Das Puzzle fügt sich langsam zusammen

Weitere Ankäufe am Krifteler Wäldchen / Beschluss über die Offenlage soll noch in diesem Jahr erfolgen

Auf dem 14 Hektar großen Areal zwischen Bahngleisen und A66 soll neuer Raum für Wohnen und Gewerbe entstehen.

Nachdem die Krifteler Gemeindevertretung zuletzt am 10. Dezember über den Sachstand der Gebietsentwicklung "Am Krifteler Wäldchen" informiert worden war, wurden die Parlamentarier in der jüngsten Sitzungsrunde vom Ersten Beigeordneten Franz Jirasek in dieser Sache ausführlich auf den neuesten Stand gebracht.

Die Hessische Landgesellschaft mbH (HLG) wurde von der Gemeinde Kriftel damit beauftragt, die Grundstücke auf dem besagten Areal treuhänderisch zu erwerben. Jirasek freute sich darüber, im Planungsausschuss am 6. September mitteilen zu können, dass bis zum 20. August schon 22 Kaufverträge mit 27 Flurstücken von der HLG beurkundet wurden. Neun dieser Flurstücke liegen im Teilbereich des Wohngebietes, 18 im vorgesehenen Gewerbegebiet. Dies entspricht einer angekauften Gesamtfläche von 51.111 Quadratmetern. Die Veränderung zum Stand vom Dezember 2020 hält sich allerdings in Grenzen: Schon damals konnte man eine angekaufte Gesamtfläche von gut 48.000 Quadratmetern verbuchen.

Da sich zu Beginn des Umlegungsverfahrens bereits 23.358 Quadratmeter im Eigentum der Gemeinde befanden, hat diese nun schon etwa 75.000 Quadratmeter in der Tasche - gut die Hälfte der 14 Hektar, die das gesamte Baugebiet umfasst. Es wird zudem erwartet, dass sehr zeitnah noch zwei weitere Kaufverträge unter Dach und Fach gebracht werden können.

Schon im Rahmen der Erörterungsgespräche Ende 2019 hatten sich mehrere Grundstückseigentümer für die Zuteilung eines Grundstücks ausgesprochen. Die Zahl der Eigentümer, die ihre Zuteilungsvorschläge bereits unterzeichnet haben, erhöhte sich zwischen Dezember 2020 und August 2021 von 7 auf 15. Weiteren sechs Beteiligten liegen zudem vorabgestimmte Zuteilungsvorschläge vor, dort fehlt noch deren Unterschrift. Sollte diese noch länger auf sich warten lassen, wird seitens der Gemeinde nachgefasst. In zwei Fällen sind die Verhandlungen dem Sachstandsbericht zufolge noch offen.

Hindernisse aller Art

Jirasek berichtete von schwierigen und komplexen Verhandlungen, bei denen immer wieder individuelle Wünsche und Erwartungen eine maßgebliche Rolle spielen - ein sehr zeitaufwendiger Vorgang angesichts von mehr als 70 Eigentümerinnen und Eigentümern, mit denen die Gemeinde in Verhandlung treten musste beziehungsweise noch muss. Auch kuriose Hindernisse gilt es zu bewältigen, und das zuweilen noch auf den letzten Metern: So stand in einem Fall bereits der finale Termin beim Notar an, als festgestellt wurde, dass die Schreibweise des Namens in den Ausweisdokumenten von denen im Grundbuch abwich - also muss zunächst die korrekte Schreibweise noch geklärt werden. In einem anderen Fall haben zwei Erben gegensätzliche Vorstellungen, die es erst unter einen Hut zu kriegen gilt: Der eine will verkaufen, der andere würde eine Zuteilung bevorzugen. Und auch in Bezug auf die Lage der zugeteilten Grundstücke werden immer wieder Wünsche geäußert - und selbst wenn diese keine Berücksichtigung finden können, nehmen sie auf Seiten der Verwaltung dennoch viel Arbeitszeit in Anspruch.

Probleme mit der Stellplatzsatzung

Viele Gedanken macht man sich aktuell bereits um die Erschließungsplanung: Wie wird später die Straßenbaugestaltung aussehen? Man will sicherstellen, dass es "Am Krifteler Wäldchen" ausreichend Grünflächen und verkehrsberuhigte Bereiche geben wird.

Ein weiteres Thema, das weitergehende Verhandlungen nahelegt - wenn nicht sogar notwendig macht - ist die Stellplatzsatzung. Die Satzung der Gemeinde ist Jirasek zufolge schon sehr alt und gesetzlich überholt; eine Überarbeitung ist unumgänglich - gerade in Hinblick auf Fahrräder. Mittlerweile gibt es eine Fahrradabstellverordnung des Landes Hessen, die regelt, wie viele Fahrradstellplätze zu schaffen sind, wenn die gemeindeeigene Stellplatzsatzung hierzu keine passenden Vorgaben liefert. Käme im Teilbereich der Lärmschutzriegelbebauung angrenzend zu den Bahngleisen die Fahrradstellplatzverordnung des Landes zum Einsatz, dann würde das bedeuten, dass man angesichts der dortigen Grundfläche von circa 20.400 Quadratmetern stolze 584 Fahrradabstellplätze und fast 200 Plätze für Lastenfahrräder schaffen müsste. „Damit müssen wir uns ernsthaft beschäftigen“, stellte der Erste Beigeordnete fest und kündigte an, dass man diesbezüglich Vorschläge machen werde. So ist ja auch die Schaffung von Car-Sharing-Angeboten für das neue Wohn- und Gewerbegebiet geplant, und Jirasek hofft, dass man auf dieser Basis einen Kompromiss finden kann, der für alle tragbar ist.

Klappergrasmücke und Neuntöter

Eigentlich hätte Jirasek gerne in der nächsten Sitzungsrunde schon die Offenlage des Bebauungsplanes gehabt - doch das wird nicht klappen. Die Frankfurter Planungsgesellschaft Natur & Umwelt mbH (PGNU) führte nämlich eine folgenschwere Nacherhebung der Flora und Fauna "Am Krifteler Wäldchen" durch. Diesbezüglich stellte der Erste Beigeordnete enttäuscht fest, dass man im Vorfeld ausdrücklich die Eigentümer, mit denen man eine Einigung für einen Verkauf oder eine Zusteilung erzielen konnte, darum gebeten hatte, die Grundstücke dringend weiter zu bewirtschaften und in Ordnung zu halten. "Offensichtlich hat das der eine oder andere nicht getan", so Jirasek - denn bereits der PGNU-Zwischenbericht nennt nun schon zwei Vogelarten, die im Areal neu gefunden wurden. Für die Klappergrasmücke und den Neuntöter müssen deshalb zum Ausgleich sogenannte CEF-Maßnahmen ergriffen werden. Die beiden Vogelarten bevorzugen dicht bewachsene Graslandschaften. Zudem sind Hecken zu schaffen, 250 Meter lang und 50 Zentimeter breit. Es stellt sich nun die Frage, wo man diese Flächen (insgesamt zwei Hektar) im Bebauungsplan neu einplanen soll - die Puzzlearbeit verschärft sich also weiter.

Derzeit lautet die zeitliche Zielsetzung, dass man in der letzten Sitzungsrunde des Jahres 2021 im Dezember die formelle Beteiligung des Bebauungsplanentwurfes beschließen und die Offenlage Anfang 2022 durchführen will. Parallel dazu will man mit den verbliebenen Grundstückseigentümern die nötigen Einigungen herbeiführen.

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