Die Kirchenmusikreihe Vitus & Caecilia darf für sich in Anspruch nehmen, während der für Chöre, klassische Konzerte und generell musikalische Veranstaltungen ausgesprochen schwierigen letzten beiden Jahre Bemerkenswertes geleistet zu haben. Was auch immer gerade möglich und realisierbar war, wurde in St. Vitus umgesetzt – klein, aber fein besetzte Konzerte auf Abstand, Ensembleauftritte, solistische Konzerte. Kirchenmusiker Andreas Winckler bewies ein gutes Gespür für Themen und Möglichkeiten. Und nun hatten Vitus & Caecilia, passend zum 100-Jahr-Jubiläum des Chores des Caecilienvereins Kriftel, erstmals wieder eingeladen zum mit Chor, Solisten und Orchester groß besetzten Konzert mit Mozarts Requiem als Hauptwerk. Man durfte gespannt sein!
Tatsächlich gelang ein in mehrfacher Hinsicht erneut bemerkenswerter Abend. Ein glänzend disponierter Chor, ein überzeugendes Vokalsolistenquartett mit Kathrin Herrmann, Alexandra Gießler, Erik Grevenbrock-Reinhardt und Dietrich Volle, das transparent spielende Orchester Kammerphilharmonie Rhein-Main um Konzertmeister Holger Pusinelli und Andreas Wincklers präzises, umsichtiges Dirigat sorgten für eine überzeugende musikalische Leistung. Dazu boten die (endlich wieder) gut gefüllte Kirche und die vielen Kerzen und Lichtpunkte die passende Atmosphäre.
Nach den einführenden Worten des Dirigenten setzte das innig gestaltete „Ave verum“ die ersten Klänge, bevor das Streichorchester mit den markanten Motiven des „Adagio und Fuge in c-Moll“ für eine aufgewühlte und spannungsgeladene Stimmung sorgte.
Dann folgte Mozarts berühmtes Requiem. Schon die ersten, dunklen Orchesterklänge und der folgende Choreinsatz „Requiem“ im Bass sorgten für Gänsehaut. Und intensiv ging es weiter: Die vom Chor präzise gesungene, drängende Kyrie-Fuge, das beeindruckende Wechselspiel von Bass-Solist und Solo-Posaune (Carsten Weilnau) im „Tuba mirum“, die aufwühlenden Chor-Rufe „Rex“, das innige „Recordare“ und natürlich das bekannte „Lacrimosa“ mit der Bitte um Erbarmen und die ewige Ruhe für die Verstorbenen seien beispielhaft genannt für einzelne Höhepunkte. Die Ausführenden musizierten mit einer Intensität und Energie, die während des gesamten Requiems fast mit Händen zu greifen war und die wohl jeden im Publikum berührten.
Für einen letzten ergreifenden Moment sorgte schließlich das Glockenläuten in den verklingenden Schlussakkord des Requiems hinein. Ein Augenblick des Innehaltens, bevor sich der Dank der Zuhörer für eine überaus gelungene, bemerkenswerte Aufführung in stürmischem Applaus entlud.


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