Ein Fest der Fahrräder

Giro Hattersheim lockte einmal mehr viele Radsportbegeisterte an

Die größten Mannschaften auf dem Giro Hattersheim 2016 kamen aus Okriftel: als Verein und als Damenmannschaft stellte der TVO jeweils die mitgliederstärkste Gruppe an RadlernInnen(links im Bild), die Damen der Sparkasse Aachen (rechts in rot) kamen mit dem zweitstärksten Damenanteil.
(Foto: A. Kreusch)

HATTERSHEIM (ak) – Am Sonntag, 19. Juni, war es wieder so weit: Der Radsport-Club Radsportfreunde Hattersheim (RC) hatte zum Giro Hattersheim mit der 30. Radtourenfahrt des Bundes Deutscher Radfahrerund zur 30. Deutschen Sparkassen-Rundfahrt geladen. Etwa 1100 Radfahrer waren zu der seit Jahren beliebten Veranstaltung an den Start- und Zielpunkt an der Sporthalle am Karl-Eckel-Weg gekommen. Ausgewiesen waren Strecken von 155, 111, 72 und 24 Kilometern Länge für die Tourenfahrer und eine Strecke von 220 Kilometer für die Marathon-Radfahrer. Etwa 100 Helfer des RC sorgten an diesem Tag schon ab sechs Uhr morgens (Start der immerhin 185 Marathon-Fahrer) für die Organisation, für die gute Streckenbetreuung und für die Auswertung.

Mehr Teilnehmer als im Vorjahr
„Im letzten Jahr hatten wir bei Regenwetter nur 800 Teilnehmer – und auch wenn heute nicht nur reiner Sonnenschein ist, sind 1100 Teilnehmer für uns eine super gute Zahl!“, freute sich der 2. Vorsitzende Rainer Glatz. Dass dabei auch so viele Rad-Marathon-Fahrer nach Hattersheim kamen, schreibt er nicht nur den wenigen Terminen für den BDR-Marathon-Cup (insgesamt etwa zwanzig im Bundesgebiet, nur zwei davon in Hessen) zu, für den die Marathon-Strecke des RC in die Wertung einfließen konnte, sondern auch der modernen „scan & bike“- Anmeldungsmöglichkeit sowie dem guten Ruf des RC für ausgezeichnete Streckenführung und Organisation. 

Der Radmarathon (220 km, 3300 Höhenmeter) führte zusammen mit der Tour 1 (155 km) und Tour 2 (111 km) von Hattersheim durch den Taunus bis nach Schmitten, dann fuhren die Marathon-Fahrer weiter bis Naunstadt bevor sie wieder zurück durch den Taunus in den Rheingau nach Laufenselden und nach Hattersheim kamen. Die Fahrer von Tour 2 fuhren den gleichen Weg über Naunstadt, bogen allerdings bei Idstein schon wieder in Richtung Start ab. Tour 2 führte kurz hinter Schmitten wieder zurück. Tour 3 (72 km) brachte die Radfahrer bis nach Esch und wieder zurück, Tour 4 mit 43 Kilometern führte durch das Rhein-Main-Gebiet. Der Marathon und alle vier Touren brachten BDR- Wertungspunkte für die Radfahrer. „Und wir haben heute bisher nur leichten Nieselregen am Feldberg und einen Regenguss in Laufenselden von unseren Streckenposten gemeldet bekommen“, lachte Markus Görg vom RC Hattersheim sehr zufrieden.

Junge Mitfahrer, internationaler Besuch
Für die „Family-Tour“, auf die sich wohl die Wetterlage immer am meisten auswirkt, hatte der Verein einen schönen, so gut wie autofreien 24 Kilometer langen Weg zum großen Teil auf Regionalparkwegen zusammengestellt, der von den 43 Teilnehmern dieser Tour ganz offenbar mit viel Vergnügen geradelt wurde. Dabei war die jüngste „Selbstradlerin“ Lucy (vom Turnverein Okriftel) erst fünf Jahre alt, als „Mitfahrer“ absolvierte sogar ein sechs Monate alter Radfahrfan den Giro Hattersheim. Mittlerweile hat sich die tolle Veranstaltung des RC Hattersheim auch bis in die Niederlande herumgesprochen: Ein ganzer Bus mit 44 holländischen Radfahrern, von denen 35 den Radmarathon mitfuhren, war schon am frühen Morgen vor der Sporthalle eingetroffen – nach der Veranstaltung kam von den Teilnehmern aus dem Nachbarland über Facebook großes Lob und die Ankündigung, im nächsten Jahr wieder dabei zu sein. Die weiteste Anreise hatte jedoch Jens Bauer: Der Hattersheimer lebt seit drei Jahren in Shanghai und nutzt den Giro Hattersheim immer wieder gerne als Grund, seine Heimatstadt zu besuchen.

Mit einem Pokal und einer Magnumflasche Sekt wurden beim Giro Hattersheim nicht nur die drei Siegermannschaften der Deutschen Sparkassenrundfahrt, die in der Reihenfolge der von ihnen erradelten Kilometer bewertet wurden und bei denen die Frankfurter Sparkasse mit 4785 erfahrenen Giro-Kilometern den ersten Platz erreichte, ausgezeichnet, auch der Turnverein Okriftel bekam je einen Preis für die meisten Teilnehmer in der Vereinswertung und für die größte Damenmannschaft.

10 Jahre Hochradfahrer beim Giro
Eine nicht nur rein optische Attraktion sind seit nun schon zehn Jahren immer wieder die Hochradfahrer, die –zum Teil aus Bayern angereist, zum Teil aus Frankfurt oder Groß Gerau kommend– die 43 Kilometer-Tour des Giro Hattersheim auf ihren sperrigen, aber wunderbar anzuschauenden Vehikeln mitfahren. Sie erstaunen auch mit ihren Leistungen auf den hohen Rädern. Bei ihrer Zieleinfahrt boten sie mit Frack und Zylinder nebeneinander fahrend ein sehr eindrucksvolles Bild, ihre chromglänzenden Fahrräder mit den prachtvollen Lenkern und Sätteln wurden bewundert. „Ja, das kennen wir schon gut“, schmunzelte Winfried Göschel, nachdem er von seinem Hochrad abgesprungen war, „da kann einer mit einem 25000 Euro teuren Carbon-Fahrrad vorbeifahren und die Leute bemerken nur irgendein Rad – wenn wir aber dann kommen, sind alle immer sehr neugierig, das ist halt Nostalgie!“ Dabei ist auch ihr Hobby nicht gerade billig, so ein Hochrad kostet an die 4000 Euro, einmal Reifenwechseln schlägt mit 100 Euro zu Buche.

Dass den Hochradfahrern ihr Hobby aber viel Spaß macht, sieht man ihnen an, sie fahren strahlend an der Sporthalle vor. „Wir hatten so ungefähr drei Stunden reine Fahrtzeit, aber wir haben auch immer mal angehalten und dann beim Ratschen mit die Leit, oder beim Kaffee trinken oder Erdbeeren pflücken Pause gemacht“, erzählt Göschl weiter, „außerdem wollte die Besitzerin der Erdbeerplantage und auch ein Kind gerne mal naufsitzen und das Hochrad ausprobieren, da haben wir natürlich auch geholfen – es soll den Leuten ja Spaß machen, wenn wir vorbei kommen!“ Und obwohl man mit dem Hochrad durchaus auch schnell fahren könnte, genießen die Herren ihre Touren lieber. „Es gab früher schon auch Hochradrennen, zum Beispiel zur Eröffnung der Wiesn in München“, wissen sie zu erzählen, „und im September wird es im Kurpark von Bad Nauheim sogar wieder ein Hochradrennen geben.“ Peter Drnec nahm den Herren – unter ihnen die Hochradweltmeister Hans Rügner aus Frankfurt sowie Richard Ettmüller und Hans Reithmeier vom Starnberger See – gerne das Versprechen ab, sie auch im nächsten Jahr wiederzusehen. Die Hochradfahrer freuten sich über den Pokal und die Flasche Sekt, die der Erste Vorsitzende ihnen anlässlich des Jubiläums überreichte.

 

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