Die Königin der Instrumente

Die Orgel in St. Vitus wird 25 Jahre alt / Besondere Orgelmusik im Gottesdienst am 28. Februar

Die Orgel von St. Vitus: Eine aktuelle Frontalansicht.

Vor 25 Jahren wurde die Orgel in St. Vitus eingeweiht und in einem festlichen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche ihrer Bestimmung übergeben. Pfarrer Andreas Unfried und sein Vorgänger, Pfarrer Werner Rasbach, segneten seinerzeit das neue Instrument, und Organist Andreas Winckler präsentierte den erwartungsfrohen Zuhörerinnen und Zuhörern im vollbesetzten Kirchenraum die Klangfülle der neuen Orgel, während der Cäcilienchor und der junge Chor für neue geistliche Musik die vokalmusikalische Gestaltung der damaligen Feier übernahmen. Die Besucherinnen und Besucher zeigten sich auf Anhieb tief beeindruckt vom neuen Orgelklang in St. Vitus und spendeten langanhaltenden Applaus für die hochklassig erbrachten Darbietungen. Die neue Pfeifenorgel ersetzte ein elektronisches Vorgängerinstrument, und damit wurde im Gotteshaus eine zuvor ungekannte Klangfülle geschaffen.

Bei einem Empfang im Gemeindehaus im Anschluß an den Gottesdienst wurde den zahlreichen Krifteler Privatleuten und Firmen, die mit ihren Spenden einen entscheidenden Beitrag zur Investition geleistet hatten, in aller Form Dank ausgesprochen. Auch die gründliche Innenrenovierung der Kirche war in der Krifteler Öffentlichkeit aufmerksam und mit großer Anteilnahme verfolgt worden. Der damalige Bürgermeister Paul Dünte gab während des Empfangs bekannt, daß die Zivilgemeinde die Arbeiten in der Kirche mit einer Kostenbeteiligung in Höhe von 100.000 Mark unterstützen wird. Der Rathauschef lobte die stets gute Zusammenarbeit zwischen Rat- und Pfarrhaus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß der Kirchenbau auch künftig von Zeit zu Zeit nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für größere öffentliche Veranstaltungen wie Musikdarbietungen in Kriftel zur Verfügung stehen werde.

Ein königlicher Geburtstag

Auch wenn 25 Jahre für ein solches Instrument, das hoffentlich mehrere hundert Jahre alt werden kann, noch ziemlich jugendlich erscheinen, so ist es doch einer Feier und der Erwähnung wert. Schließlich hat das Instrument in den vergangenen 25 Jahren vieles erlebt.

Eigentlich hatte Kirchenmusiker Andreas Winckler geplant, „seiner“ Orgel mit einem besonderen Konzert zu gratulieren, doch diese Pläne sind coronabedingt erst einmal verschoben. So wird nun im Gottesdienst am 28. Februar um 9.30 Uhr besonders hörenswerte Orgelmusik erklingen, um das Geburtstagskind entsprechend zu würdigen. Denn es ist eine Hauptaufgabe des Instrumentes, Gottesdienste musikalisch zu gestalten und dabei mit den vielfältigen Klangmöglichkeiten den jeweiligen Charakter der Liturgie zu unterstreichen und – in normalen Zeiten – die Gemeinde beim Gesang zu begleiten.

Darüber hinaus durfte die Orgel auch bei zahlreichen Konzerten zeigen, was an Klangfülle und Variationsreichtum in ihr steckt, Andreas Winckler hat mehrere CD-Aufnahmen mit ihr produziert und bei ganz speziellen Anlässen viele interessierte Kinder und Erwachsene mit dem Instrument vertraut gemacht: Orgelbesichtigungen auf der Empore ganz aus der Nähe haben für den ein oder anderen Aha-Effekt gesorgt.

Die Orgel von St. Vitus

Nach einer langen Phase der Planung und sorgfältiger handwerklich-künstlerischer Ausführung wurde die Orgel von St. Vitus im Februar 1996 durch Orgelbau Hoffmann aus Ostheim/Rhön mit 19 Registern auf zwei Manualen und Pedal fertiggestellt. Jede Orgel wird individuell entworfen, denn sie muss sich optisch und klanglich in den Kirchenraum einfügen.

Betrachtet man die Orgel vom Kirchenschiff aus, so sieht man das Gehäuse mit dem „Gesicht“ der Orgel, den Prospekt. Aus dem Prospekt kann man bereits teilweise den Werkaufbau der Orgel erkennen. Zum Hauptwerk (1. Manual – die Tastenreihe für die Finger) gehören die oberen sichtbaren Pfeifen, es sind die Pfeifen des Registers Prinzipal 8'. Dahinter stehen – von unten nicht sichtbar – alle weiteren Pfeifen des Hauptwerks. Darunter, direkt über dem Spieltisch, ist das Schwellwerk (2. Manual) angeordnet. Alle Pfeifen des Schwellwerks sind im Schwellerkasten untergebracht, einem fest verschlossenen Holzkasten, bei dem sich nur die zum Kirchenschiff weisende Seite durch bewegliche Holzlamellen vom Spieltisch aus öffnen und schließen lässt. Damit können Lautstärke und Klang des Schwellwerks in gewissen Grenzen stufenlos variiert werden. Das Pedalwerk ist hinter Schwellwerk und Hauptwerk gebaut, es ist daher ebenfalls von unten nicht sichtbar.

Der Arbeitsplatz des Organisten ist der Spieltisch. Durch das Niederdrücken der Tasten der beiden Manuale oder des Pedals werden über die sogenannte Spieltraktur, die aus dünnen Holzleisten, verschiedenen Hebeln, Wellen und Wippen besteht, die Pfeifenventile geöffnet. Federn sorgen dafür, dass sie sich wieder schließen, wenn die Tasten losgelassen werden.

Das Drücken von Tasten alleine garantiert aber noch keinen Ton. Ohne Wind bleibt die Orgel stumm. Vor sehr langer Zeit wurde Wind von Kalkanten erzeugt, Personen, die meist hinter der Orgel große Blasebälge bewegen mussten. Diesen undankbaren Dienst verrichtet inzwischen ein elektrisches Gebläse. Der Wind wird dann durch zwischengeschaltete Windbälge auf gleichmäßigen Druck eingestellt und in die Windlade, einen großflächigen, niedrigen Kasten, geführt. Auf dieser Windlade stehen die einzelnen Pfeifen. Für jede Taste existiert ein Ventil: wird die Taste gedrückt, öffnet sich das Ventil, und Wind aus der Windlade strömt in die Pfeifen.

Die Orgel ist also ein Blasinstrument, wenn man von der Art der Tonerzeugung ausgeht. Sie nimmt allerdings eine Sonderstellung ein: Während bei Flöten, Oboen und anderen Blasinstrumenten durch Abdecken und Öffnen von Grifflöchern, durch Betätigen von Ventilen und durch Veränderung der Lippenspannung am Mundstück Töne verschiedener Höhe und Klangfarbe erzeugt werden können, gibt jede Orgelpfeife genau einen unveränderlichen Ton von sich. Je länger die Pfeife, desto tiefer der Ton. Von ihrer Bauform und ihrem Material hängt ab, ob es ein heller oder gedeckter, ein leiser oder ein kräftiger Ton ist. Deswegen haben Orgeln viele Pfeifen, 1.128 sind es in St. Vitus. Sie sind geordnet in 19 Gruppen, die Register, die ihren jeweils eigenen Klang-Charakter haben, vergleichbar 19 unterschiedlichen Instrumenten. Dem Organisten steht also quasi ein gesamtes Orchester zur Verfügung, und es ist seine Aufgabe, die jeweils für die Musik gewünschten Register auszuwählen. Wegen dieser Klangvielfalt wird die Orgel auch als die Königin der Instrumente bezeichnet.

Nun lohnt auch noch einmal ein Blick zum Prospekt. Die Orgel von St. Vitus ist in klassischer Weise symmetrisch aufgebaut: außen die großen, innen die kleinen Pfeifen. Spielt man alle Halbtöne nacheinander, kann man hören, dass die einzelnen Töne abwechselnd von Pfeifen auf der rechten und der linken Seite erzeugt werden. Mit Abstand zum Instrument und im Gesamtklang der Musik ist das nicht im Detail hörbar, doch schafft dies die Fülle des Orgelklangs im Kirchenraum.

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