Mitgliederzahl und Anteile steigen weiter 105. Mitgliederversammlung der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Mainspitze - Weiter eine gute Dividende

Norbert Ricke (l.) hatte das exklusive Vergnügen, von den Vorstandsmitgliedern Norbert Kühn und Nina von Neumann sowie Aufsichtsratschef Jürgen Köhler (v.r.) geehrt zu werden. Er ist der Baugenossenschaft seit 50 Jahren treu

105. Mitgliederversammlung der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Mainspitze - Weiter eine gute Dividende

Die wichtigste Nachricht für die Mitglieder fällt auch in diesem Jahr recht positiv aus. Die Gemeinnützige Baugenossenschaft Mainspitze wird auf die dividendenberechtigten Geschäftsguthaben für das Jahr 2018 eine Verzinsung von 3,0 Prozent auszahlen. Damit gehen 110.194,35 Euro des Bilanzgewinns von 438.346,39 Euro an die Mitglieder. Der Großteil von 328.152,04 Euro, mithin drei Viertel des Betrages, wandert in die freie Rücklage, um für die Zukunft gut gewappnet zu sein. Dieser Verteilung stimmte die Mitgliederversammlung am Montagabend im Ginsheimer Bürgerhaus ohne Diskussion zu.

Der Vorstandsvorsitzende Norbert Kühn hatte in seinem Bericht zur 105. Versammlung relativ „normale“ Zahlen zu bieten. Die Genossenschaft habe „wieder einiges auf die Beine gestellt“, betonte er. Neubauprojekte sind derzeit trotz des ungebremsten Bedarfs an bezahlbarem Wohnraum allerdings vorerst nicht mehr das große Thema – es fehlt in beiden Stadtteilen schlicht an freien Grundstücken, auf denen solche Projekte umgesetzt werden könnten. Kühn spricht von einer „konstant hohen Nachfrage bei den Wohnungsbewerbungen“.

Die Baugenossenschaft hat daher im vergangenen Jahr begonnen, sich Grundstücke in anderen Kommunen zu sichern. 8600 Quadratmeter erwarb das Unternehmen im Gebiet „Eselswiese“ in Bauschheim für 1,2 Millionen Euro. Die Baureife wird für 2028 erwartet. In der Stadt muss sich die Baugenossenschaft derweil mit Verdichtungen wie an den Ginsheimer Häusern „Unter der Ruth“, wo derzeit 22 zusätzliche Wohnungen entstehen, und der Modernisierung des Bestandes begnügen. So auch bei den Bestandsgebäuden "Unter der Ruth", so dass die Baugenossenschaft alleine dort rund 19 Millionen Euro investiert.

Ein neues Sanierungsprojekt ist das Doppelhaus in der Gustavsburger Pestalozzistraße 21/23. Die Wohnungen im leerstehenden Erd- und Obergeschoss der Hausnummer 21 sollen durch neue Grundrisse zu attraktiven Wohneinheiten werden, mit einer Vier-Zimmer-Wohnung im Erdgeschoss und einer Zwei-Zimmer-Wohnung im einen Teil des Obergeschosses sowie einer Vier-Zimmer-Maisonettewohnung aus dem anderen Bereich des Obergeschosses sowie des Dachgeschosses. Alle drei Wohnungen sollen Balkone erhalten. Kühn rechnet mit 800.000 Euro Investition in das Projekt.

Das Gesamtvolumen der Ausgaben für die Instandhaltungen bezifferte der Vorstandsvorsitzende für das laufende Jahr 2019 auf rund 1,1 Millionen Euro. Hierfür würden in den Bestandswohnungen zum Beispiel Heizungen ausgetauscht und Müllbehausungen errichtet. Die Ausrichtung der Sanierungen wird angesichts des demographischen Wandels, so durch den Einbau von Aufzügen in den Häusern „Unter der Ruth“, auf einen Ausbau des Anteils barrierefreier Wohnungen zielen. 240 barrierefreie Wohnungen hat die Baugenossenschaft aktuell in der Vermietung, das macht rund 23 Prozent des Bestandes aus.

Dass die Baugenossenschaft auch für jüngere Bürger attraktiv sei, zeigt sich für Kühn darin, dass das Durchschnittsalter der Mieter seit dem Jahr 2000 von damals 48 Jahren nur auf derzeit 52 Jahre gestiegen sei. Bei den Mietern beträgt das Durchschnittsalter aktuell 56 Jahre. Diese sind weiter eine recht unproblematische Klientel des Unternehmens, die ausstehenden Mietforderungen betrugen Ende 2018 laut Kühn 14.800 Euro, was bei 6,7 Millionen Euro Umsatz aus der Hausbewirtschaftung nicht viel ist.

31 Mitglieder gewann die Baugenossenschaft im Jahr 2018 dazu, es waren am 31. Dezember genau 2164, die 19.340 Geschäftsanteile hielten und damit 2867 mehr als im Vorjahr. Viele Mitglieder hätten ihren Anteilsbestand aufgrund der guten Verzinsung aufgestockt. Die Bilanzsumme der Genossenschaft betrug 74,3 Millionen Euro, das sind knapp 1,1, Millionen Euro weniger als 2017. Eine leichte Erhöhung um 1,1 Prozentpunkte auf nunmehr 24,9 Prozent gab es beim Eigenkapitalanteil. Die Restschulden aus den Dauerfinanzierungen betrugen Ende 2018 rund 52,1 Millionen Euro, dem stand ein Sachanlagewert von 69,9 Millionen Euro entgegen.

Der Überschuss, erläuterte Kühn, stammt vor allem aus dem Verkauf weiterer Häuser aus der Gustavsburger Arbeitersiedlung an Privatleute. Daher sei das Ergebnis kritisch zu hinterfragen, denn diese Verkäufe sowie Auflösungen von Rückstellungen, die den Bilanzgewinn ermöglichten, sind nur einmal möglich. Das Kerngeschäft brachte demnach lediglich 90.000 Euro Überschuss ein. „Rund 81 Prozent des Jahresüberschusses kommen aus dem außerordentlichen Bereich“, rechnete der Vorstandsvorsitzende vor.

Mit den Versammlungsterminen im Herbst verstößt die Genossenschaft gegen das Genossenschaftsgesetz und die eigene Satzung, die diese Sitzungen im ersten Kalenderhalbjahr vorschreiben. Dies sei aber nicht zu ändern, wie Kühn auch in seinem Bericht ausführte, denn im ersten Halbjahr seien vom Verband keine Prüfer zu bekommen. „Mit einem ungeprüften Jahresabschluss kann man aufgrund der deutlich erhöhten gesetzlichen Vorgaben in keine Mitgliederversammlung gehen.“

Der Verband toleriere die Abweichungen, die Mitglieder müssen aber entsprechend länger auf ihre Dividende oder Auszahlung der Geschäftsanteile warten als früher. Damit sollten die Mitglieder aber keine Probleme haben, findet Kühn. „Man kann uns nicht mit einer Bank vergleichen. Die Geschäftsanteile sind auch keine Kaution oder Kapitalanalage.“ Den Mitgliedern müsse bewusst sein, dass sie bei einer Durchschnittsmiete von sechs Euro pro Quadratmeter und einer dreiprozentigen Dividende Vorteile hätten.

Vom Aufsichtsrat wurden bei der Versammlung die Schriftführer Holger Hübner und Maren Wilkening-Nickel nach Ablauf ihrer Amtszeit einstimmig wiedergewählt. Geehrt wurde in diesem Jahr für seine 50-jährige Mitgliedschaft Norbert Ricke. Die Versammlung beschloss die vor allem durch neue gesetzliche Regelungen vorgegebenen Anpassungen der Satzung. In die Zweckbestimmung wurde hierbei zudem auch das Ziel einer ökologischen verantwortbaren Wohnungsversorgung aufgenommen – die bisher lediglich als „gute, sichere und soziale“ Versorgung definiert war.

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