Corona trifft Schützenverein hart

Vereinsheim dicht, Training nur eingeschränkt: Auch die Schützen leiden unter den Auswirkungen der Pandemie

Das Vereinsheim der Schützen kann derzeit nicht für Veranstaltungen angemietet werden. Dadurch muss der Verein enorme Einbußen auf der Einnahmeseite verbuchen.

Im Laufe der gesamten bisherigen Pandemiezeit kam der Schützenverein 1935 e.V. Kriftel zwar nicht zum Erliegen - aber man war zuweilen "nah dran", berichtete der 1. Vorsitzende Joachim Ott im Gespräch mit dieser Zeitung.

Große finanzielle Einbußen muss der Verein durch die coronabedingte Schließung des Vereinsheims hinnehmen. Normalerweise ist die Heimat der Schützen für die Bevölkerung ein ausgesprochen beliebter Standort für größere Feiern aller Art, von runden Geburtstagen bis hin zu Hochzeiten. Für über 20 Termine pro Jahr wurde es vor der Pandemie für gewöhnlich vermietet. Und von diesen wichtigen Einnahmen lebt der Verein auch weitgehend. Die Auswirkungen der Schließung sind leider enorm: Ott schätzt die Mindereinnahmen im vergangenen Jahr auf 8.000 bis 10.000 Euro.

Geld, das unter anderem auch nötig ist, um das Schützenheim in Schuss zu halten. Einzelne Vereinsmitglieder kümmerten sich immer wieder mal um das ein oder andere Problem. Und zum Glück wurde auch rechtzeitig vor Pandemieausbruch ein größeres Projekt abgeschlossen: Das Dach wurde ausgetauscht. Derzeit hingegen findet der übliche Arbeitsdienst im Vereinsheim nur abgespeckt statt, es dürfen einfach nicht so viele Leute wie sonst gleichzeitig dort tätig sein.

Auch vereinsinterne Feiern können seit Pandemiebeginn nicht stattfinden. Der zuvor angelegte Getränkevorrat musste zwischenzeitlich sogar weggeschüttet werden. Das Hygienekonzept ist für den Verein einfach zu aufwendig, so Ott. Normalerweise übernimmt jemand bei Veranstaltungen fließend den Thekendienst. Das wäre derzeit jedoch nicht möglich, feste Arbeitskräfte müssten permanent hinter der Theke stehen und diesen Job übernehmen. Zudem ist das Haus relativ klein, und da man dort kaum einen zuverlässigen Sicherheitsabstand gewährleisten könnte, müssten alle permanent Masken tragen, was bei Feiern kaum zu kontrollieren und durchzusetzen wäre. Und es gibt in den Reihen des Vereins auch Mitglieder, die es angesichts einer Maskenpflicht vor Ort jederzeit vorziehen würden, lieber maskenlos zuhause zu bleiben, beschreibt Ott die schwierige Lage.

Somit ist Stand jetzt die Vermietung des Vereinsheims vorerst nicht möglich, mindestens bis Jahresende. Auf diesen unerfreulichen Umstand weist direkt ein Pop-Up auf der Vereinshomepage www.schuetzenverein-kriftel.de hin. Und dort findet man auch den Hinweis darauf, dass das Training - zumindest für Vereinsmitglieder - unter Auflagen wieder möglich ist. Ein wenig Aufschwung gibt es also endlich zu verzeichnen, wenigstens ein paar Leute dürfen schießen - aber auch das nur stark eingeschränkt im Vergleich zum Normalzustand. So zum Beispiel an der Luftpistolenanlage: Normalerweise bietet diese Platz für 14 Schützen gleichzeitig, mit einem Meter Abstand voneinander - zu wenig in Zeiten der Corona-Pandemie. Aktuell darf deshalb nur jeder zweite Platz benutzt werden.

Wenig Vorfreude auf Olympia

Auch in Sachen Wettkämpfe lag das Vereinsgeschehen in den letzten Monaten seit Pandemiebeginn weitgehend brach. "Letztes Jahr gab es so gut wie keine Deutsche Meisterschaften", so Ott. Zudem fanden keine Landes- und Bezirksmeisterschaften statt. Für 2021 habe man sich Deutsche Meisterschaften unter speziellen Corona-Bedingungen ausgedacht - aber Joachim Ott stellt etwas frustriert fest: "Das sind keine Meisterschaften, wie sie eigentlich mal gedacht waren."

Wie in anderen Sportarten auch fallen die Einschränkungen für Profis, wie zum Beispiel die prominenten Olympioniken Christian Reitz und Oliver Geis, etwas geringer aus. Aber über allem hängt nun mal der Schleier der Pandemie, und Joachim Ott kann auch berichten, dass nicht alle Sportlerinnen und Sportler erfreut darüber sind, dass die Olympischen Spiele in Tokio unter diesen Bedingungen überhaupt stattfinden. Vieles, was die Olympischen Spiele normalerweise so besonders macht, von den vollen Rängen mit Fans aus der ganzen Welt bis hin zum engen gemeinschaftlichen Leben im Olymischen Dorf, ist mit den notwendigen Maßnahmen angesichts der Pandemie nicht vereinbar. So kommt es, dass die anstehenden Spiele nicht unter dem besten Stern stehen, und für viele Athleten hat diese Sommerolympiade einfach nicht den gewohnten Stellenwert dieses normalerweise so besonderen Sportereignisses.

In die Zukunft blickt Ott dennoch optimistisch. Sobald die Wettbewerbe wieder im gewohnten Maßstab anlaufen, wird man an diesen auch problemlos wieder teilnehmen können. Die wirtschaftlichen Einbußen während der Pandemie stellen hierfür keinesfalls eine Hürde dar. Und man hofft auf einen weiteren Aufschwung nach den Sommerferien und weiter gen Null tendierende Inzidenzzahlen. "Aber ob diese Hoffnungen erfüllt werden...", fragt sich Ott - und ist mit dieser Unsicherheit sicher nicht alleine.

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