Fünf Tage voller Programm

Ökumenischer Stadtkirchentag 2017 bot zahlreiche Highlights / Gute Stimmung beim großen Abschlussfest

Mit zahlreichen Besuchern aus den Gemeinden beider Konfessionen aller drei Hattersheimer Stadtteile und sogar mit einigen von weiter weg angereisten Gästen fand am letzten Sonntag auf dem Hattersheimer Marktplatz der Abschlussgottesdienst des diesjährigen Ökumenischen Stadtkirchentages statt.
(Fotos: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – Der ökumenische Stadtkirchentag, der von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Hattersheim alle zwei Jahre veranstaltet wird, war in diesem Jahr vom 31. August bis zum 4. September von zahlreichen sehr gut gelungenen Veranstaltungen geprägt, die eine funktionierende Zusammenarbeit der beiden Konfessionen in der Stadt aufzeigten. Schon zum vierten mal fand das Ereignis statt.

Mit einem ökumenischen Gottesdienst gefolgt von einem kirchenkabarettistischen Abend im katholischen Pfarrheim in Eddersheim ging es am Donnerstag schon in heiterer Stimmung los, am Freitag folgten auf ein Frühgebet in der evangelischen Matthäuskirche in Okriftel ein Kreativ-Workshop im dortigen Gemeindehaus, ein gemeinsames Mittagessen im Hattersheimer evangelischen Gemeindesaal, ein Workshop „Meditativer Tanz“ im katholischen Pfarrheim Eddersheim, ein Abendgebet und schließlich das Kammermusical „Den Himmel um jeden Preis“ in der katholischen Christ-König Kirche in Okriftel. Der Samstag begann mit einem Frühgebet in der Eddersheimer evangelischen Kirche und dem ersten „Stadtkirchentag-Lauf“, der dort startete. Zur gleichen Zeit gab es ein Frauenfrühstück im Jugendheim von Christ-König. Am Nachmittag fanden Veranstaltungen extra für Kinder und Jugendliche statt: Ein Glaubensparcours und eine „Zeitreise“ in Hattersheim standen auf dem Programm. Der Samstagabend hatte zwei Veranstaltungen zu bieten, eine Vorabendmesse in der Hattersheimer katholischen Kirche St. Martinus mit anschließender Orgelmusik von Walter Langer und einen „Gottesdienst mal anders“ in der evangelischen Kirche in Hattersheim.

Einen schönen Abschluss fand der Stadtkirchentag 2017 mit einem großen ökumenischen Gottesdienst auf dem Hattersheimer Marktplatz, gefolgt von einem „Markt der Möglichkeiten“, auf dem sich kirchliche Institutionen und Organisationen präsentierten und der bis zum Stadtgeläut um 16 Uhr zahlreiche Besucher anzog, unter ihnen auch den Stadtverordnetenvorsteher Günter Tannenberger und Bürgermeister Klaus Schindling, nicht nur von der Möglichkeit der Information, sondern sicher auch ein bisschen vom wunderbaren Wetter gelockt.

Beim sonntäglichen Gottesdienst im Freien übertrug sich die gute Stimmung der Mitglieder der AKC, Pastoralreferentin Juliane Schaad, Pastoralreferent Dr. Sebastian Schneider und Pfarrer Andreas Klee von der katholischen Kirche sowie Diakonin Elke Lentz, Pfarrerin Marlene Hering und Pfarrer Johannes Kraus von der evangelischen Kirche, auf die Gottesdienstbesucher, rund um den Hattersheimer Marktplatz waren nur fröhliche und zufriedene Gesichter zu sehen. Angesichts der vielen Teilnehmer der Veranstaltung zeigten sich selbst die Veranstalter erfreut. „Das ist echt krass – so etwas wäre vor wenigen Jahrzehnten noch nicht möglich gewesen, vor hundert Jahren und vor 500 Jahren schon gar nicht!“, meinte Pfarrerin Hering mit einer Anspielung auf Luther und das Reformationsjubiläum in diesem Jahr.

Pfarrerin Hering und Pfarrer Kraus „verlegten“ für die Gottesdienstbesucher die von Jesus erzählte Geschichte vom Vater mit den zwei Söhnen, von denen der jüngere auf seinen Wunsch hin seinen kleinen Erbteil ausgezahlt bekam, in die Fremde zog, dort scheiterte und hungrig wieder zurückkam, in die Gegenwart. „Das ist eine Geschichte, die Flügel bekommen sollte, denn irgendwann ist das Leben zu eng und aus der großen weiten Welt locken Freiheit und Abenteuer“, erklärte Marlene Hering, „die Geschichten von Jesus haben immer etwas mit Freiheit und mit Loslassen zu tun, sie ist geeignet zum Nacherzählen etwa allen Eltern, die ihre Kinder als ihre Nachfolger sehen und dabei nicht merken, dass sie etwas ganz anderes wollen.“ Und was sollte man tun, wenn man „losgelassen“ hat, der Sohn aber in der Fremde scheitert und wieder an die Tür klopft? Ist hier Platz für Schadenfreude oder das berühmte „Siehste!“? Ist wirklich jeder „seines Glückes Schmied“? Das waren die Fragen, die die beiden Pfarrer im Hinblick auf die Geschichte an alle stellten und auch gleich zu beantworten versuchten. „Manche Pläne gehen nicht auf, Träume platzen, der eigene Lebensentwurf scheitert“, weiß Pfarrerin Hering, „da bleibt nur der Weg zurück, mit hängenden Schultern und klopfendem Herzen.“ Ist es dann richtig, einen so Zurückgekehrten mit einem Fest zu empfangen oder ist es doch nachzuvollziehen, dass der ältere Sohn, der seinen größeren Erbteil inzwischen mit Arbeit vermehrt hat, dem jüngeren das neidet? „Das ist eine Geschichte, die soll man weitererzählen denen, die mit einer sicheren Rente und einem sicheren Dach über dem Kopf sich darüber beschweren, dass Flüchtlinge Handys haben“, meinte Marlene Hering, „die sich vielleicht deshalb beschweren, weil sie Angst haben oder alleine sind – in der Geschichte, die Jesus erzählt, ist am Ende wie durch ein Wunder genug für alle da.“

Dass der heimgekehrte Sohn mit offenen Armen empfangen wurde, soll jedem zeigen, was Jesus gelebt hat: „Du weißt, dass du immer zurück kommen kannst – mit dieser Einstellung kann ein Weggegangener sich fallen lassen und den warmen Duft nach Wiedergefundenem genießen!“

Die Fürbitten des Stadtkirchentagsgottesdiensts galten allen Flüchtlingen, den Eltern der Welt, die ihre Kinder loslassen müssen, allen, die schon einmal den Schmerz des Scheiterns erleben mussten, aber auch den in Frankfurt von der Bombenräumung betroffenen Bewohnern. Gebeten wurde auch darum, dass bei der Bundestagswahl die Entscheidung der Wähler zu einem gerechteren Leben in der Welt beitragen wird.

Juliane Schaad freute sich über das „gute, lebendige und vielfältige Bild“, welches sich auf und um den Hattersheimer Marktplatz während des Gottesdienstes zeigte. Mit den Worten: „Heute sind viele Menschen hier, um zu zeigen, dass es sich lohnt, ein Teil von Kirche zu sein“, lud sie alle Besucher zum „Markt der Möglichkeiten“ ein.

Marlene Hering sprach zum Abschluss und im Hinblick auf das anschließende gemeinsame Mittagessen – Nudeln und Gulasch wurden angeboten – ein Tischgebet, mit dem Schlusslied unter schillernden Seifenblasen wurde der Gottesdienst abgeschlossen.

Im Anschluss gab es viele verschiedene Angebote für die Besucher, vom Mittagessen aus der „Gulaschkanone“ oder Kuchentheke über VdK-Informationen, Spiele wie Dosenwerfen und Schaumkuss-Fangen bei der SG DJK bis hin zur Ausstellung der im „Kreativ-Workshop“ entstandenen Bilder. Auch der „Glaubensparcours“ wurde geöffnet. Weiterhin gab es eine vielbeachtete „Modenschau“ des „Anziehpunktes“ und ein „Offenes Singen“.

Dass dieser Stadtkirchentag eine insgesamt sehr gelungene Veranstaltung war, darüber gibt es sicher bei den Besuchern und Beobachtern, aber auch bei den Veranstaltern gar keine Zweifel.

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