Optische Strudel mit starken Farben Ausstellung "Spuren des Lichts" zeigt Fotografien des Künstlers Thomas D. Heere

Rätseln konnten die Besucher der Vernissage "Spuren des Lichts" beim Betrachten der Fotografien von Thomas Dirk Heere: Gibt es diese Stadtansichten so tatsächlich?

Ausstellung "Spuren des Lichts" zeigt Fotografien des Künstlers Thomas D. Heere

In ihrer Begrüßung wünschte Anita Kaleja vom Arbeitskreis Kunst (AK) im KulturForum Hattersheim e.V. den Gästen der Vernissage „Spuren des Lichts“ mit Fotografien von Thomas Dirk Heere „offene Augen und ein offenes Herz“ für die in hochwertiger Ausführung präsentierten Kunstwerke. Aus aktuellem Anlass gab sie ihrer Hoffnung Ausdruck, dass sich niemand anstecke – "wenn, dann höchstens mit Begeisterung für diese Bilder“.

Dass sich diese Hoffnung tatsächlich erfüllte, verriet schon bald danach ein Blick in die Gesichter der zahlreichen Vernissage-Besucher. „Vielleicht ist diese Ausstellung ein Anlass dazu, Gesehenes unter neuen Perspektiven zu betrachten und zu befragen und eine Anregung dazu, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen“, meinte auch Jacqueline Jakobi, ebenfalls vom Arbeitskreis Kunst, am Ende ihrer Einführung in die fotografischen Arbeiten von Heere. Und den Reaktionen der zahlreichen Besucher der Vernissage „Spuren des Lichts“ am letzten Freitag in der Galerie im Nassauer Hof nach zu urteilen, kann man das „vielleicht“ aus ihrem Satz getrost streichen. Staunend waren die Gäste von Bild zu Bild gewandert, allenthalben wurde diskutiert: „Was könnte das sein? Wie hat er das nur gemacht?“

Die kräftigen, plakativen Farben im Dunkel kunstvoll langzeitbelichteter leuchtender Objekte nahmen die Betrachter genauso in ihren Bann, wie die von Heere „designten“ Ansichten Frankfurter Hochhäuser bei Nacht. „So ein Bild sieht in einer Loftwohnung bestimmt super aus!“ wurde etwa dem Mitbetrachter verkündet, oder auch: „Das hat was – so ein Frankfurt-Bild könnte ich mir sehr gut in meinem Arbeitszimmer an der Wand vorstellen“

Besonderer Reiz

Was macht dabei den besonderen Reiz der opulenten Stadtansichten aus? „Auf den ersten Blick scheint alles vertraut, auf den zweiten kommt man doch ins Grübeln“, hatte Jacqueline Jakobi schon in Bezug auf die Skyline-Montagen entdeckt, „ist es eine uns bekannte Stadt oder doch nicht?“ Man glaubt die Hochhäuser Frankfurts zu erkennen, doch etwas scheint nicht richtig zu sein: Es tauchen Gebäude auf, die man nicht der Skyline zuschreiben würde, Brücken, die nicht gebaut wurden, eine Gabelung des Mains, die es gar nicht gibt. „Diese Arbeiten zeigen uns: Man darf nicht alles glauben, was man sieht. Ein Bild kann manipuliert werden, auch das Auge kann durch Licht und Farben manipuliert sein“, schließt Jakobi daraus, „als Betrachter sind wir dazu aufgefordert, das Gesehene zu hinterfragen. Kann Fotografie die Realität abbilden? Oder bietet sie nicht vielmehr die Möglichkeit, die Wirklichkeit zu verfremden und die Poesie des Alltags sichtbar zu machen?“

Nach dem Studium an der Marta-Hoepfner-Fotoschule in Hofheim arbeitete Thomas Dirk Heere zunächst als Pressefotograf, bevor er zu Werbestudios für die Automobilfotografie wechselte. Gerade die Werbefotografie lebt von der perfekten Bilderstellung, in der Autowerbung soll oft die schnelle Bewegung eingefangen und gezeigt werden. So versucht Heere lange Zeit berufsbedingt, die Dynamik, die Schnelligkeit der Fahrzeuge in „saubere“, realistische Fotografien zu übertragen. Allerdings rückte der Fotograf mit dieser Arbeit auch wieder weg vom Künstlerischen, wie er es während seiner Ausbildung gelernt hatte. --**

In der Ausstellung in der Galerie des Nassauer Hofes beeindrucken nicht nur großformatige Stadtansichten, der Fotograf hat für seine Fotografien etwa auch Lichtinstallationen vorgenommen und diese in seinen Bildern so stark verfremdet, dass das eigentliche Motiv nicht mehr zu erkennen ist. Dabei hält er zum Beispiel durch den Einsatz der bewegten Kamera und unter Verwendung langer Belichtungszeiten ein Motiv mehrfach in immer wieder neuen Perspektiven in einem Foto fest, mit der Wirkung, dass es den Betrachter „in das Bild hinein zieht“. Fast scheint es, als bewege sich ein Strudel, wenn Heere Bewegung und Dynamik auf diese Art künstlerisch umgesetzt.

Andere Arbeiten sind dadurch entstanden, dass der Künstler während der Aufnahme mit einer langen Belichtungszeit das Objektiv auf seiner Kamera vom Weitwinkelt auf einen Zoomwinkel dreht, mal schneller, mal langsamer. Während dieses Vorgangs wird die Brennweite geändert. Dabei werden dann Linien zu Flächen, das Licht wird zu räumlichen, architektonischen Formen. „Auch hier weiß man nicht mehr, welches Motiv die Fotografie zum Ursprung hatte. Die lange Belichtungszeit lässt die dynamische Abstraktion des Statischen in neuen Perspektiven erscheinen“, stellte Jakobi fest und lud zu eigenen Gedanken zu den Fotografien ein, denn: „Es geht Thomas Heere nicht um das Ursprungs-Motiv, sondern um die eigenen Assoziationen.“

Aber der Fotokünstler schafft nicht nur Farbspiele mit geometrischen oder zumindest „modernen“ plakativen Farbflächen, er stellt in „Spuren des Lichts“ auch durchaus romantisch wirkende Werke mit fließenden, weichen Farbverläufen aus. Auch hier bleibt dem Betrachter fast immer verwehrt zu erkennen, was das Ausgangsmotiv war. „Wie feine Pinselstriche auf einem Gemälde erscheint uns die helle Struktur, die Farbtöne gehen hier ineinander über“, schilderte Jacqueline Jakobi die Eindrücke, die sie beim Betrachten dieser Fotografien hatte.

Kanaldeckel á la Pop Art

In einer weiteren Arbeit widmete sich Heere Kanaldeckeln auf der gesamten Welt. In Europa, den Vereinigten Staaten, Afrika, Australien hat er dazu seine Motive gefunden für seine an die 1.000 Objekte umfassende Sammlung. Diese Fotografien wurden von ihm nachträglich Pop-Art ähnlich farblich neu interpretiert. Im Vordergrund steht für den Künstler dabei immer das kreative Formenspektrum des Objekts Kanaldeckel: viereckig, sternenförmig, rund, mit Muster und Zeichen oder manchmal auch gekennzeichnet mit dem Namen „seiner“ Stadt.

In einer Abwandlung eines Zitats von Paul Klee befand Jacqueline Jakobi: „Heere gibt nicht immer das Sichtbare wieder, sondern vielmehr macht er sichtbar.“ Die Arbeiten von Heere führen nach ihrer Ansicht die „Spuren des Lichts“ vor Augen. Jakobis Fazit: „Durch das experimentell ausgerichtete Festhalten und Aufzeigen der Bewegung der Kamera entstehen neue Räume und fotografische Dimensionen, die das bloße Auge nicht wahrnehmen kann.“

Die sehenswerte Ausstellung ist noch bis zum 29. März samstags und sonntags von 15 bis 18 Uhr in der Galerie im Nassauer Hof, Im Nassauer Hof 1, in Hattersheim zu sehen.

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