Wer ist noch alles ein Fan der Simpsons?

Hochwertige Graffiti-Kunstwerke verschönern Garagentore in der Siedlung

Heike Bülter, Cesar1 und Eberhard Roth (von links) vor den neu gestalteten Garagentoren in der Hattersheimer Siedlung.

Wer durch Hattersheim geht, dem sind sicher an verschiedenen öffentlichen Flächen schon gut gestaltete Graffiti-Kunstwerke aufgefallen, die mit dem Tag „Cesar1“ versehen sind und die sich wohltuend von den manchmal doch eher unangenehmen Kritzeleien an anderen Stellen abheben. Vor kurzem wurden die Tore in einem Garagenhof in der Hattersheimer Siedlung mit tollen Simpson-Charakteren verschönert, die mit solch einem Tag gekennzeichnet sind.

Hinter dem Tag „Cesar1“ steht ein Künstler, der solche „wilden“ Gemälde auf fremden Wänden oder Flächen ebenfalls strikt ablehnt. Dennoch ist auch er stets auf der Suche nach neuen „Leinwänden“ für seine Spraykunst – aber er bittet vorher die Eigentümer um Erlaubnis. Weil er sich dann auch noch vorher Gedanken über seine Motive macht und diese mit den Eigentümern abspricht, wird ihm mittlerweile oft gerne sogar ein Auftrag zur Verschönerung von kahlen Flächen erteilt und das notwendige Material bezahlt.

„Als ich hier immer mal mit der S-Bahn langgefahren bin, ist mir dieser trübe, triste Garagenhof aufgefallen“, erzählt Cesar1, „da habe ich mich erkundigt, zu wem die Garagen gehören und bin auf die Hawobau zugegangen, um zu fragen, ob ich sie gestalten darf.“ Als er schließlich bei Heike Bülter und Eberhard Roth vom Stadtteilbüro gelandet ist, war man dort sofort mit einem seiner Vorschläge zur Verschönerung der Garagenfront einverstanden: „Die Simpsons sind doch tolle Motive - und sogar unser Chef Holger Kazzer ist ein großer Fan von der bunten Comic-Familie“, lacht Heike Bülter beim Betrachten der gelungenen Gestaltung.

Zwar hatte Cesar1 schon einmal in Kelkheim Simpson-Motive umgesetzt, aber im Unterschied zu dort hat er nun andere Charaktere abgebildet – und zwar in Überlebensgröße. „Wohl weil ich selbst 1,94 cm groß bin, fallen meine Werke auch immer ziemlich groß aus“, sinniert Cesar1 mit Blick auf die bunten Figuren.

Was nun so „leicht“ und perfekt ausschaut, war für ihn mehr Arbeit als das Besprayen „normaler“ Wände: „Dadurch, dass die Garagentore geriffelt sind, musste alles gesprayt werden, ich konnte keine Fläche einfach mit dem Pinsel streichen“, erklärt er, „und durch die Wellenstruktur war auch der Farbverbrauch größer als sonst.“ Als Graffiti-Künstler, der den in der Szene geltenden Ehrenkodex beachtet, hat er die schon an einer Garagenwand befindlichen Tags seiner „Kollegen“ natürlich auch nicht „einfach übermalt“, sondern in eine Neugestaltung mit einbezogen und so aufgewertet.

Dass sich Cesar1 Gedanken über seine Charaktere macht, ist auch zu bemerken: der abgebildete „Tingeltangel Bob“ hat in Cesar1s Version kein Messer in der Hand. „Das finde ich nicht so pädagogisch sinnvoll, hier eine Comic-Figur mit einem Messer abzubilden“ erklärt der Künstler. Ihm macht es Spaß, „seinen“ Simpsons - in dem Fall Chief Wiggum - auch abgewandelte Sprüche wie „Oh damn it, it’s Cesar1 again“ in den Mund zu legen. „Das darf man ja auch wegen des Copyrights nicht - aber so ist es doch auch witzig“, schmunzelt Cesar1.

Dass seine Kunst verschwindet, wenn die alten Garagen vielleicht irgendwann einmal abgerissen werden, stört Cesar1 nicht: „Nein, dann bin ich nicht traurig- Graffiti ist ja sowieso eine vergängliche Kunst“, weiß er.

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