Interessante Alternative zu den Neubauplänen

Fraktionen wollen Vorschlag der Freien Wähler prüfen lassen, im „Schwedenhof“ einen Bürgersaal einzurichten

Der „Schwedenhof“ an der Darmstädter Landstraße ist ein prägnantes Gebäude in Gustavsburg, das unter Denkmalschutz steht. Ob es sich als Standort eines „Bürgersaals“ eignet, soll nun geprüft werden.
(gus/Fotos: Steinacker)

 

GUSTAVSBURG (pm) – Auf der Suche nach einem Ersatzangebot für das Gustavsburger Bürgerhaus, das als nicht mehr mit vertretbaren Kosten sanierbar angesehen wird, steht eine neue Idee im Raum. Sigi Nachtmann (Freie Wähler) brachte in die Sitzungsrunde der Gremien der Stadtverordnetenversammlung einen neuen Vorschlag ein, der allen Fraktionen interessant genug klingt, um den Prüfantrag näher zu verfolgen.

 

In guter Erinnerung an alte Zeiten und an Auftritte als Jazzmusiker in dem Gebäude ist ihm der „Schwedenhof“ an der Darmstädter Landstraße 105 in den Sinn gekommen. Nicht als vollwertiges Bürgerhaus freilich, aber als „Bürgersaal“ könnte das Gebäude für größere Veranstaltungen mit rund 300 Besuchern dienen, glaubt Nachtmann. Er hat bereits Gespräche mit der Eigentümerin geführt und will eine grundsätzliche Bereitschaft der älteren Dame zu Verhandlungen mit der Stadt empfangen haben.

Derzeit ist dem Gebäude, laut Nachtmann ursprünglich von MAN als Hotel für Unternehmensgäste gebaut, innen nicht anzusehen, dass es einen solch großen Saal birgt. Die Ebene ist baulich unterteilt und wird von mehreren Mietern als Gewerberäume genutzt, so als Flohmarkt und Wettbüro. Doch das könnte mit relativ geringem Aufwand wieder zurückgebaut werden, glaubt Nachtmann.

Laut FW-Sprecher Jochen Capalo böte der dann entstehende große Saal 340 Quadratmeter Nutzfläche, hinzu kommen 80 Quadratmeter Bühnenfläche und eine Empore von noch einmal 80 bis 90 Quadratmetern. Im Schwedenhof könnte den Vereinen und anderen Veranstaltern größerer Events somit ein Ersatz für ihre Feste und Feiern geboten werden. In der Ortsmitte, wo nach den bisherigen Plänen ein Bürgerhausneubau angedacht ist, könnte somit der Bau eines kleineren Saales ausreichen, erwägt Capalo.

Auch die SPD zeigte sich der Idee der Freien Wähler gegenüber aufgeschlossen. Thorsten Siehr hält es allerdings für keine gute Idee, dass die Stadt nach den Vorstellungen der Antragsteller den Saal von der Eigentümerin mieten soll. „Die Priorität müsste es sein, Herr im Haus zu werden“, betonte Siehr. Er sehe die Eignung des denkmalgeschützten Gebäudes für einen Bürgersaal aus fachlicher Sicht skeptisch, zudem sei die Lärmproblematik, wie sie von der neuen Mehrheit gegen einen Bürgerhausstandort am Rudolf-Diesel-Platz ins Feld geführt werde, im Schwedenhaus genauso gegeben. Dennoch findet auch Siehr den Vorschlag eine genauere Prüfung wert, er drängt aber auf ein zügiges Vorgehen. „Wir wollen bis zum Sommer eine vernünftige Lösung gefunden haben, die wir den Vereinen benennen können.“

Die Statik des Gebäudes scheine nicht schlecht zu sein, sagte Rudolf Guthmann (CDU). „Aber wer von uns war denn schon mal dort im Keller?“, warnte er vor versteckten Fallen. „Wir entschieden über etwas, ohne es je gesehen zu haben.“ Allerdings stünde aus finanziellen Gründen sowieso wohl weniger der Erwerb des gesamten Gebäudes, als der des Hochparterregeschosses zur Diskussion.
Die Parkplatzproblematik am Schwedenhof könnte nach CDU-Fraktionschef Jochen Schäfer gelöst werden, indem man die Vereinbarung nutzt, die die Stadt mit Rewe für den angedachten Bürgerhausstandort Diesel-Platz getroffen hat, nämlich die Mitnutzung der Parkplätze. Die Entfernung von 250 Metern zum Schwedenhof sollte nicht das Problem darstellen, findet Nachtmann, am Gebäude selbst seien zudem rund 40 Parkplätze vorhanden.

Bürgermeister Thies Puttnins-von Trotha bekannte eine gewisse Skepsis, schon das Lärmthema und der Denkmalschutz könnten die Diskussion beenden, gab er zu bedenken. Er sieht die von Siehr verlangte Klärung bis zum Sommer als nicht machbar an. „Wenn das Bürgerhaus morgen zugemacht wird, hätten wir derzeit keine Alternative“, konstatierte er. Der finanzielle Rahmen, der für die Investition zur Verfügung stünde, dürfte sich laut Rathauschef um eine Million Euro bewegen – der Gewinn aus der Differenz von den Abrisskosten des Bürgerhauses von 1,39 Millionen Euro und zu dem zu erwartenden Vermarktungserlös für das Grundstück. Wenig Sorgen machen sich die Fraktionen in der Diskussion um die Zukunft der derzeitigen Mieter in dem Gebäude. Offenbar sind die Verträge kurzfristig kündbar.

Pläne für einen zentralen Spielplatz
Einig sind sich die Fraktionen mit der Verwaltung seit längerem, dass in Ginsheim-Nord die Idee der kleinen, dezentralen Spielflächen nicht so großartig war. Hier haben sich bereits im Jahr 2014 konkrete Vorstellungen entwickelt und wurden mit einem entsprechenden Gremienbeschluss unterlegt, dass in der Grünfläche zwischen Mariama-Ba- und Landfrauenstraße eine große Spielplatzfläche als zentrales Angebot ausgebaut werden soll. Die fünf kleineren, im Gebiet verteilten Plätze werden dafür geschlossen.
Nachdem es im vergangenen Oktober ein Vor-Ort-Treffen des Bau- und Umweltausschusses gegeben hatte, legte die Verwaltung nun dort wie auch im Sport-, Jugend- und Sozialausschuss einen konkreten Planentwurf vor. Demnach ist mit Gesamtkosten für den Ausbau von 102.000 Euro zu rechnen. Der Haushalt 2017 gibt allerdings nur 85.000 Euro her. Die Differenz, erläuterte Fachbereichsleiter Otmar Weiler, könne aus Haushaltsrestmitteln des Vorjahres kommen, oder aber eines der geplanten Geräte wird vorerst nicht gekauft und im kommenden Jahr errichtet.

Die Planungen sehen einen Spielplatz für maximal Dreizehnjährige vor. Für ältere Jugendliche ist das Freizeitangebot am Jugendhaus und auf dem benachbarten Jugendsportpark besser geeignet. So sollen auch Konflikte mit Anwohnern vermieden werden, da Jugendliche sich gerne solche Spielplatzflächen als spätabendliche Treffpunkte aussuchen. Die Stadt hat eine Spielplatzplanerin mit dem Vorentwurf beauftragt, der sich zum Ziel setzt, Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen und die Geräte so auszuwählen und aufzustellen, dass die Kommunikation gefördert wird. Eine Trennung sieht die Konzeption aber auch zwischen den jüngeren und älteren Kindern vor, dennoch soll es auch „Begegnungsräume“ geben, die für alle Kinder geeignet sind.

Den Fraktionen wurden die vorgesehenen Spielgeräte beispielhaft angezeigt. Der nördliche Bereich ist für die älteren Kinder gedacht und soll neben einem auch gestalterisch wirkenden Kletterfelsen ein Karussell und eine Dreierwippe bekommen. Der südliche Bereich ist für die Kleinkinder vorgesehen, die damit weiter weg vom Teich spielen sollen. So sollen ein kleineres Kombigerät, Schaukel und Rutsche sowie Wipptierchen zentral auf der Fläche installiert werden, um die Kinder vom Rand der Grünfläche fernzuhalten.
Die für alle Altersgruppen gedachten Geräte kommen auf die Seite westlich des Weges und sollen eine Doppelschaukel, eine Kombination mit vier kleinen Trampolinen sowie Balancierhölzer bieten. Weiler hofft auf einen Beschluss durch die Stadtverordnetenversammlung noch in dieser Sitzungsrunde, damit die Geräte noch für die kommende Spielplatzsaison bestellt und installiert werden können.

Auch in Gustavsburg wird die Stadt tätig werden, kündigte Weiler an, nachdem Stefanie Best (Grüne) nachgefragt hatte, ob mit einem Ersatz der am Damm nach und nach abgebauten Geräte zu rechnen ist. Seilbahn, Hängebrücke und Rutsche sind dort derzeit nicht mehr zu finden. Das habe ausschließlich Gründe der Sicherheit gehabt, betonte Weiler – die Geräte fielen schlicht durch die regelmäßige Sicherheitsprüfung. Seilbahn und Turm werden wieder kommen, erläuterte er.

Allerdings müsse die Stadt derzeit auch auf den Spielflächen der Kitas einiges tun, „das geht nicht alles gleichzeitig“. Es sei aber damit zu rechnen, dass sich auf der Dammfläche noch in diesem Jahr etwas tun werde.

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