Vor einem Jahr war das Krifteler Ortszentrum noch ein Sorgenkind. Dies wurde seinerzeit nicht zuletzt im Rahmen der gemeinsamen Sitzung des Planungsausschusses und des Haupt- und Finanzausschusses Ende Januar 2023 noch einmal deutlich. Zahlreichen Parlamentarierinnen und Parlamentariern war damals durchaus Bange um die Entwicklung des Areals rund um die Galeriepassage in der Frankfurter Straße.
Zumal sich das Krifteler Zentrum anschickte, einem hartnäckigen und unwillkommenem Trend zu folgen: Nicht umsonst hatte das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen im Mai 2021 das Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ ins Leben gerufen. Hierfür konnten sich alle hessischen Städte und Gemeinden bewerben. Bei den Förderungen handelte es sich um die ersten Investitionen des "Neuen Hessenplans", der die hessischen Innenstädte stärken soll.
Innenstädte sind nicht nur Zentren für Handel, Wohnen und Gastronomie. Sie sind wesentlicher Teil der Lebensqualität in Städten, sie sind Treffpunkt der Bevölkerung, Kulturgut und das Gesicht einer Stadt – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Ziel muss es daher sein, Innenstädte als Visitenkarte einer Stadt, als Orte der Nutzungsvielfalt, Kommunikation, als Identifikationsfaktor und wesentlicher Aspekt der Lebensqualität zu erhalten, resilient gegen Krisen zu machen und somit zu stärken.
Die Lebensader der Innenstädte ist die Kundenfrequenz. Sauberkeit, Sicherheit, Grünpflanzungen, Aufenthaltsqualität und ein Branchenmix bei den Gewerbetreibenden sind Garanten für die Zukunft von Innenstädten.
Hattersheim am Main zum Beispiel hat sich erfolgreich für das Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ beworben, und auch in der Krifteler Nachbarstadt ist es ein Gebiet rund um die dortige Frankfurter Straße, das Kummer bereitet. Inzwischen wurden Maßnahmen ergriffen, um die dortige Innenstadt wieder zu beleben, wie beispielsweise mit einem großen Sommerfestival, das in diesem Jahr wiederholt werden soll.
Zwischenzeitlich steigender Leerstand
Aber zurück zu Kriftel: Auch hier votierte man im Planungsausschuss für einen entsprechenden Prüfantrag, initiiert von der FDP, demzufolge der Gemeindevorstand prüfen soll, unter welchen Voraussetzungen die Gemeinde Kriftel am Landesprogramm „Zukunft Innenstadt“ teilnehmen und davon womöglich auch profitieren könnte.
Der sicher schwerwiegendste Nackenschlag für die hiesige Ortsmitte war die Schließung des Rewe-Marktes am 3. Dezember 2022, aber damit fing die Misere längst nicht erst an: So folgte auf das an der Ecke zur Taunusstraße ansässige Bauelemente-Unternehmen, direkt gegenüber der Galeriepassage, nach einer Weile Leerstand ein Corona-Testzentrum, das nach relativ kurzer Zeit - naturgemäß auch "pandemiebedingt" - wieder schließen musste. In unmittelbarer Nachbarschaft dazu hielt sich für wenige Jahre ein Fachgeschäft für Shisha-Waren, das sich bis etwa Mitte 2021 halten konnte. Seitdem hieß es auch dort: Leerstand. Zwar wies seit Anfang 2022 ein mächtiges "Barbershop"-Logo auf die anstehende Eröffnung eines ebensolchen Ladens hin - am Zustand "Baustelle" im Innern des Geschäfts änderte sich jedoch über ein Jahr lang nichts.
In der Galeriepassage selbst hatte das kleine Kleidungsgeschäft geschlossen und machte Platz für einen Bowl-Imbiss, der im November 2022 seine Eröffnung feierte - nur, um dann schon zum Jahreswechsel wieder verbarrikadiert zu werden, mit dem Hinweis auf eine bis Mitte März andauernde Renovierung, die schließlich in die kurzlebige Eröffnung des "Mihan Mini Markts" münden sollte.
Und auch die unselige Bar in der ersten Etage, die vor allem dank einer einer polizeilichen Großrazzia noch vor der eigentlichen Eröffnung für öffentliche Aufmerksamkeit sorgte, konnte sich kein Jahr halten und war seit November 2022 schon wieder geschlossen. All das lieferte, zusammen mit der Rewe-Schließung, in Summe mehr als genug Gründe für Sorgenfalten bezüglich der Krifteler Ortsmitte.
Neuer Supermarkt
Jedoch kann man jetzt, gerade mal ein Jahr nach dieser niederschmetternden Momentaufnahme, zumindest vorläufig Entwarnung geben: Tatsächlich wurde all diesen Baustellen und Sorgenkindern wieder Leben eingehaucht.
Angefangen mit dem Nachfolger des Rewe-Marktes: Seit Sommer 2023 ist dort nun der "Taunus Super Market" beheimatet und wird von der Kundschaft auch angenommen. Damit dauerte es erfreulicherweise nur etwa ein halbes Jahr bis zur Rückkehr eines auch fußläufig gut erreichbaren Vollsortimenters in der Ortsmitte. Einzig die im Vorfeld vollmundig angekündigte Fischtheke hat es bislang noch nicht in den Laden geschafft, aber ansonsten kann man sich dort gut mit den Waren des täglichen Bedarfs eindecken. Dass dieses Problem so schnell gelöst werden kann, haben vor einem Jahr noch nicht viele Bürgerinnen und Bürger zu hoffen gewagt.
Großes Angebot zur gesundheitlichen Versorgung
Schräg über dem neuem Supermarkt, im ersten Obergeschoss der Galeriepassage, wird nun auch schon seit Monaten fleißig und zielstrebig in den Räumlichkeiten der ehemaligen Sportbar (und zuvor des Restaurants "El Grecco") umgebaut und renoviert: Eine große physiotherapeutische Praxis soll dort eröffnet werden. Eine absolut sinnvolle und naheliegende Ergänzung zum dort ohnehin schon großen Angebot rund um die medizinische und gesundheitliche Versorgung mit diversen Ärzten und Therapeuten, einem Sanitätshaus und einer Apotheke. Neben der Möglichkeit zum Einkauf aller wichtigen Waren des täglichen Bedarfs ist die Anwesenheit dieser Versorgungsbranche in Laufreichweite gerade für die vielen Seniorinnen und Senioren in Kriftel von größter Bedeutung, und da ist es freilich sehr praktisch, wenn dort vieles in direkter gegenseitiger Nachbarschaft liegt.
Und das ist noch nicht alles: Das ehemalige Corona-Testzentrum in der Frankfurter Straße 7 wurde im vergangenen Sommer ebenfalls wieder mit Leben gefüllt: Dort ist nun ein Fachgeschäft für Wolle, Garne und Kurzwaren beheimatet. Und ebenfalls seit einem guten halben Jahr ist nun auch schon der daneben liegende Barbershop geöffnet - die dortigen Renovierungsarbeiten fanden nach ungewöhnlich langer Zeit tatsächlich ein Ende, und auch das vielleicht ein wenig zu markante Ladenschild wich erst vor wenigen Tagen einer dezenteren Variante, die das nächtliche Kriftel nicht mehr allzu stark erhellt.
Und schließlich steht auch der kleine Supermarkt inmitten des Erdgeschosses der Galeriepassage nicht mehr leer: Seit dem Spätherbst bietet dort ein "Späti" - nach Berliner Vorbild mit entsprechend langen Öffnungszeiten - seine Waren an.
Somit kann man für den Moment erst einmal festhalten: Das Krifteler Ortszentrum lebt wieder, die Zeiten des steigenden Leerstands der Ladengeschäfte sind aktuell passé.
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