Bei der Eröffnung der Ausstellung platzte der Aufenthaltsraum im Haus am Autoberg förmlich aus den Nähten. Nicht nur die Mitglieder des Fotoclubs waren anwesend, nein, sie hatten zahlreiche Bewunderer ihrer Arbeiten eingeladen, die der Aufforderung gerne nachgekommen waren. Der Vorsitzende des Film- und Fotoclubs Kriftel (FFC) stellte den Club vor und erläuterte, wie die präsentierten Bilder entstanden sind. 1978 wurde der Club gegründet, momentan gibt es 35 Mitglieder von denen 20 bis 25 aktiv fotografieren. „Davon sind 19 Frauen, was dem herkömmlichen Klischee eines Fotoclubs widerspricht, bei dem man denkt, dass technikbegeisterte Männer den Club dominieren“, betonte Reimann in seiner Ansprache. Die ersten Überlegungen zu dem Fotothema entstanden im Frühjahr 2024. Im Herbst stand dann das Thema fest: zwischen Main und Taunus. „Wir stellten allerdings schnell fest, dass dieses ein sehr weites Feld ist, begannen Themen zu sammeln, Motivplätze anzuschauen, um dann zu entscheiden, dass wir zulassen sollten, dass jeder seine eigene Sicht sucht“, erläutert Reimann. So seien zwar Dopplungen entstanden, aber auch ein buntes Mosaik von Ideen.
Reimann bedankte sich bei allen Beteiligten, besonders bei Klaus Störch und dem Team des Hauses Sankt Martin. Sie hatten die Fotokünstler sehr warmherzig empfangen und auch tatkräftig bei dem Aufhängen der Bilder mitgeholfen. Ein besonderer Dank ging an Gerhard Mantel, den AWO-Vorsitzenden des Ortsvereins Kriftel, Hofheim, Eppstein, Kelkheim. Dieser war natürlich am vergangenen Freitag anwesend und betonte, dass er das Haus Stankt Martin schon sehr lange kenne und einfach nur zusammengefügt habe, was zusammengehört. Er erinnerte die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung daran, dass man die Arbeit des Hauses Sankt Martin durch Spenden, die man sich beispielsweise als eine Alternative zu einem herkömmlichen Geburtstagsgeschenk wünscht, unterstützen kann.
Stimmen zur Ausstellung
Klaus Störch der Initiator der „Kunst und Kultur am Autoberg“ und Hausherr freute sich sehr über das große Interesse an der Ausstellung. „Wir haben hier in diesem kleinen Raum bildlich praktisch den gesamten Main-Taunus-Kreis abgebildet“, bemerkte er. Er empfand, dass einige Bilder, besonders die Bahnhöfe, eine Brücke zum Haus Sankt Martin bilden. „Denn unsere Obdachlosen ziehen oft weiter und gelangen dann über die Bahnhöfe von Stadt zu Stadt.“
Hattersheims Erste Stadträtin, Heike Seibert, sagte, wie sehr sie sich über die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Hattersheim und Kriftel und die gute Kooperation mit der Caritas freue. Hattersheim und Kriftel seien ja schon alleine durch die Tatsache, dass der Bürgermeister aus Kriftel komme, eng miteinander verbunden. Sie selbst habe die Fotos aus dem Main-Taunus-Kreis sehr genossen. Bei ihrem eigenen „Ratespiel“ habe sie sich selbst getestet, ob sie die dargestellten Orte herausfinden konnte. Sie berichtete, dass sie früher Wahlkämpfe im Landkreis organisiert habe und dabei festgestellt habe, dass in allen 12 Kommunen die Menschen charakteristische Merkmale haben, die sie nun auch im Aussehen der Landschaft und in der Architektur wiederfände.
Dr. Detlef Krause, der Gemeindearchivar aus Kriftel, war ebenfalls gerne zur Ausstellungseröffnung nach Hattersheim gekommen. „Die Fotos stellen unsere Lebensart dar, bemerkt er. „Heimat“ sagt man ja heute nicht mehr, denn das klingt zu spießig. Wenn mich jemand fragt, woher ich komme, dann sage ich immer aus dem flächenmäßig kleinsten Landkreis Deutschlands. Das erweckt immer großes Interesse, so nach dem Motto: gallisches Dorf.“ Die Bilder hatte er für sich in drei Kategorien eingeteilt: Mobilität, Urbanität und Stille. Seine Kategorisierung ist sehr zutreffend für die Ausstellung. Unter dem Motto Mobilität kann man die Fotos der Bahnhöfe und eines fahrenden Schiffes zusammenfassen. Zur Urbanität gehört nach der Auffassung Krauses die Architektur – hier gibt es neue und alte Gebäude, weiter wird unter diesem Punkt das Leben der Menschen dargestellt, es wird gebaut und gehämmert. Eine besondere Stille stahlen beispielsweise die Bilder vom Cohausen-Tempel, vom Bahá‘i Tempel und von der Landschaft am Rossert aus. „Alle Fotos zeigen neue Perspektiven, das macht den Reiz der Bilder aus, das Alte in Frage stellen und Neues zeigen“, so Krause.
Vielfältige Ansichten
In der Tat wird jeder Zuschauer bekannte Stellen entweder sofort wiedererkennen oder vielleicht etwas überlegen müssen, wo sich der dargestellte Ort befindet. Durch Spiegelungen, anderes Licht oder auch durch den Druck auf durchsichtiges Fotopapier (realisiert bei den Fensterbildern der Hauptstraßen) ergeben sich ganz spezielle Kunstwerke.
Die Gäste blieben gerne noch bei Sekt, Kaffee und Kuchen eine Weile zusammen und diskutierten eifrig miteinander. Carol Wanske hatte zwei Polzisten bei der Arbeit im Freizeitpark in Kriftel abgelichtet. Sie freute sich sehr, dass einer der Dargestellten, Polizeihauptkommissar Christian Schneider in Begleitung seines Kollegen, Richard Danne, vorbeigekommen war. Beide sind „Schutzmänner vor Ort“, und sind auf der Streife in unseren Kommunen anzutreffen.
Wer keine Gelegenheit hatte, sich die Ausstellung des Film- und Fotoclubs Kriftel am letzten Freitag anzusehen, kann dieses noch bis zum 4. Juli im Haus Sankt Martin nachholen. Bernd Reimann betonte, dass neue Interessenten beim Fotoclub immer ganz herzlich willkommen seien. Informationen zu den Treffen findet man auf der Homepage des Clubs (https://www.ffc-kriftel.de). Hier kann man auch einen Eindruck über die Bilder der Ausstellung gewinnen.
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