Hat der Weilbacher Ortsbeirat das Recht, Wünsche für das Handeln der Verwaltung oder der Gremien einer anderen Kommune zu beschließen? Manche sagten so, manche so zu Beginn der Sitzung des Beirats am Montagabend. Ortsvorsteher Thomas Schmidt merkte beim Vortragen der Tagesordnung an, dass ein FDP-Antrag seiner Einschätzung nach eigentlich nicht zulässig sei. Tatsächlich kam es letztlich nicht zur Abstimmung über einen Vorstoß der Fraktion, den eigentlich alle gut und angebracht fanden – nur soll der eben nicht über den vorgesehenen Weg eines Ortsbeiratsbeschlusses geschehen, beschlossen die Vertreter der Mehrheitsfraktionen der Stadtverordnetenversammlung.
„Ich habe noch nie so lange inhaltlich über einen Antrag gesprochen, der noch gar nicht aufgerufen ist“, merkte schließlich Frank Laurent (GALF) an. Die Fraktionsvertreter gaben sich eben alle Mühe zu betonen, dass die FDP hier einen Punkt aufgegriffen hatte, dem nachgegangen werden sollte. Es geht um 28 Parkplätze in unmittelbarer Nähe des Eddersheimer Bahnhofs, die – direkt westlich der Schienen gelegen – wie geschaffen für Pendler aus Weilbach waren und auch lange von ihnen genutzt wurden, zumal das kostenfrei war.
Die Deutsche Bahn offeriert die Fläche auf ihre Nachweisseite bei „Bahnhof.de“ weiterhin als offen. Dabei erklärten ihre Bautrupps die Fläche schon vergangenes Jahr, direkt an der Einfahrt, zur Zone eines absoluten Halteverbots, das laut Zusatzschild seit 24. Mai 2024 gilt. Dort lagern die Bahn oder ihre beauftragten Firmen seither Material wie Barken, Gitter und Bauteile. Und sie – so erläutert es die Bahn bei der Vorstellung des Projekts Umrüstung des Flörsheimer Stellwerks auf elektronische Technik – werde dort ein Modulgebäude für das neue Stellwerk bauen. Die Elektronische Stellwerkstechnik soll 2027 in Betrieb gehen, letzte Arbeiten werden dem Plan nach im Juni 2028 abgeschlossen.
Damit scheint das Schicksal des Weilbacher Antrags auch schon besiegelt. Aber die FDP will auch nicht unbedingt die bisherige Parkfläche wieder loseisen. „Die Stadtverwaltung wird gebeten, sich für die Wiederherstellung eines P+R-Parkplatzes am Bahnhof Eddersheim (auf der Weilbacher Seite des Bahnübergangs) einzusetzen“, lautete der Beschlussvorschlag ortsneutral. Der Ortsbeirat, heißt es in der Begründung, bittet zudem darum, „die Pläne der Deutschen Bahn vorzustellen und die Verwaltung, sich für die Wiederherstellung eines P+R-Parkplatzes einzusetzen, da der Bahnhof Eddersheim von vielen Weilbachern genutzt wird“.
Nun ist kaum ein Punkt in Weilbach weiter als zwei Kilometer vom Bahnhof entfernt, da ist es fraglich, ob heutzutage noch mit öffentlichen Mitteln irgendwo in der unmittelbaren Umgebung ein neuer PKW-Parkplatz gebaut werden sollte. „Der Bahnhof Eddersheim ist für viele Weilbacher wichtig, solange die ÖPNV-Anbindung so schlecht ist“, begründet Martina Pokowietz, warum sie den Vorstoß der Freidemokraten unterstützt. Silke Bohlender (GALF) schlug in die gleiche Kerbe, „Der Bahnhof ist wichtig, momentan ist es allerdings schwierig und es funktioniert wenig“, sagte sie. „Die Parkplätze sind da das kleinste Problem.“
„Der Antrag ist genau hier richtig, um Klarheit zu schaffen und uns für eine Wiederherstellung einzusetzen“, verteidigte Thorsten Press (FDP) den Vorstoß. Dagegen meldete Stadtverordnetenvorsteher Michael Kröhle formale Bedenken an. Ortsbeiräte könnten sich nicht für Belange einsetzen, die in die Zuständigkeit anderer Kommunen fallen, „sonst könnte der Ortsbeirat Marxheim ja auch bei der Deponie Wicker mitreden wollen“. Dass dies nicht zulässig sei, sei von Verwaltungsgerichten so entschieden worden. Werner Duchmann (FDP) überzeugte das nicht. „Wir haben auch schon Resolutionen zum Frankfurter Flughafen verabschiedet“, sagte er. "Jetzt, da es für Weilbach wichtig ist, machen wir es nicht.“
Kröhle schlug vor, was zuletzt auch beschlossen wurde: In einer Protokollnotiz der Sitzung wurde festgehalten, dass der Magistrat der Stadt Flörsheim sich mit jenem der Stadt Hattersheim in Verbindung setzen werde, um das Thema zu besprechen und dann in den Gremien darüber zu berichten.
Bürgermeister Bernd Blisch ergänzte, was das für die Intention des Antrags bedeutet: „Einen neuen Parkplatz müssten wir schon auf unserer Gemarkung bauen, das wäre dann ein Stück weit weg vom Bahnhof.“ Der Position des Ortseingangsschildes zufolge um mindestens rund 150 Meter.

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