Von Barock bis Tango ein Erlebnis Gallus-Konzert: Auf Klangreise mit dem "Xenon Saxophon Quartett"

Lukas Stappenbeck, Anze Rupnik, Benjamin Reichel und Adrian Durm (von links) entfalteten am 3. November vor beeindruckten Konzertbesuchern die Vielseitigkeit des Saxophons.
Lukas Stappenbeck, Anze Rupnik, Benjamin Reichel und Adrian Durm (von links) entfalteten am 3. November vor beeindruckten Konzertbesuchern die Vielseitigkeit des Saxophons.

Gallus-Konzert: Auf Klangreise mit dem "Xenon Saxophon Quartett"

Das vor 179 Jahren von Adolphe Sax erfundene und nach ihm benannte Saxophon ist bekannt für seine ausgesprochene Vielseitigkeit. Da der Ton beim Saxophon durch ein einzelnes schwingendes Rohrblatt entsteht, zählt es, obschon der Korpus aus Messing besteht, zu den Holzblasinstrumenten. Zur weiteren klanglichen Differenzierung wurden im Laufe der Zeit unterschiedliche Saxophon-Typen entwickelt, beispielsweise das Sopransaxophon. Jenes war, neben den Varianten in Alt, Tenor und Bariton, am 3. November in der Kirche St. Gallus zu hören.

Das "Xenon Saxophon Quartett", bestehend aus den jungen Saxophonisten Lukas Stappenbeck (Sopran), Anze Rupnik (Alt), Adrian Durm (Tenor) und Benjamin Reichel (Bariton), nahm die durchweg begeisterten Konzertbesucher mit auf eine Klangreise, die von Händel über Mozart und Grieg zu Bozza und Escaich führte. Die doch erhebliche musikalische Distanz zwischen Barock und Tango wurde im besten Wortsinn mit spielerischer Leichtigkeit bewältigt. Das vierköpfige, international preisgekrönte Ensemble, das seinen Namen von dem äußerst seltenen einatomigen Edelgas Xenon ableitet, bestach durch Virtuosität, Dynamik – sprich, durch die sicht- und hörbare Freude am Spiel. Das ob der gezeigten Leistung zu Recht mit donnerndem, lang anhaltendem Applaus bedachte Konzert ging mit drei (!) famosen Zugaben, darunter das berühmte Wiegenlied "Guten Abend, gut' Nacht" von Johannes Brahms (1833–1897), in die Verlängerung.

Das Konzert war mit dem "Einzug der Königin von Saba" von Georg Friedrich Händel (1685–1759) eröffnet worden. Schon bei diesem ersten Programmpunkt wurde auf eindrucksvolle Weise deutlich, dass dem Saxophon, sofern von meisterlicher Hand geführt, sozusagen nichts unmöglich ist. In diesem Fall war es die Klangwelt des Barock, die in all ihrer Pracht zu Gehör gebracht wurde.

Auch das "Dissonanzenquartett", von Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791) für Streicher komponiert, erklang in überraschender Vertrautheit und zugleich angenehm neu. Mozarts Stück hatte in seiner Zeit zunächst für Irritationen gesorgt, da die Stimmen unkonventionell arrangiert waren: Das am Anfang zu hörende Durcheinander ordnet sich, ab und an wieder aufscheinend, nach und nach, erst im Finale fließen alle Elemente aus den vorangegangenen drei Sätzen in Harmonie zusammen.

Edvard Griegs (1843–1907) Suite "Aus Holbergs Zeit" – ein spätromantisches Werk für Streichorchester – wurde von den vier Saxophonisten durch die virtuose Kombination von kraftvollen Rhythmen mit zarter, melancholischer Melodik ganz im Sinne des Komponisten in Szene gesetzt.

Sowohl Eugène Bozzas (1905–1991) "Andante et Scherzo" als auch der "Tango virtuoso" des 1965 geborenen Komponisten Thierry Escaich waren, da für Saxophone komponiert, dem Xenon Saxophon Quartett gewissermaßen auf den Leib geschrieben. Das wurde insbesondere durch die weichen, zuweilen auch schnatternden Stimmen in Bozzas Stück deutlich. Der strenge, zugleich mit viel Ironie durchwirkte Tango bildete den (offiziellen) Schlusspunkt des Konzerts, das von Anfang bis Ende ein Erlebnis war.

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