Der Südring ist wieder frei

Umfangreiche Sanierungsarbeiten nach 28 Monaten beendet / Seit Mittwoch offiziell für den Verkehr freigegeben

Der symbolische Akt: Am Mittwochmittag wurde der Südring feierlich wieder für den Verkehr eröffnet.

Eines der größen Straßenbauprojekte in Hattersheim fand am Mittwoch sein Ende: Seit April 2019 wurde die etwa einen Kilometer lange Strecke zwischen dem Glockwiesenweg und dem Einmündungsbereich Schützenstraße/Am Welschgraben aufwendig und kostspielig saniert - stolze 5,5 Millionen Euro ließ sich die Stadt die grundhafte Erneuerung des Südrings kosten, von denen 2,6 Millionen Euro auf den Straßenbau, 2,1 Millionen Euro auf den Kanalbau und 0,8 Millionen Euro auf den Wasserleitungsbau entfielen. Nun wurde er feierlich eingeweiht und für den Verkehr wieder freigegeben.

Neben der vollständigen Erneuerung der Fahrbahn umfasste der Sanierungsplan unter anderem die Schaffung von vier Zebrastreifen und sechs barrierefreien Bushaltestellen, die zur zusätzlichen Verkehrsberuhigung in die Fahrbahn hineinragen. Zudem wurden die Breite der Südring-Gehwege zwischen Glockwiesenweg und Vogelweidestraße auf zwei Meter erhöht - eine Maßnahme, die für zusätzliche Sicherheit auf dem Schulweg sorgen soll, gerade auch vor dem Hintergrund der geplanten dritten Hattersheimer Grundschule am Südring.

Dank an die Anwohnerschaft

"Gerade bei so großen Bauvorhaben kann es auch einmal unvorhergesehen zu Planänderungen kommen", wusste Bürgermeister Klaus Schindling im Rahmen seiner Eröffnungsrede zu berichten. "An dieser Stelle möchten wir uns deshalb besonders bei allen Anwohnerinnen und Anwohnern herzlich für ihr Verständnis und für ihre Spon­ta­ne­i­tät bedanken. Aufgrund der Baumaßnahmen gab es an einigen Stellen Probleme, die eigenen Parkplätze zu nutzen. Hier ist die Stadt den Anliegern mit Ausweichmöglichkeiten entgegengekommen, beziehungsweise indem, wo immer notwendig, die Kosten für die Anmietung eines Stellplatzes übernommen wurden."

"Bei dieser Großbaustelle, die viele Hattersheimerinnen und Hattersheimer betroffen hat, war es uns wichtig, immer transparent zu kommunizieren, wie der Stand der Dinge ist. Daher haben wir auf unserer Webseite während der gesamten Bauzeit ein sogenanntes Bautagebuch bereitgestellt, in dem die aktuellsten Entwicklungen festgehalten wurden. So konnten sich interessierte Mitbürgerinnen und Mitbürger jederzeit über das Geschehen informieren", so Bürgermeister Klaus Schindling.

Dringend notwendige Sanierung

Zweifellos bestand am Südring großer Handlungsbedarf für diese umfangreichen Sanierungsarbeiten. Seit 1974 hatte der Straßenbelag dort massiv gelitten, zahlreiche Risse und Schlaglöcher zeugten vom schlechten Zustand. Die Ursache hierfür ist dabei nicht beim Verkehr zu suchen; vielmehr liegt diese im Untergrund: Durch Temperaturschwankungen hatte sich der Boden unter der Straße immer wieder ausgedehnt und zusammengezogen, so dass sich die Oberfläche wiederholt angehoben und wieder abgesenkt hat. Für die Straße ein überaus strapaziöser Vorgang, der stellenweise eine regelrechte Zerbröselung verursacht hatte.

Im Herbst 2017 begannen die Planungen der Stadtwerke zusammen mit dem beauftragten Ingenieurbüro Scheuermann & Martin GmbH. Nach einer Anliegerversammlung im Juni 2018 konnte die Ausschreibung für die Bautätigkeiten beginnen, die schließlich im Frühjahr 2019 die Hermanns RTE GmbH für sich entschied.

Reparaturen einzelner Straßenabschnitte, beispielsweise die Beseitigung von Schlaglöchern durch eine Auffüllung mit Kaltbitumen, erachtete man nicht als angemessene und vielversprechende Lösung der Probleme. Deshalb entschied man sich schließlich für einen grundhaften Ausbau des Südrings nach den Kriterien einer modernen Industrie- und Sammelstraße - obwohl dieser nur als innerörtlicher Verkehrsweg definiert ist. Hiervon verspricht man sich eine besonders hohe Langlebigkeit. Diesmal gerne länger als 45 Jahre.

Anwohner werden nicht zur Kasse gebeten

Schon kurz vor Beginn der Sanierungsarbeiten im Südring beschloss die Hattersheimer Stadtverordnetenversammlung in ihrer Sitzung am 4. April die Abschaffung der Straßenbeitragssatzung zum nächstmöglichen Zeitpunkt nach Gültigkeit des Haushaltes 2019/2020. Angesichts der positiven wirtschaftlichen Entwicklung in Hattersheim erachtete man diese zweifellos populäre Maßnahme als vertretbar, die Haushaltspläne für die Jahre 2021 und 2022 sollten entsprechend so geplant werden, dass eine "dauerhafte Abschaffung der Straßenbaubeiträge ohne Gefährdung des Haushaltsausgleichs und der Haushaltsgenehmigung ermöglicht wird", hieß es in der damaligen Beschlussvorlage.

Und so kam es dann auch: Die Satzung trat zum Jahresende 2020 außer Kraft. Somit müssen sich die Anwohner im Südring nicht finanziell an den Kosten der Straßensanierung beteiligen.

Sanierung in Etappen

Die Sanierung des Südrings erfolgte im Laufe der vergangenen 28 Monate nicht in einem Rutsch, sondern etappenweise. Los ging es am Dienstag, 23. April 2019: An diesem Tag wurde zunächst der erste Bauabschnitt vom Glockwiesenweg bis zur Vogelweidestraße voll gesperrt. Sukzessive arbeitete man sich daraufhin bis zur Pregelstraße vor, bevor man laut Planung am östlichen Rad des Südrings neu ansetzen und sich fortan westwärts vorarbeiten wollte.

Viele Arbeiten spielten sich auf dieser "Wanderbaustelle" unter der Erde ab: Vom Austausch der Strom-, Gas- und Wasserleitungen über Kanalerneuerungen bis hin zur Neuverlegung von neuen Telekommunikationskabeln.

Pandemie bremste die Sanierung kaum aus

Im Großen und Ganzen verliefen die Arbeiten im Südring planmäßig, jedoch nicht immer reibungslos - kein Wunder, dachte im April 2019 schließlich noch niemand daran, dass über den zeitlich größten Teil der Sanierungsprojekts hinweg eine Pandemie den Alltag maßgeblich bestimmen würde.

In den ersten Monaten der Bauarbeiten, als noch niemand etwas von COVID-19 gehört hatte, gingen die Arbeiten zügig vonstatten. Die Straßendecke im ersten Bauabschnitt konnte in der 43. Kalenderwoche des Jahres 2019 eingebaut werden, der erste Abschnitt der Südringsanierung war somit bereits Ende Oktober 2019 fertiggestellt.

Im Mai 2020, also kurz nach Pandemiebeginn, konnte man den Abschluss des zweiten Bauabschnitts vermelden. Am 11. Mai 2020 begannen die Baumaßnahmen im dritten Bauabschnitt, diese sollten etwa drei Monate andauern.

Dann jedoch gerieten die Arbeiten im Südring im August 2020 etwas ins Stocken: Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie kam es beim Bauabschnitt zwischen der Einfahrt Schützenstraße und der Einfahrt Tiefgarage Südring zu Verzögerungen. Der Grund dafür waren Lieferschwierigkeiten bei dringend erforderlichen Baumaterialien und Engpässe im Transportwesen - eine kurzfristige und unvorhersehbare Entwicklung. Spontan entschied man sich deshalb dafür, die Arbeiten am Bauabschnitt von Ecke Danziger Straße bis Ecke Pregelstraße vorzuziehen, um Stillstandskosten und Zeitverzögerungen zu vermeiden.

Der plötzliche Wintereinbruch im Februar 2021 sorgte für eine weitere kurze Verzögerung: Der gefrorene Boden machte eine Verarbeitung von Baumaterialien unmöglich. Steigende Temperaturen bewirkten kurze Zeit später die Wiederaufnahme der Arbeiten. Glücklicherweise kam man in den Wochen vor dem Frost sehr gut voran und war dem Zeitplan, demzufolge die Baustelle bis zum 10. September 2021 beendet sein sollte, sogar etwas voraus. Und wie man jetzt sieht, hielt dieser Vorsprung bis zum Ende der Baumaßnahmen und der Wiedereröffnung des Südrings für den Verkehr am 25. August an.

Zuvor wurde noch im April der Asphalteinbau im Bereich der Tiefgarage Südring 1 und 3 bis Südring Hausnummer 14 fertiggestellt. Anfang Mai fanden dort die Markierungsarbeiten statt und die Feuerwehrzufahrten für die Häuser Südring 16 und 16a-e wurden hergestellt. Es folge der Straßenbau im letzten Bauabschnitt, bevor in der ersten Augusthälfte die letzten letzte Asphaltierungs-, Aufräum- und Markierungsarbeiten durchgeführt wurden.

Alle Kanal- und Wasserhausanschlüsse bis zur Grundstücksgrenze wurden im Zuge der Sanierungsarbeiten erneuert, der Kanal wurde ebenfalls erneuert oder neuwertig saniert, neue Wasserleitungen wurden verlegt und der Straßenaufbau komplett neu eingebracht. Der Südring erstrahlt nun in einem neuen Glanz und ist für den Verkehr wieder komplett freigegeben.

Wie vor Baubeginn beschlossen, gilt auf dem Südring ein Fahrverbot für LKW (Anlieger ausgenommen). Aus diesem Grund wird die bereits bestehende Geschwindigkeitsmessanlage entsprechend aufgerüstet.

Der Busverkehr der Main-Taunus-Verkehrsgesellschaft GmbH wird die neuen barrierefreien Bushaltestellen im Südring ab Montag, 13. September, wieder anfahren. Eine frühere Umstellung des Fahrplans ist aus technischen Gründen nicht möglich. Fahrgäste können sich über Abfahrt- und Ankunftszeiten auf www.rmv.de informieren.

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