Als wäre man 60 Jahre zurück in die Vergangenheit gereist: So präsentierte sich am vergangenen Wochenende das Okrifteler Haus der Vereine zu den ersten beiden Aufführungen des neuen Stücks von "Es Bühnsche Okriftel e.V."
Als Schauplatz für "Friesennerz & Ballkleid" hatte die Drehbuchautorin Mary Gutmann das 60-jährige Jubiläum der Okrifteler Feuerwehr ausgewählt, das 1965 begangen wurde - und das Publikum sollte sich auch heute so fühlen, als wäre es ein Bestandteil der damaligen Feierlichkeiten. Entsprechend war das Haus der Vereine auch geschmückt, die Farben Rot und Weiß dominierten und die Zuschauertische harmonierten wunderbar mit der Szenerie auf der Bühne. Die begeisterten Premierengäste fühlten sich so tatsächlich ein gutes Stück weit in der Zeit zurückversetzt und "mittendrin statt nur dabei".
Natürlich wäre das Feuerwehrfest vor 60 Jahren kein geeigneter Hintergrund für ein modernes Theaterstück, wenn damals alles glatt gelaufen wäre. Und von besonderen Umständen war das große Fest 1965 ohne jeden Zweifel: Kurz vor dem Startschuss zur großen Sause kam es damals in Okriftel zu einem Hochwasserereignis. Der Festplatz am Mainufer musste geräumt werden, Katastrophenalarm wurde ausgerufen.
Das große Festzelt musste deshalb wieder abgebaut - und auf dem ehemaligen Sportplatz hinter der katholischen Kirche neu aufgestellt werden. Eine Heidenarbeit, das Fest stand zeitweise auf der Kippe, engagierte Showgrößen sagten kurzfristig ihr Kommen ab. Konnte das große Jubiläumsfest letztendlich doch über die Bühne gehen? Und wie sah das improvisierte Programm aus, das dem feierlustigen Volk damals kredenzt wurde? Wer ersetzte Entertainer wie Heinz Schenk & Co.?
All diese Fragen beantworten die Akteurinnen und Akteure von "Es Bühnsche" in humorvoller Manier in ihrem aktuellen Stück - wobei natürlich, abgesehen vom Jubiläumsfest an sich und vom Hochwasser, die Handlung und die Personen allesamt frei erfunden sind.
Es wird nicht zu viel verraten, wenn man berichtet, dass in der mitreißenden "Feuerwehr-Festzelt-Atmosphäre" nach der Pause, die dank größerer Umbauarbeiten auf der Bühne aus guten Gründen etwas länger dauert, die Jubiläumsfeierei mit dem Einmarsch der Festleute von der Feuerwehr tatsächlich starten kann.
Zeitlose Probleme und beständige Harmonie
Natürlich gibt so ein Stück von "Es Bühnsche" nicht einfach nur dokumentarisch wieder, was damals rund um das Feuerwehrfest so alles passierte. Die Theatergruppe lässt es auch ordentlich "menscheln", und deshalb verkörperten die insgesamt 18 Schauspielerinnen und Schauspieler erfundene Okriftelerinnen und Okrifteler, die Mitte der sechziger Jahre auch so ihre Freuden, Sorgen und Nöte hatten, die den unseren heutzutage gar nicht mal so unähnlich sind.
Da fängt die Tochter eine Liebelei an und wird schwanger, ein notorischer Geizhals strapaziert das Nervenkostüm seiner Frau über Gebühr, ein grummeliger Vater ist nur am Motzen und die ältere Generation regt sich über die moderne Musik auf, zu der die jungen Leute am liebsten tanzen. Lauter typische Eitelkeiten und alltägliche Probleme, mit denen sich die Menschen - damals wie heute - ihr eigenes Leben und das der anderen in ihrem Umfeld schwieriger und konfliktreicher machen, als es eigentlich nötig wäre. Und doch bleibt bei allen spitzen Bemerkungen, die untereinander ausgetauscht werden, immer offensichtlich: Die Leute geben einander Halt und tragen ihr Herz letztendlich doch am rechten Fleck. Bei allen amüsanten Streitigkeiten bleibt die unterschwellige Harmonie doch nie komplett verborgen - und so verbreitet sich von der Bühne aus eine wohlig-gemütliche Stimmung im Saal, garniert mit vielen Lachern.
Und genau das will die "Bühnsche-Familie" ihrem Publikum auch bieten: Einen fröhlichen Abend, bei dem man alle Sorgen mal zu Hause lassen kann.
Zwei von vier Aufführungen hat "Es Bühnsche" nun bereits erfolgreich hinter sich gebracht, am Samstag und Sonntag folgen die letzten beiden - und natürlich sind auch diese Vorstellungen längst ausverkauft.




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