Nach der Premiere im vergangenen Jahr war noch nicht ganz klar, ob die Bilanz so positiv ausfällt, dass sich Flörsheim als dauerhafter Standort für die Jobmesse des Jobcenters des Main-Taunus-Kreises empfiehlt. Die Verantwortlichen in der kreiseigenen Behörde im Amt für Arbeit und Soziales waren 2024 mit der Resonanz der Betriebe (jedenfalls fürs Erste) wie der Kunden soweit zufrieden, dass es vergangene Woche in der Stadthalle die zweite Ausgabe zu erleben gab.
Von den 24 angekündigten Unternehmen, die mit Jobsuchenden Gespräche führen wollten, musste eines kurzfristig absagen, aber die 23 Teilnehmenden waren immer noch sieben mehr als im Vorjahr – und es scheint, dass sich weiteres Potenzial auftut. Das Gefühl hatte jedenfalls Michael Klein vom Arbeitgeberservice des Kommunalen Jobcenters. Wächst die Veranstaltung weiter, muss allerdings der gesamte Saal geöffnet werden, denn im Foyer hatten sich diesmal nicht nur das Jobcenter und das wieder ins Boot geholte Kommunale Jobcenter des Kreises Groß-Gerau postiert, am anderen Ende waren durch den begrenzten Raum im Saalbereich diesmal ebenfalls Anbieter untergebracht.
Eine gute Entwicklung ist zweifellos, dass der Branchenmix der Anbieter sich verbessert hat. Einen gewissen Schwerpunkt bei Zeitarbeits-Vermittlern gab es zwar auch dieses Jahr, aber der Zuwachs kam vor allem von „normalen“ Unternehmen, die auf diesem Weg nach zusätzlichen Mitarbeitern suchen. So wurden insgesamt Angebote aus den Bereichen Pflege, Reinigung, Lagerarbeit, Gastronomie, Verkehr und Lebensmittel gemacht.
Die Stadt Flörsheim, berichtet Semah Güven von der Wirtschaftsförderung, habe Schreiben an die hiesigen Unternehmen verschickt, um auf die Veranstaltung und die Möglichkeit, sich dabei zu präsentieren, hingewiesen. „Eine höhere Resonanz wäre schön“, resümierte sie den mäßigen Erfolg mit der Initiative, letztlich kamen lediglich das Pflegeheim Doreafamilie und als Neuzugang die Rhein-Main-Deponie hinzu.
Dass eine von Jobcentern veranstaltete Messe nicht der Bewerbungsplatz für hochqualifizierte Spezialisten und Menschen mit höchster Ausbildungsstufe ist, reduziert den Kreis der in Frage kommenden Unternehmen von vorneherein, denn wie gehabt werden die Kunden, wie die Jobcenter ihre Klientel nennen, schriftlich aufgefordert, offiziell freilich lediglich eingeladen, sich an diesem Tag in Flörsheim einzufinden, um aus der Arbeitslosigkeit herauszufinden.
Bürgermeister Bernd Blisch schaute beim Veranstaltungsbeginn vorbei und begrüßte die Unternehmen und Besucher. In drei Zeitfenster wurden die 700 Kunden eingeteilt, die von den 4.000 Eingeladenen zugesagt hatten: Zu Beginn um 10 Uhr, um 11.30 und der letzte Schub um 13 Uhr. So war sichergestellt, dass der Andrang etwas gelenkt ist und die Wartezeit an den Tischen nicht allzu groß wird.
Ein interessanter Neuling war ein „Multitechnik-Dienstleister für Gebäude“, das französische Börsenunternehmen Spie, das 750 Niederlassungen im deutschsprachigen Raum mit Hauptsitz in Düsseldorf betreibt. Es ist ein Ausbildungsbetrieb für Industriekaufleute sowie vier handwerkliche Berufe für den – hätte man früher gesagt – Hausmeisterjob, der durchaus berechtigt heute „Facility Management“ genannt wird. Denn das ursprüngliche Handwerk ist in dem Beruf nicht mehr vornehmlich gefragt.
Angeboten werden bei dem Technik-Dienstleister die Ausbildungsberufe „Anlagentechniker Sanitär, Heizung und Klimatechnik“, Industrieelektriker, „Mechatroniker für Kältetechnik“ sowie „Elektroniker für Gebäude und Infrastruktursysteme“. Diese Berufe klingen nicht nur anspruchsvoller als Türen abzuschließen, sie sind es auch. „Wir suchen Mitarbeiter, wir wissen natürlich, dass wir hier nicht das fertige Fachpersonal bekommen“, sagte Andreas Meese, Ausbildungsleiter bei der 450 Mitarbeiter beschäftigenden Frankfurter Niederlassung. „Aber wir suchen auch solche Interessenten, die Potenzial haben und sich zu der Fachkraft weiterentwickeln sollen, die wir brauchen.“
Das bringt aber auch seine Probleme mit sich. Und die hat Spie, übrigens Vertragspartner auch für die Gebäude des Kreises, nicht zuletzt mit dem hiesigen Jobcenter. Denn Meese schildert ein dickes Problem bei der Integration von Zuwanderern: ein Mismatch beim Level der geförderten Sprachkurse, denn für ein Ausbildungsvisa und die duale Berufsausbildung, die Spie ebenfalls anbietet, sind Kenntnisse des Levels B2 (mindestens) erforderlich. Schließlich geht es um etwas schwierigere Materie, das die Nicht-Muttersprachler verstehen müssen, im Schriftlichen wie in der direkten Kommunikation. Der Kreis bezahlt aber Sprachkurse nur bis zum Level B1, das für den unbefristeten Aufenthalt ausreicht – ein bisher ungelöstes Problem. „Der Vormittag war gut besucht, wir hatten einige gute Gespräche“, war Meese mit dem Kontakt zu den Jobsuchenden in Flörsheim jedoch zufrieden.
Wie Klein erläutert, laufen die Überlegungen darauf hinaus, dass das MTK-Jobcenter künftig drei Jobmessen-Standbeine unterhalten wird. Neben der „Jobmesse Rhein-Main“ im Mai am Frankfurter Flughafen, die es schon länger gibt, kommt im Frühjahr eine Jobmesse im Ostkreis hinzu, Flörsheim wäre dann die Südwestvariante. Sein Wunsch wäre es, auch in Wiesbaden ein Standbein aufzubauen, um den Jobsuchenden des Main-Taunus-Kreises ein noch breiteres Spektrum an Angeboten zu verschaffen. Mit den Flörsheimern als Organisator vor Ort zeigte Klein sich hoch zufrieden, "dass sie das macht, ist doch nett von der Stadt".


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