Geräuschkulisse Rechenzentren: Immissionsrichtwerte nicht überschritten

Dialogveranstaltung am letzten Freitag bei NTT Global Data Centers mit Vorstellung der Ergebnisse der Lärmmessungen

Günter Eggers (mit Mikrofon) erläuterte gemeinsam mit Stephan Floch die Messwerte der Schallmessungen.

„Wir sehen uns als Partner, als jemand, der hier ansässig ist“, betonte Günter Eggers, Director Public bei NTT Global Data Centers EMEA, bei der Begrüßung der rund 50 Anwohnerinnen und Anwohner. Dem Dialog am letzten Freitag vorausgegangen waren im Sommer zahlreiche Beschwerden der in der Nähe wohnenden Hattersheimerinnen und Hattersheimer bezüglich Lärmbelästigung durch die NTT Global Data Centers. Diese waren direkt an NTT, an die Stadt Hattersheim oder auch an das Regierungspräsidium Darmstadt gegangen. Daraufhin wurden Lärmmessungen bei der DEKRA in Auftrag gegeben, die zeigen sollten, ob die zulässigen Immissionswerte überschritten werden.

Auch Bürgermeister Klaus Schindling begrüßte die Anwesenden, darunter auch Stadtverordnetenvorsteher Georg Reuter. Schindling betonte, dass die Stadt bei der Ansiedlung der Rechenzentren darauf geachtet habe, einen Partner zu finden, der sozialverträglich in die Gesellschaft passt. Die Zusammenarbeit mit NTT sei immer kooperativ und fair gewesen.

Wozu braucht man Rechenzentren?

Es war Günter Eggers wichtig, aufzuzeigen, dass Rechenzentren für die Digitalisierung unverzichtbar sind. So wird bei jedem Klick mit dem Handy, sei es, um eine Nachricht zu schicken oder zu Googlen ein Rechenzentrum angesprochen, in dem die Daten gespeichert sind. Genauso ist es beim Online-Banking, beim Streamen von Filmen und bei der Speicherung von Fotos in der Cloud. Ähnlich wie daheim müssten die Computer in den Rechenzentren gekühlt werden. Bei NTT Global Data Centers müsse die entstehende Wärme im letzten Schritt an die Umgebung abgegeben werden, da es momentan noch keine anderen Konzepte der Nutzung gäbe. Die auf dem Dach befindlichen 250 Ventilatoren erzeugten hierbei die von den Anwohnern gehörten Geräusche. In Frankfurt 4, wie der Standort in Hattersheim heißt, arbeiten etwa 100 Personen, davon wohnen 20 direkt in Hattersheim.

Die Messwerte

Die Immissionsrichtwerte sind für unterschiedlich genutzte Gebiete in der TA Lärm (technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm) festgelegt. Die Verordnung dient zum Schutz der Allgemeinheit und der Nachbarschaft vor schädlichen Umwelteinwirkungen durch Geräusche. Als Immissionsrichtwerte für Immissionsorte außerhalb von Gebäuden gelten beispielsweise die Werte 60 dB (A) tags und 45 dB (A) nachts für Kerngebiete, Dorfgebiete und Mischgebiete. So ergeben sich für die einzelnen Regionen in Hattersheim unterschiedliche Immissionsrichtwerte.

Ziel der durchgeführten Messungen war es, festzustellen, wie sich die Messwerte im Vergleich zu den Immissionsrichtwerten darstellen. Hierbei wurde im regulären Tagbetrieb (6 bis 22 Uhr) und im Nachtbetrieb (22 bis 6 Uhr) gemessen. Mit der Messung war die DEKRA, ein unabhängiges, akkreditiertes Messinstitut, beauftragt worden. Gemessen wurde am 12. und 13. Oktober mit einem geeichten Präzisionsschallpegelmesser. Als Messstellen waren nach Rücksprache mit dem Regierungspräsidium Darmstadt, DEKRA und NTT Data drei Immissionsorte festgelegt worden: Hugo-Hoffmann-Ring 14, Schulstraße 56 und Ecke Kastanienstraße / Ulmenstraße. Die von NTT bei dem Nachbarschaftsdialog gezeigten Beurteilungspegel kann man im Detail in der Tabelle nachlesen. Es ergab sich hieraus, dass die gemessenen Werte zu keiner Zeit und an keiner Messstelle die Immissionsrichtwerte überschritten.

Diskussion der vorgestellten Messungen

Da die Nachbarn den Lärm im Sommer besonders stark empfunden hatten, fragten mehrere Menschen nach, ob man die Messungen von Oktober mit dem Betriebszustand im Sommer vergleichen könne. Stephan Floch, Regional Operations Director bei NTT, der auch die Messergebnisse vorgestellt hatte, erläuterte, dass der Sommermodus dadurch berücksichtigt worden sei, dass die Ventilatoren während der Messung auf ihre höchste Stufe eingestellt worden seien. Auch die Ventilatoren des neuen Gebäudes E seien bei der Messung zugeschaltet gewesen, wurden also mitberücksichtigt. Weiter erfuhr man, dass es richtig sei, dass man draußen misst, da man den Lärm erfassen möchte, der vor einem geöffneten Fenster stattfinde. Messungen in Gebäuden seien nicht repräsentativ, da die Gebäude selbst unterschiedliche Bedingungen bezüglich der Schallweiterleitung hätten, erfuhr man ebenfalls. Gemessen habe man in einer Höhe von sieben bis acht Metern.

„Ich habe mich im Sommer an mehreren Tagen so gefühlt, als würde ich neben dem Flughafen Egelsbach leben“, erklärte ein Anwohner. „Ich brauchte jede Nacht eine Schlaftablette“, beklagte sich eine Nachbarin. Günter Eggers und Stephan Floch äußerten Verständnis für diese Aussagen. Ein anwesender Akustiker erläuterte, dass Lärm als Vorhandensein von unerwünschtem Schall definiert sei. Man sei in Hattersheim in der Umgebung von NTT ebenfalls vielen weiteren Geräuschen, wie Autobahn, Anlieferung von Waren im Einkaufszentrum und Bahn ausgesetzt, so dass eine Gemengelage vorläge. Wie belästigend Lärm empfunden würde, hinge sehr wesentlich vom subjektiven Empfinden ab. Die Vertreter von NTT Global Data Centers äußerten nochmals Verständnis für die gefühlten Beeinträchtigungen der Anwohnerinnen und Anwohner.

Maßnahmen und Ausblick

Im Verlauf der weiteren Diskussion wurden die schon von NTT Data ergriffenen Maßnahmen zur Verminderung der Geräuschkulisse vorgestellt. Dazu gehört, dass der Tag- und Nacht-Betrieb der Kühlung optimiert worden sei. Zukünftig sollen keine Lasttests mehr durchgeführt werden. Es wurde vereinbart, dass in Zukunft eine Information an die Bürgerinnen und Bürger über die Stadt Hattersheim erfolgen wird, bevor Lärm außerhalb des gewöhnlichen Betriebs produziert wird. Außerdem seien die Geräusche durch Alarmsignale durch offene Türen verringert worden. Dass die Nachtbeleuchtung umgestellt wurde, empfanden nicht alle Nachbarn so. „Das stimmt nicht“, war der Einwurf eines Zuhörers als dieser Punkt vorgestellt wurde. Von den Vertretern von NTT Data wurde aber beteuert, dass die Sicherheitsausleuchtung nur noch bei Erfordernis eingeschaltet werden solle.

Auch über das optische Erscheinungsbild der Gebäude des Rechenzentrums wurde diskutiert. „Muss es tatsächlich so schwarz sein? Warum gibt es keine Begrünung?“, waren die Fragen. Die Farbwahl werde von der Konzernleitung bestimmt, erläuterte Günter Eggers. Hierzu gäbe es momentan Diskussionen. Im Bauplan seien Anpflanzungen vorgesehen. Weiter erläuterte Eggers, dass NTT die Abwärme, die momentan durch die Ventilatoren an die Umgebung abgegeben wird, liebend gerne möglichen Verbrauchern zur Verfügung stellen würde. Bürgermeister Klaus Schindling versicherte, dass in Hattersheim durch die kommunale Wärmestrategie alle vorhandenen Möglichkeiten hierzu ausgelotet würden. Dazu sei natürlich die Rentabilität der Maßnahmen ein wichtiger Punkt, Machbarkeitsstudien liefen bereits.

Führung durch das Rechenzentrum

Es wurde noch einmal von Seiten NTT Global Data Centers betont, das eine transparente Kommunikation der Betriebsabläufe ein Ziel sei. Zur Pflege der guten Nachbarschaft gehörten auch die am Freitag durchgeführten Führungen durch das Rechenzentrum, die allen Interessierten einen näheren Einblick in die Abläufe geben sollten. Man konnte sich vor Ort davon überzeugen, dass von den Notstromaggregaten im Ruhezustand keine Geräusche ausgehen. Diese entstehen erst, wenn sie einmal im Monat auf ihre Funktionstüchtigkeit hin getestet werden. In Zukunft sollen diese Tests angekündigt werden. Der Rundgang führte an den Servern vorbei aufs Dach, wo man vernehmen konnte, dass die Ventilatoren - nun, im Winter - nur leise Geräusche von sich gaben, da sie jetzt mit kleiner Drehzahl laufen können. Dass für die Messungen die höchsten zugelassenen Drehzahlen eingestellt worden seien, wurde noch einmal von Günter Eggers betont.

Eine Abfrage am Ende der Veranstaltung zeigte, dass sich die meisten Besucherinnen und Besucher gut informiert fühlten. Der Bericht der DEKRA wird vom Regierungspräsidium Darmstadt geprüft und dann zur Veröffentlichung freigegeben.

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