Ein historischer Platz lebt auf

Der erste Flohmarkt unter der Regie der Interessengemeinschaft Cramer-Klett-Siedlung stieß auf großen Zuspruch

Der Cramer-Klett-Platz war beim ersten Flohmarkt unter der Regie des Siedlervereinigung mit Ständen gut gefüllt. (gus/Fotos: Steinacker)
 

 GUSTAVSBURG (gus) – Es ist ja nicht so, dass noch niemand den attraktiven, einladenden Cramer-Klett-Platz als Veranstaltungs- und Versammlungsort in Gustavsburg entdeckt gehabt hätte. Der traditionelle Weihnachtsmarkt führt den Besuchern jährlich die Reize des Ensembles in der einstigen Arbeitersiedlung vor Augen. Und auch als Flohmarktgelände hatte der Förderkreis, der am Platz gelegenen Kita „Kastanienburg“, in den jüngsten Jahren das Areal ebenfalls bereits entdeckt. „Wir haben das auf Anregung der Organisatorin aufgegriffen“, berichtet Matthias Welniak, wie es in seinem Verein zur Idee kam, solch einen Flohmarkt nun flächendeckend für den gesamten Platz anzubieten – mit überraschend großer Resonanz, wie sich am Samstagnachmittag, 16. Juni, zeigte.

Der Vorsitzende der erst im vergangenen Herbst gegründeten „Interessengemeinschaft und Förderverein Cramer-Klett-Siedlung Gustavsburg“ war heilfroh, dass die Organisation dieses ersten Großprojekts des jungen Vereins letztlich dank unzähliger ehrenamtlicher Arbeitsstunden doch recht reibungslos funktioniert hat. Die Interessengemeinschaft will so eine breite Öffentlichkeit schaffen: für den Platz wie für den Verein, der sich zum Ziel gesetzt hat, „den öffentlichen Raum zu pflegen“. In diesem Fall durch die Gemeinschaft der Bewohner der Häuser der historischen Arbeitersiedlung nicht nur am, sondern auch rund um den Cramer-Klett-Platz. Zumindest in der Gerberstraße und der Königswarter Straße nahmen Anwohner am Samstag die Möglichkeit wahr, weitere Angebotsflächen abseits des zentralen Platzes zu bieten.

Die 28 Stände auf dem rund 1200 Quadratmeter bietenden Rechteck überfüllten das Areal keineswegs, in der Mitte blieb genügend Raum zum Flanieren. Im Angebot war das, was man auf solchen Flohmärkten eben findet, wenn aus privater Hand angeboten wird: Kleider und Spielzeug bestimmten den ersten Eindruck, beim genaueren Hinsehen waren freilich auch viele Dekoartikel, die in der eigenen Wohnung nicht mehr zur Geltung kamen, zu finden. Eine etwas exponiertere Stellung nahm der Stand der Kulturstiftung Ginsheim-Gustavsburg ein. Vorsitzende Jutta Westhäuser und ihr Mann hatten nicht nur die heimischen Lagerbestände nach nicht mehr benötigten Einrichtungsgegenständen durchforstet und waren dabei auf manche Rarität gestoßen. Sie durften auch eine ganze Bilderserie der heimischen Malerin Ursula Kienast veräußern, alles trotz ursprünglich festgelegter Preise auf reiner Verhandlungs- und Spendenbasis, wie Westhäuser betonte.

Die Gemäldesammlung umsäumte den Brunnen auf dem südlichen Platzbereich. Das ging deshalb, weil der Brunnen nicht in Betrieb ist. Auch so ein Thema, um das sich der Verein kümmern darf. Es gibt durchaus einiges zu entschieden und zu tun auf und am Cramer-Klett-Platz. Die anliegenden Häuser kommen mehr und mehr in Privatbesitz, weil die Baugenossenschaft sie beim Freiwerden nicht mehr neu vermietet, sondern neue Eigentümer für sie sucht. Ein Prozess, der bei dem Ensemble am Cramer-Klett-Platz selbst inzwischen zu rund zwei Dritteln abgeschlossen ist.

Dadurch, dass die Häuser denkmalgeschützt sind, haben die Neubesitzer weniger mit der Stadt als mit der Kreisverwaltung zu tun. Welniak betont, dass die Verwaltung dennoch, etwa durch die Bereitstellung der Hydranten und von Schläuchen ihren Beitrag zum Gelingen der Veranstaltung beitrug. Die Einnahmen durch den Flohmarkt sind beim Verein bereits fest verplant. Es gilt, ein Finanzpolster anzulegen für das erste ganz große Ding der Interessengemeinschaft, denn 2021 steht das 125-jährige Bestehen der Siedlung auf dem Plan. Eine ideale Gelegenheit, den Zusammenhalt der Anwohner weiter zu stärken. Welniak ist aber auch jetzt schon recht zufrieden damit, wie es mit der Entwicklung der Interessengemeinschaft voran geht. „Die Baugenossenschaft schickt die Käufer der Häuser in der Siedlung direkt zu uns, damit wir sie mit unserer Erfahrung wegen der Sanierungen beraten“, berichtet der Vorsitzende. „Viele werden dann gleich Mitglied.“

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