Abschlussfeier setzt Zeichen für Engagement

Sophie-Scholl-Schule verabschiedete sechs Abschlussklassen von Haupt- und Realschulzweig

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Punkt 17 Uhr flutete Licht die Flörsheimer Stadthalle, der Applaus wollte kein Ende nehmen: Rund 120 Jugendliche aus vier Realschul- und zwei Hauptschulklassen erhielten am Freitag ihre Abschlusszeugnisse. Zwischen Rosenübergabe und Videoclips lag spürbarer Stolz bei Eltern, Lehrkräften und bei den Absolventinnen und Absolventen selbst.

In der Stadthalle blieb kein Sitzplatz frei. Noch bevor der erste Programmpunkt begann, mussten zusätzliche Stuhlreihen aufgestellt werden, um dem großen Andrang gerecht zu werden. Rund dreimal so viele Menschen wie Absolventinnen und Absolventen waren erschienen, ein deutliches Zeichen dafür, dass Schulabschlüsse nicht nur individuelle Meilensteine, sondern auch bedeutsame familiäre Ereignisse sind. Eltern, Geschwister, Großeltern und Freunde wollten den Moment des Abschlusses miterleben und mitfeiern.

Die Feier selbst war strukturiert und zugleich feierlich. Insgesamt 15 Punkte umfasste das Programmheft - von der Begrüßung durch die Schulleitung über persönliche Reden der Klassenlehrkräfte, die Zeugnisvergabe und Auszeichnungen bis hin zum gemeinsamen Abschiedslied. Die Veranstaltung war sorgfältig vorbereitet, die technische Ausstattung funktionierte reibungslos, und der Ablauf verlief trotz der Vielzahl an Beteiligten weitgehend planmäßig.

Trotz der organisatorischen Komplexität blieb der Rahmen persönlich. Die Übergabe der Zeugnisse erfolgte für jede Klasse einzeln, verbunden mit kurzen Ansprachen und der symbolischen Übergabe einer weißen Rose. Auch durch Beiträge von Schülerinnen und Schülern selbst - etwa durch Videoclips oder Wortbeiträge - wurde die Veranstaltung nicht nur zu einem offiziellen Akt, sondern zu einem gemeinsamen, lebendigen Rückblick auf die vergangenen Schuljahre.

Den Auftakt machte Schulleiter Reik Helbig. Er rückte sofort die Namensgeberin in den Mittelpunkt: "Sophie Scholl hat für ein paar Flugblätter ihr Leben verloren. Woanders ist das Verteilen von Flugblättern noch heute lebensgefährlich."

Damit schlug der Schulleiter die Brücke vom historischen Widerstand zur aktuellen Gegenwart. Er skizzierte eine Welt, die zwar digital vernetzt, aber nicht frei von Kriegen sei - von der Ukraine bis zum Nahen Osten. "Vielleicht schlafen wir hier ruhig, weil es uns so gut geht", warnte er. Helbig setzt auf das Kleine im Großen. Heldentaten seien selten gefragt, wohl aber Alltagsmut: "Ein Vogelhäuschen aufzuhängen klingt banal, doch genau solche Gesten machen die Welt Stück für Stück besser."

Mehrfach griff er das zentrale Sophie-Scholl-Zitat auf: "Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um euer Herz gelegt habt." Er ermunterte die Jugendlichen, sich als Erste von diesem Mantel zu befreien - durch Zuhören statt Verurteilen und durch Helfen statt Wegschauen.

Besonders eindringlich wurde Helbig, als er das Klassenzimmer als Übungsfeld für Demokratie beschrieb: "Wir müssen miteinander reden, nicht übereinander. Uns ansehen, nicht die Augen verschließen. Hier an der Schule haben wir das versucht, mit euch, mit euren Eltern, mit allen Mitarbeitenden."

Dann der Blick nach vorn: "Jetzt geht ihr die nächsten Schritte. Geht sie mutig, aber vergesst das Engagement nicht." Ob im Sportverein, in der Nachbarschaft oder in einer Gemeinde. Die Verantwortung beginne immer vor der eigenen Haustür: „Ihr werdet den richtigen Ort finden.“ Zum Schluss dankte Helbig Kollegium, Sekretariat, Hausmeister und den Eltern, „auch für die schwierigen Gespräche“. Die Zuhörer quittierten die Rede mit langanhaltendem Beifall.

Danach ergriff Bürgermeister Bernd Blisch das Wort. Er betonte die Chancen einer funktionierenden Demokratie: "Wir leben in einem Land, in dem jeder mitmachen kann - unabhängig vom Hintergrund." Zugleich mahnte er, dass manche Herausforderungen nur mit jungem Elan zu bewältigen seien: „Es muss sich etwas bewegen. Seid dabei und lasst uns nicht allein.“ Dafür brauche es frische Köpfe, die Ideen aufnehmen und weitertragen: „Nehmt die Projekte mit in eure Generation, gestaltet euer Leben eigenständig und verantwortungsvoll.“

Danach gehörte die Bühne den Klassenlehrkräften. Persönliche Rückblicke, Anekdoten und Dankesworte zeigten, wie eng das Verhältnis gewachsen war. Klasse für Klasse traten die Jugendlichen nach vorn, nahmen Zeugnis und weiße Rose entgegen und hielten fürs Erinnerungsfoto inne. Zum Schluss ehrte die Schule die Jahrgangsbesten, ehe Sprecherinnen und Sprecher beider Schulzweige sich für Unterstützung und Geduld bedankten.

Nach dem gemeinsamen Abschlusslied verlagerte sich die Party vor die Halle, wo Luftballons und Sektflaschen klirrten, ehe viele weiter zu privaten Feiern oder dem Sommerfest zogen.

Die Zukunftspläne der Absolventinnen und Absolventen sind vielfältig: Ausbildungen, Fachoberschule, gymnasiale Oberstufe oder ein Freiwilliges Soziales Jahr. Gemeinsam nehmen sie die Botschaft des Abends mit: Verantwortung beginnt im Kleinen. Die weiße Rose in jeder Zeugnismappe soll daran erinnern und daran, dass Engagement nicht mit der Schulzeit endet.

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