Zu Beginn gleich mal ein dickes Lob an die veranstaltende Old Company. Wer es schafft, nach mehr als dreieinhalb Jahrzehnten, die gewonnene Routine und frische Ideen in Einklang zu bringen - der macht ohne jeden Zweifel einen prima Job. Ob es jetzt um Vorbereitung, Durchführung oder die zwingend notwendige Nacharbeit geht. Hut ab für die jungen und alten Festivalmacher. Man fühlt sich als ‚alter Knochen’, wie der Verfasser dieses Berichts, der vor über 30 Jahren schon mit von der Partie sein durfte, genau so heimisch, wie die Jungs und Mädels, deren (Groß-)Vater man sein könnte.
Was gab’s denn Neues, ist der Leser geneigt zu fragen. Nun, da ist zum einen das in jedem Jahr erfreulich abwechslungsreiche kulinarische Angebot. Zu Dauerläufern und Klassikern der Festivalküche wie Bratwurst und Flammkuchen gesellen sich jedes Jahr neue beziehungsweise andere Leckereien. Wie zum Beispiel leckere panierte Zwiebelringe oder schmackelige Maiskolben. Hört sich vielleicht banal an, macht aber einen erheblichen Reiz des Muiskfestivals am Untermain aus. Man spürt, da wird mitgedacht, da geben sich Menschen Mühe und freuen sich, wenn andere sich freuen.
Doch genug über Kulinarisches schwadroniert, kommen wir zum eigentlichen Kern der Sache, der Musik. Drei Tage Flörsheimer Open Air, das bedeutete und bedeutet in guter alter Tradition eine Vielzahl von musikalischen Stilrichtungen, wobei sich der Bogen anno 2011 von der sanftmusigen Liedermacherei bis hin zum knochentrockenen Pop-Punk spannte. Aus Hunderten von Bewerbern hatte die zuständige Musikauswahl-Gruppe der veranstaltenden Old Company 13 Bands ausgewählt, die an den drei Festivaltagen auf zwei Bühnen zu sehen, zu hören und zu erleben waren. Los ging’s am Freitagabend mit der Wiesbadener Band ‚Splitter’, die ihren Job als Opener des Festivals richtig gut machte. Knackig, knallig und mit viel Metall legte die Band um Sängerin Julia los. Ordentliches Handwerk, hörenswerte Texte, motivierte Bühnenshow. Für Liebhaber der härteren Gangart mehr als nur ein Tipp.
Laut einer Legende soll Ingmar Sundfried-Otto Herquist (kein Druckfehler) auf einem Schiff die Liebe zu seinem Instrument – der Ukulele – entdeckt haben. Zur Ukulele deshalb, weil in seiner kleinen Koje kein Platz für eine Gitarre gewesen wäre. Sei’s drum. Der humorvolle, poppige Punk von Iso Herquist und seiner ‚Bande’ kam beim Publikum bestens an. Das Actionteam aus Frankfurt setzte auf „experimentellen“ Deutschrock, zum Ausklang des Freitagabends gab’s jede Menge ‚Nürnberger Gefühl’ beim Alternative-Rock von ‚The Audience’.
Wem dann noch nicht der Sinn nach Bubu im heimischen Bett oder in der Zeltsiedlung am Rande des Festivalgeländes stand, begab sich in die ‚Nachteule’, der traditionellen spätabendlichen bis frühmorgendlichen Anlaufstelle für Menschen mit Einschlafschwierigkeiten und alle, die unter seniler Bettflucht leiden.
Nicht in aller Herrgottsfrühe, aber früh für ein dreitägiges Musikfestival, ging am Samstag der Vorentscheid für das Rhein-Main-Liedermacherfestival des Folkclub Hattersheim über die Bühne. Fünf Solisten und Duos gingen an den Start, namentlich Luisa Halter (Lilou), Annika Frerichs Maike Knöpfle, die Püppy Chekker Band, Eva Croissant und Tom McClymont. Eine Jury bewertete locker nach einem strengen Anforderungskatalog und kam zu dem Urteil, dass Luisa Halter sich den Platz im Finale absolut verdient hatte. Am Nachmittag hieß es Bühne frei für die Flörsheimer Lokalmatadoren ‚Elandor’, in den Umbaupausen rockten ‚Handkäs Ede und die Brezelmänner’ von der kleinen Bühne stereotyp ihre Liebeserklärungen an Stöffche und Handkäse unter’s Volk. Punk-Rock von Omas Zwerge, Metal-Rock vom ‚Club of chrome’. Zum Abend Metal und Hip-Hop (ja, so was gibt es von ‚Da Impact’) und zum guten Schluss Rasta, Reggae und Ragouti von ‚Ratatöska’ aus Berlin. Na wenn das nicht mal ein abwechslungsreicher musikalischer Tag unter freundlich sonnigem Himmel war.
Aller Festivaltage sind drei, doch leider wollte am letzten Tag das Wetter nicht mehr so, wie es sich die Veranstalter gewünscht und verdient hatten. Dass trotzdem noch Betriebsamkeit auf dem Gelände unter der Brücke herrschte, darf man sich getrost unter der Rubrik ‚Echte Fans’ ins Jahrbuch schreiben. Jazzige Klänge zum Frühstück vom Pavel Mozgovoy Trio, danach die Erstauflage des Old Company Rock-Quiz im Stile von ‚Jeopardy’, das Festivalansager Sebastian Richter dank fundamentalem Wissen und lässigem Mut zur Lücke für sich entscheiden konnte. Und zum Abschluss eine schrille Show mit Coversongs satt von ‚Joe Blob and the 69ers’. Drei tolle Tage. Prima Stimmung. Guter Besuch. Keine (nennenswert) negativen Begleiterscheinungen. Kurz gesagt: das 36. Flörsheimer Open Air. Wir freuen uns auf 2012 mit der Startnummer 37.
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