Vom Gymnasium zur kath. Pfarrgruppe

Thomas Handrick verstärkt das katholische Pastoralteam

MAINSPITZE (eb/mb)) – Seit Montag, 10. Oktober, gibt es ein neues Gesicht unter den katholischen Seelsorgern/innen in Bischofsheim, Ginsheim und Gustavsburg. Das nachstehende kleine Interview (geführt am 15. Oktober durch Michael Barth) ist zur Vorstellung des „Neuen“ entstanden.
Herr Handrick, Sie sind vom Prälat-Diehl-Gymnasium in die Pfarrgruppe Mainspitze versetzt worden. Wie kam es dazu? Die hessische Landesregierung unter MP Roland Koch hatte beschlossen, die teuereren Gestellungsverträge mit den Kirchen zu kündigen. Die Arbeit in den Schulen hat mir stets viel Freude gemacht. Mein Personalchef Hüser und Dekan Kissel hatten sich dafür eingesetzt, dass ich mit dem Schwerpunkt „Sozialpastoral“ in der Pfarrgruppe Mainspitze eingesetzt werde. 
Ihr eigentlicher Name ist Thomas Maria Handrick Cesla Radwor. Woher kommt dieser Name? Mein Vater und seine Vorfahren gehören zum west-slavischen Volksstamm der Sorben, die mit eigener Sprache und Kultur in der Lausitz siedelten. Sie waren Tischler (sorb. Cesla) aus Radibor (sorb. Radwor), einem Dorf ca. 10 km nördlich von Bautzen. Hier wurde auch Alojs Andricki geboren, ein Gegner des NS-Regimes, der am 3. Februar 1943 als Märtyrer im KZ Dachau ermordet worden ist; am Pfingstmontag 2011 wurde er in der Dresdener Hofkirche, an der er Kaplan gewesen war, als erster Sorbe selig gesprochen. Ich hab' den Eindruck, dass ich mit meinem Verwandten (Andricki ist die niederschles. Form unseres Familiennamens) viele Eigenschaften teile. (lacht) vielleicht hab´ ich ja einen sorbischen Gendefekt. Um ihn einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen, hatte ich 2008 eine Homepage initiiert: www.kaplan-andricki.de. Wer ihn sich genauer anschaut, wird überrascht sein: ein begabter Schauspieler, Spaßvogel, sportlicher Schwimmer, Turner und Fahrradfahrer, ein froh machender Mithäftling mitten im „gottlosen“ KZ Dachau und Märtyrer ohne Legenden und Frömmelei! 
Woher kommen Sie und wie kamen Sie dazu, katholische Theologie zu studieren? Geboren in Ludwigshafen, aufgewachsen in Speyer und Neustadt/Weinstr.: meine Muttersprache ist pälzisch. In meiner Familie und als Messdiener und in der Jugendarbeit (1968 - 1985) habe ich immer wieder Vorbilder kennen gelernt, deren Lebens- und Glaubenswege mich beeindruckt haben. So war es für mich „klar“, dass ich katholische Religionslehre und Geschichte studieren würde. 
Ihr eigener Lebenslauf weist viele Stationen auf. Wo liegen die Schwerpunkte Ihrer bisherigen Arbeit? Ich hab' das zweite Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien in Mainz gemacht und war seit 1991 mit Religionsunterricht und Schulpastoral an verschiedenen Schulen im Bistum eingesetzt. Die Pfarrer Landvogt-Hilfe (ein Verein in Mainz, der sich für Wohnungslose engagiert) lernte ich 1989 über Pfarrer Engelbert Müller (Mörfelden) kennen. Gerade am 14. Oktober hatte ich dort wieder einmal Teestubendienst. Seit 1992 war ich mitverantwortlich für die Partnerschaft der IGS in Bretzenheim mit einer Schule in Ruanda. Seit 1995 bin ich Projektleiter der Kinderhilfsorganisation „Human Help Network“ Mainz. Seit 1995 hatten Schüler/innen und ich die Pflegschaft von jüdischen Begräbnisstätten in Mainz übernommen und als Religionslehrer in der PDS in Groß-Gerau die für das dortige „Haus des ewigen Lebens“ (hier wurden früher die verstorbenen Juden aus den drei Mainspitzgemeinden begraben). Von 1994 - 2004 habe ich zehn Hilfstransporte des MHD zu Roma nach Rumänien begleitet, von 1996 - 2006 war ich ca. 20mal zu Besuchsreisen und mit Hilfstransporten in Bosnien; an ca. 40 Caritas-Transporten nach Gdansk (Danzig) in Polen war ich beteiligt. Von 1996 - 2008 war ich im Mainzer Flüchtlingsrat. Seit 2001 engagiere ich mich im Christlich-Islamischen Arbeitskreis Mainz (CIAM). Mit meinen christlichen IGS-Schülern/innen war ich in Taizé, wohin ich auch gern im kommenden Jahr mit jungen Menschen aus der PG Mainspitze fahren würde. 
Wird Ihnen der Schritt vom Religionslehrer zur Gemeindarbeit leicht fallen? Die Schulen hab' ich stets als meine „Schul-Gemeinden“ verstanden – und mich als Schul-Seelsorger mit dem Auftrag „Schulpastoral“. Da war ich stets mehr als nur der „Herr Lehrer“: Begleiter und „Coach“ – für viele bin ich längst Freund geworden, wie meine „facebook-Freunde/innen“ zeigen. Auf meine neuen Aufgaben in den drei Mainspitz-Gemeinden freu' ich mich und hoffe mit dem Pastoralteam und engagierten Gemeindemitgliedern zusammen viel bewegen zu können. 
Was gibt es sonst noch zu sagen? Ich höre gerne Musik („Klassik“, Klezmer, Queen) und hab' früher im (ev.!) Bachchor und in der (ev.!) Johanniskantorei gesungen: daher kann ich ein wenig „evangelisch“ und „denke im Herzen ökumenisch“. Ökumene sind für mich auch die Kontakte zur orthodoxen Kirche. Ich habe griechische Verwandte und russische Freunde, bin mit Papa Johannes, dem russ.-orthodoxen Popen in Mainz befreundet. Als Pfälzer schägt mein Fußballherz für den FCK, aber meinen Kaffee trink' ich auch aus einer 05er-Tasse.
Thomas Handrick ist 53 Jahre alt, ledig und wohnt seit 1978 in Mainz-Gonsenheim. Herrn Handrick sei gedankt für das offene Gespräch. 
Auch der Lokal-Anzeiger schließt sich den guten Wünschen der Pfarrgruppe an und wünscht Herrn Handrick einen guten Start und ein erfolgreiches Wirken auf der Mainspitze, hoffentlich über einen langen Zeitraum. 
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Kommentare

"Unser Name"

Info, Stand: 7.Okt.2017

Thomas "vollständiger" Name wäre nach dem Stammbaum, den unser Großcousin "Hugo Ernest Handri(c)k Cesla" (12.Jan.1936, Kreuzlingen-19.Juli 2015, Fribourg), Fribourg, Schweiz erstellt hatte und pflegte:
'Thomas Maria Handrik-Cesla' ("tscheisla"), also ein Doppel-Nachname, dessen Urgroßvater und dessen Vorväter mit Familien in Radibor zu Hause waren, mindestens seit 1717.
Eine der Vormütter war Agnes Czesla (1.Aug.1792, Radibor-9.Febr.1807, daselbst / Eltern: Niklaus u. Magdalene Czesla).
Deren Ehemann Johann (13.Okt.1773, Radibor-2.Febr.1843, daselbst) übernahm den Nachnamen seiner Frau in den seinigen hinein und nannte sich nach der Eheschließung (23.Sept. 1800) "Johann Cesla Handrik".
Johann Cesla Handrik war mein und Thomas' Ururur-Großvater und Hugos Urur-Großvater.
Cesla, obersorbisch, bedeutet nach den obersorbischen Lexika: Zimmermann (nicht, vielleicht aber auch: Tischler).

Betreffs Thomas: am 4.Okt.2017 wurde er von der Kripo Mainz tot in seiner Wohnung aufgefunden.



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