Dieses Jahr ist ein besonderes für den Kirchenmusiker Dr. Andreas Winckler. Die Zahlen 60, 30 und 15 begleiten ihn. 60 Jahre alt wurde er am 16. Februar. Hierzu machte er sich selbst, seinen Chören, dem Cordis-Ensemble, der Katholischen Kirchengemeinde in Kriftel und vielen Gästen ein wunderbares Geschenk, das Konzert „Rhapsody of Life“, das am Abend in St. Vitus aufgeführt wurde. Die Zahl 30 steht für 30 Jahre Leiter des Chores des Caecilienvereins Kriftel. Dieses Jubiläum wird am 1. November gefeiert. Seit 15 Jahren leitet er das Vocalensemble Langen, den Chor der dortigen Musikschule.
Musik und Management ergänzen sich ideal
Winckler blickt auf eine lange Musikkarriere zurück. Mit sieben Jahren bekam er Klavierunterricht vom Kirchenmusiker der Kirche St. Antonius in Waiblingen. Auch im dortigen Kinderchor sang er mit. Hier begegnete er seiner späteren Frau Gabriele. Als der junge Andreas mit elf Jahren körperlich groß genug war, um an das Pedal zu kommen, bekam er Orgelunterricht.
In seiner Ursprungsfamile bestand immer eine Beziehung zur Kirche, seine Eltern sangen im Chor, zwei seiner Onkel waren Pfarrer. Rückblickend freut sich Winckler, dass er nie mit der Musik aufgehört hat. Schon während der Schulzeit begann er das zweijährige Studium für die C-Prüfung, das er ein Jahr vor dem Abitur erfolgreich abschloss. Damit war er für den nebenberuflichen, kirchenmusikalischen Dienst qualifiziert. Neben Klavier und Orgel standen hier auch die Chorleitung und das Dirigieren auf dem Programm.
Als die Frage nach der Berufswahl auftrat, entschied Winckler sich für ein Studium der Elektrotechnik, das durch eine Promotion im Fach Informatik abgerundet wurde, beides in Stuttgart. Nebenbei spielte er weiter Orgel in Waiblingen und war auch als Chorleiter tätig. „Als echter Schwabe mit einem technischen Abschluss bewirbt man sich nach dem Studium bei Bosch“, erzählt er. Dort gab es auch eine freie Stelle für ihn, allerdings in Frankfurt. So kam er 1994 ins Rhein-Main-Gebiet, und lebt seitdem in Ehlhalten. 2003 begann er seine Arbeit bei der Messe Frankfurt, wo er seit Oktober 2017 als Chief of Information Technology in der Geschäftsleitung tätig ist. Er und sein Team von 90 Mitarbeitern sind weltweit für die IT-Funktionalitäten verantwortlich. „Ich bin sehr glücklich mit meiner Berufswahl“, betont er. Die Kombination von Musik und Arbeit bei der Messe seien ideal. „Die Musik macht den Kopf frei für die täglichen beruflichen Themen und umgekehrt.“
Fast 30 Jahre Kirchenmusiker in Kriftel
In Ehlhalten angekommen, fragte Winckler im Pfarrbüro nach, ob man Verwendung für einen Organisten hätte. Dabei traf er auf Pfarrer Andreas Unfried, der schon wusste, dass er 1995 nach Kriftel wechseln würde. Er riet Andreas Winckler, sich Kriftel einmal anzuschauen, dort würde die Stelle für einen Organisten frei und eine neue Orgel sei geplant. So fing Winckler als Organist in Kriftel an und wurde, als der damalige Leiter den Chor des Caecilienvereins verließ, gefragt, ob er die Chorleitung übernehmen wolle. Das machte er dann am 1. November 1995. Ein Jahr später durfte er sich dann über die neue Orgel in St. Vitus freuen. Gemeinsam mit Pfarrer Andreas Unfried, den Chormitgliedern und weiteren ganz vielen zupackenden Händen wurde die Kirchenmusikreihe „Vitus & Caecilia“ ins Leben gerufen. Die Krifteler und auch viele Gäste von weit her können sich seitdem an unterschiedlichen Konzerten erfreuen.
Von Anfang an wurde Andreas Winckler stark von seiner Familie unterstützt. Gabriele Winckler singt mit im Kirchenchor, ebenfalls seine beiden Söhne Julian und Fabian, die inzwischen verheiratet sind. So ist jede Chorprobe auch gleich ein kleines Familientreffen. Seit 2010 leitet Andreas Winckler das Vocalensemble Langen. Hier besteht das Programm hauptsächlich aus weltlichen Liedern. Die Zusammenarbeit seiner beiden Chöre hat sich als sehr fruchtbar erwiesen. Dieses konnte auch am Sonntagabend wieder gezeigt werden.
Das Konzert
Viele Besucher waren schon früh gekommen, um sich einen Platz zu sichern. So war beim Beginn des Konzertes die Kirche St. Vitus vollständig besetzt. Die beteiligten Musiker, das waren der Chor des Caecilienvereins Kriftel, das Vocalensemble Langen und das Cordis-Ensemble, nahmen ihren Platz ein. Dann erklang die Orgel. Das gekonnte Spiel konnte nur von Andreas Winckler stammen. Virtuos entlockte er der Orgel auch ungewöhnliche Töne zu Variationen von „I got Rhythm“ von George Gershwin.
Pfarrer Helmut Gros begrüßte die Gäste mit den Worten: „Man könnte meinen, es ist alles wie immer, Glocken, Gemeinde, Andreas Winckler an der Orgel.“ Aber trotzdem sei etwas anders, nämlich, dass der 60. Geburtstag von Andreas Winckler gefeiert werde, zu dem er im Namen aller gratulieren wolle. Vor allen Dingen wünsche er Gottes Segen, der in der folgenden Musik mitklingen würde. Andreas Winckler, nun am Rednerpult, erklärte, dass er gemeinsam mit den Musikern in dem Konzert musikalische Schwärmereien präsentieren werde. Damit wollten sie einen Blick auf das Leben und seine Spielarten geben. „Los geht’s liebes Orchester.“ Es erklang das Lied „Stimmt an die Saiten“ aus der Schöpfung von Joseph Haydn. Man hatte das Gefühl die Musik sei kräftiger und beschwingter als sonst. Kein Wunder bei dem fröhlichen Anlass. Der Blick auf die Schönheit der Welt wurde fortgesetzt mit dem Lied „Look at the World“ von John Rutter.
„Alles kommt von Gott“, erklärte Andreas Winckler dem Publikum. Jeder von uns habe schwierige Zeiten, in denen er mit sich und der Welt hadere. Vielleicht seien es gerade diese Zeiten, wo man von Gott begleitet werde, gab er zu denken. Musikalisch wurden diese Gedanken mit „Sagt es, die ihr erlöset seid“ aus dem Lobgesang von Felix Mendelssohn Bartholdy ausgedrückt. Das Solo wurde von Tenor Fred Hoffmann gesungen, mit dem Andreas Winckler 2001 das erste Mal musiziert hat. Trost kommt von Gott: „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“, so ist die Botschaft der Musik von Felix Mendelsohn Bartholdy nach Psalm 91. Auch der Gospel-Song „Just a Closer Walk with Thee“ beschäftigt sich mit der Anwesenheit von Jesus.
Ein weiteres großes Lebensthema ist der Dank. Andreas Winckler dankte seinen Wegbegleitern, seiner Mutter, seiner Familie, Pfarrer Gros, den Musizierenden und allen Musikinteressierten und auch seinen Kollegen bei seiner weltlichen Arbeit. Musikalisch wurde die Dankbarkeit ausgedrückt in „Vollendet ist das große Werk“ (Haydn), „Nun danket alle Gott“ (Mendelssohn) und „There‘s so much to be thankful for“ (Josh Groban).
Nun fehlte nur noch der Blick nach vorne. Mit Mut, Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung in jeden neuen Tag zu gehen ist das Ziel. Musikalisch untermalt wurden diese Gedanken durch „You raise me up“ (Josh Groban) und „Until wie sing again“ (Joseph A. Martin).
Als letztes stand die „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin auf dem Programm. Den Part am Flügel übernahm Andreas Winckler. Dieses war möglich, da Horst Christill das Dirigieren übernahm. Man kann ihn ebenfalls als einen Wegbegleiter Wincklers bezeichnen, da beide einige spezielle Projekte miteinander verwirklicht haben, wie 2009 die Aufführung der Carmina Burana. „Gershwin erinnert mich an meine Schulzeit“, erzählte Winckler, „nach dem Abitur haben wir die Rhapsody in Blue mit dem Schulorchester gespielt.“
Zum Abschluss fasste Winckler zusammen: „Das ist ein schöner Geburtstag. Das Leben ist Live-Musik, es geht um den Moment.“ Wie könnte man dieses treffender darstellen als durch das Lied „Live is Life“. Da hielt es die Gäste nicht mehr auf den Plätzen, riesiger Applaus mit Standing Ovations war der Lohn für die besondere Aufführung. Zum Geburtstagsständchen, geleitet von Cornelia Lukas, überreichte jedes Chormitglied eine Rose an Andreas Winckler.
Gedanken für die Zukunft
Nach seinen Gedanken zum runden Geburtstag und seinen Wünschen für die Zukunft befragt, meinte Andreas Winckler, dass er momentan eine sehr aktive Zeit habe, in der große Projekte anstünden, sowohl bei seiner Arbeit bei der Messe wie auch in der Musik. „Ich freue mich, mit so vielen Leuten etwas Schönes, Erfolgreiches schaffen zu können.“ Wichtig für ihn sei Bewahrenswertes zu erkennen und zu erhalten, dieses mit Neuem zu kombinieren und dadurch in der jetzigen Zeit anzukommen. „Ich wünsche mir, dass mir das gelingt.“ Die Kombination der aufgeführten Musikstücke in seinem Konzert zeigte genau, was er meint.
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