie“ ist, und dass der Pfeil erst geschleudert oder mit dem Bogen ausgelöst werden darf, wenn die Schussbahn freigegeben wurde. 
Mit der Pfeilschleuder einen Pfeil auf ein bestimmtes Ziel zu schleudern sieht zunächst einfach aus, braucht aber doch auch eine gewisse Übung, Augenmaß und einiges an Fingerspitzengefühl. „Du brauchst dich beim Schleudern nicht nach vorne zu beugen, bleib‘ gerade stehen und hole die Kraft nur aus dem Arm“, erklärte der Helfer immer wieder, trotzdem blieb die Luftballon-Reihe, die getroffen werden sollte, einige Zeit unversehrt. Auch Pfeil und Bogen sind nicht einfach zu handhaben. Alle Helfer gaben sich größte Mühe, den Kindern mit viel Geduld zu zeigen, wie man sicher steht, den Bogen korrekt „auszieht“ und den Pfeil schließlich am besten auslöst. „Wir wollen hier erreichen, dass die Kinder zumindest lernen, einen Pfeil in Richtung Ziel schießen zu können“, erklärte Manfred Brehl, gerade als auch schon die ersten Luftballons vom Pfeil getroffen laut knallend platzten, und ergänzte stolz schmunzelnd: „Man hört, dass es funktioniert!“
Die 10-jährige Hannah findet Bogenschießen klasse und überlegt sogar, ob sie das als neues Hobby anfangen soll. „Das ist einfach cool, wenn man mit seiner eigenen Kraft den Pfeil losschießt und dann tatsächlich trifft!“, findet sie, „ich habe das vor drei Jahren schon mal probiert, da hat’s noch nicht so ganz geklappt, aber hier bekomme ich das jetzt richtig beigebracht – ich hab‘ auch schon zweimal fast getroffen, das macht voll Spaß!“ Bei der Okrifteler Schützengesellschaft konnten die Kinder zwischen vielen Arten von Bogen den aussuchen, der in Größe und Machart am besten zu ihnen passte: Ob einfacher hölzerner Langbogen, mit Horn und Sehnen verstärkter Reiterbogen der Mongolen oder Blankbogen, für jeden der jungen Schützen fand sich der richtige.
Einen „Compound-Bogen“, der teuer und präzise ist und auch als echter Jagdbogen in Amerika verwendet wird, konnten sie sich auch anschauen. Manfred Brehl sind allerdings die einfacheren Bogen lieber. „Man kann viel selbst machen beim Bogenschießen, und das ist ja die Kunst: mit 'nicht perfektem' Material das Ziel zu treffen!“, findet er. Die Wurfschleudern und ihre Pfeile gibt es sowieso nicht zu kaufen, die muss man selbst „basteln“. Ihre „Schleuder“ ist aus einer mit Raspel und Schleifpapier bearbeiteten und mit einem „Dorn“ versehenen Dachlatte „improvisiert“, die Pfeile sind Kiefernstäbe, bei denen am einen Ende eine „normale“ heutige Pfeilspitze aus Metall anstatt aus Stein und am anderem Ende Stabilisationsfedern vom Truthahn angebracht sind, beides heute anstatt mit steinzeitlichem Birkenpech mit schwarzem Kleber aus der Heißklebepistole befestigt. Aber obwohl die Materialien natürlich nicht „authentisch“ sind, ist ihre Funktion das schon, denn mit genau dieser Technik wurde in der Steinzeit gejagt. Nicht alle Pfeile bleiben heil bei den Schleuderversuchen der Kinder, im Laufe des Vormittages häuft sich ein kleiner Berg zerbrochener Pfeile vor Manfred Brehl. Er sah es gelassen: „Die werden mit Epoxid-Harz einfach wieder geflickt – das hätten die in der Steinzeit auch so gemacht, halt mit einem anderen Kleber!“, lachte er. Dass die Kinder so viel Spaß am Pfeile schleudern hatten, konnte er gut nachvollziehen, haben doch mittlerweile sogar einige der „gestandenen Mitglieder“ der Okrifteler Schützengesellschaft ihr Faible für dieses steinzeitliche Jagdwerkzeug entdeckt.
Auch das Rahmenprogramm der Schützen kam bei den Ferienspielkindern sehr gut an: „Boah! Wir haben Feuer!“, „Voll cool, es brennt, es brennt!“, waren die begeisterten Kommentare, wenn es tatsächlich gelang Zunder aus Pappelsamen, Flaum vom Rohrkolben oder vom Zunderpilz mit Funken aus dem Feuerstein zu entfachen. Solche Begeisterung hätte man nicht mit einem Feuerzeug und Grillanzünder aus dem Baumarkt erreichen können. Zur Erinnerung an den schönen und spannenden Tag auf dem Schützengelände in Okriftel durften sich alle Ferienspielkinder eine Pfeilspitze aus Achat mit nach Hause nehmen.
Und vielleicht haben einige ja tatsächlich so viel Freude am Bogenschießen gehabt, dass sie auch mal das normale Training der Bogenschützen der SG Okriftel, immer sonntags von 11 bis 12.30 Uhr, besuchen werden – dort werden sie die 11-jährigen Geschwister Christian und Madline treffen, die bei den Ferienspielen vor zwei Jahren das erste Mal mit einem Bogen schossen und seitdem dort trainieren.
Noch keine Bewertungen vorhanden


X