Hier bitte nichts einwerfen!

ddd

Die meisten Menschen brauchen den guten alten Briefkasten nur noch gelegentlich, der elektronische Schriftverkehr macht im Alltag längst den Großteil der Postsendungen aus. Dabei sorgen sich die Absender um die Sicherheit der E-Mails durch die Installation allerlei nützlicher Programme, die einen Diebstahl der Daten durch Unbefugte verhindern.

Für die analogen, gelben Kästen der Deutschen Post gibt es solche Barrieren nicht. Kommen ein bisschen kriminelle Energie und Gewaltbereitschaft zusammen, sehen die Kunststoffboxen manchmal so aus wie dieses Exemplar am vergangenen Freitag am Flörsheimer Bahnhof.

Die unwahrscheinlichere Erklärungsvariante hinter der Zerstörungskraft: Ein Postkunde hatte es sich nach dem Einwurf eines Briefes anders überlegt und wollte sein Schriftstück zurückholen. Das geht nämlich in der analogen Welt zumindest theoretisch noch, während eine abgeschickte E-Mail unwiederbringlich beim Adressaten ankommen wird. Da muss man mit den Konsequenzen eben leben.

Aber auch an den analogen Brief, der erst einmal eingeworfen ist heranzukommen, ist nicht so einfach. Der einzige korrekte Weg wäre, sich zu den Leerungszeiten auf Lauer zu legen und den Mitarbeiter der Post freundlich darum zu bitten, die Sendung nicht im Sack verschwinden zu lassen, sondern sie herauszugeben. Dazu braucht es das Verständnis des Dienstleisters, aber die Chancen stehen in diesem Fall sicher nicht schlecht.

Erklärungsvariante zwei klingt wahrscheinlicher, kann aber auch nicht richtig überzeugen: Da wollte einfach jemand mal nachschauen, was sich an Verwertbarem in so einem Postkasten findet. Aber die Zeiten, in denen Omi dem Enkelchen per Brief mit einem Zwanziger darin eine Freude bereiten will, sind eigentlich vorbei, und wirklich wichtige oder wertvolle Sendungen gibt man schon wegen des Nachweises direkt am Schalter ab.

Es ist also wahrscheinlich, dass wir es am Bahnhof mal wieder mit nichts anderem als sinnloser Zerstörungswut zu tun haben. Die Geschichte nahm inzwischen ein gutes Ende, denn die angeblich so schwerfällige Post AG hat den zerstörten Kasten nach einem selbstlosen Hinweis unseres Hauses fast noch schneller ausgetauscht als sie analoge Briefe befördert. Bleibt nur zu hoffen, dass der oder die Täter den Inhalt des gelöcherten Exemplars nicht irgendwo entsorgt haben und der somit verloren ist. Das sollten Betroffene dann freilich bei der Polizei melden.

(Foto: cp)

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