Hattersheim räumt auf Aufräumtipps- und tricks für Ordnungssuchende mit Dr. Petra Saltuari in der Stadtbücherei

Auf großes Interesse stieß der Vortrag zum Thema Aufräumen, den Dr. Petra Saltuari (stehend) in der Hattersheimer Stadtbücherei hielt.

Aufräumtipps- und tricks für Ordnungssuchende mit Dr. Petra Saltuari in der Stadtbücherei

„Aufräumen, loslassen, frei sein“ war der Titel des Vortrages der Psychotherapeutin und Kunstpädagogin Dr. phil. Petra Saltuari am Donnerstag der letzten Woche in der Hattersheimer Stadtbücherei, „Wohlfühlen in den eigenen vier Wänden“ wurde den Zuhörern versprochen, die sich an die Ratschläge Saltuaris halten würden.

Alle Karten für den Vortragsabend waren ausverkauft, unter den vielen Zuhörerinnen fand sich auch etwa eine Handvoll Männer. Als Petra Saltuari ihr Publikum nach den Gründen fragte, die es dazu bewogen hatte, den Aufräumvortrag zu besuchen, wurde schnell klar: da gab es ziemlich viele Gemeinsamkeiten. Die Dachböden oder Kellerräume fast aller Zuhörerinnen und Zuhörer waren im Laufe der Zeit immer voller geworden, neben dem „Daily Business“ fiel es schwer, der Menge an Dingen, Herr zu werden. Es fehlt die Zeit, es fehlt der Mut zum Loslassen, man verpasst immer wieder den richtigen Zeitpunkt zum Beginn einer Aufräumaktion, man findet einfach keinen Anfang und vielen fehlt auch eine Strategie, sich an den „Riesenberg“ zu machen, ohne bald wieder nervös und entmutigt aufzugeben.

Dabei gibt es viele Gründe, warum man gerne aufräumen würde. „Ich würde gerne Dinge finden, ich suche und suche, oft ohne Ergebnis“, wurde erzählt. Oder auch: „Ich habe ein Bild von unserem Dachboden gefunden, wie schön er früher ausgesehen hat, bevor immer wieder ein Stück nach dem anderen dort dazugestellt wurde.“

Petra Saltuari hörte sich die Erklärungen aus den Zuhörerreihen lächelnd an – und verriet, dass es einen Punkt in ihrem Leben gab, an dem es ihr genauso ging. „Und dann habe ich das Buch von Marie Kondo ("Magic Cleaning", d. Red.) in die Hände bekommen“, erzählte sie, verheiratete Mutter von zwei Kindern. Sie fand darin Anregungen, die ihr selbst gut halfen. „Aufräumen heißt loslassen“ ist ihr damals bewusst geworden, und für sie war die beste Methode, tatsächlich jedes Ding einzeln in die Hand zu nehmen und sich zu fragen „Macht mich das noch glücklich?“ Dabei ist es ihr wichtig, auf den eigenen Körper zu hören. „Dinge, die eine Schwere erzeugen, sollte man loslassen."

Wenn die „Macht mich das glücklich“-Frage für eine bestimmte Sache allerdings mit einem „Ja“ beantwortet wird, empfiehlt Saltuari, ihr für die Zukunft einen festen Platz zu geben: „Dann müssen wir mit ein bisschen Disziplin nie wieder aufräumen“, stellt sie sich vor. Allerdings ist sie davon abgekommen, beim Aufräumen Raum für Raum vorzugehen. „Räumen sie Dinge auf, keine Zimmer“, empfiehlt sie allen Ordnungssuchenden, „und fangen sie mit dem an, was ihnen am leichtesten fällt.“ Das falle leicht, wenn man nach Kategorien vorgehe, etwa aufgeteilt in Kleidung, Bücher, Papiere, Küchenutensilien, Kosmetikartikel und Erinnerungsstücke. Dabei sei es manchmal ratsam, auch noch Unterkategorien zu bilden, wenn man den Kleiderschrank aufräumen will, kann man sich etwa zunächst einmal die T-Shirts oder die Schals vornehmen. „Dabei sollten sie schnell und spontan ausmisten. Jedes Ding in die Hand nehmen und spüren, was es in ihnen auslöst“, meint Petra Saltuari. Für Sachen, die zu schade sind, um sie wegzuwerfen, kann man sich durchaus auch Möglichkeiten überlegen, sie an jemanden zu geben, der sich über sie freut. „Alle Dinge, die einen noch glücklich machen, kommen in eine Ecke, alle anderen werden aussortiert“, rät Dr. Saltuari, „wenn eine Kategorie abgeschlossen ist, wischt man den Schrank aus und sortiert alles neu ein.“ Diese Prozedur werde oft wie ein Neuanfang empfunden. Ratschläge für eine bessere Übersichtlichkeit etwa beim Verwahren von Kleidung im Schrank gab Petra Saltuari auch: „Wenn sie zum Beispiel Pullover nicht übereinander stapeln, sondern so zusammenlegen, dass sie nebeneinander „stehen“ können, dann können sie alle auf einen Blick sehen und ziehen nicht immer nur die oberen an, damit der Stapel nicht durcheinander gerät. Dazu finden sich viele Anleitungen etwa auf Youtube.“

Für diejenigen, denen es alleine einfach zu schwer falle, sich von Dingen zu trennen, hatte sie ebenfalls einen Trick parat: „Nehmen sie sich einen Aufräumhelfer dazu!“ Mit einer Freundin oder auch dem Partner zusammen falle eine Aufräumaktion auf jeden Fall leichter.

Falls es trotzdem Sachen gibt, bei denen man sich nicht sofort entscheiden könne, sie auszumisten, empfiehlt Petra Saltuari, sie erst einmal in eine Kiste mit „Verfallsdatum“ zu packen. Oft falle es leichter, sie dann etwa nach einem halben Jahr, in dem man sie nicht gebraucht hat, doch wegzugeben. „Es kann auch helfen, Dinge dann an jemanden zu verschenken, bei dem sie Wertschätzung erfahren, oder man macht einfach Fotos von ihnen, um sie „weiterleben“ zu lassen“, hat die Aufräumspezialistin erfahren.

Auf ein „Aufräum no-go“ macht Petra Saltuari allerdings ausdrücklich aufmerksam: „Räumen sie niemals die Dinge anderer auf, das enthält großes Konfliktpotential.“ Der bessere Weg sei, gegenseitige Wertschätzung zu lernen und zusammen Ordnung zu schaffen, auch Kinder könne man da schon einbeziehen. „Machen sie einfach ein großes Aufräum-Happening mit anschließender Belohnung für alle draus“, rät sie allen Paaren oder Familien.

„Weniger ist mehr!“, gibt Dr. Petra Saltuari ihren Zuhörerinnen und Zuhörern mit auf den Weg, „je weniger wir haben, desto wertschätzender können wir mit den Dingen umgehen, wir schaffen uns dadurch ein Umfeld, in dem wir uns wirklich wohlfühlen. Bei solchen Aufräumaktionen bewegt sich was, da kommen Energien in Gang.“ Für die Psychotherapeutin sind Sachen, die man nicht loslassen kann, wie „stockendes Wasser“. „Sind sie weg, ist Platz für Neues“, ist sie sich sicher. Durch diese Klärung könnten richtige Glücksgefühle aufkommen. Außerdem komme man mit jeder Entscheidung über „loslassen oder behalten“ auch sich selbst ein Stück näher, man könne besser hinterfragen: „Wie geht es mir an meinem Arbeitsplatz, wie geht es mir in meiner Beziehung?“

Ziel sei dennoch nicht Minimalismus oder Verzicht. Und: „Aufräumen ist nicht das Leben, das Leben beginnt nach dem Aufräumen!“

Ermutigt durch den immer interaktiv und positiv gestalteten Vortrag wurde im Anschluss daran von allen Zuhörerinnen und Zuhörern bei einem vom Team der Stadtbücherei vorbereiteten kleinen Imbiss noch angeregt diskutiert und in bester Stimmung noch viele Aufräum-Tipps und -Tricks ausgetauscht.

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