Wer die Wickerer Kirschgartenstraße entlangfährt, tut dies seit Kurzem höchstens mit Tempo 30 und hat dadurch im Idealfall ein wenig Zeit, sich die Dorfgestaltung genauer anzuschauen. Von Hochheim kommend, fällt dabei kurz vor dem Kreisel eine Einbuchtung auf der linken (westlichen) Straßenseite auf, in der sich ein ziemlich chaotisches Bild ergibt. Planer Rolf Sehring, der schon den benachbarten Kreisel entwarf und daher die Gegebenheiten sehr gut kennt, stellte im Ortsbeirat nun seine Ideen zur Umgestaltung des rund 50 Meter langen Abschnitts vor, der einst als Bushaltestelle entstand.
„Wie können wir diese schräge Fläche vernünftig nutzen?“, sei die Ausgangsfrage an ihn gewesen, erläuterte Sehring. Grob gesagt, versucht der Planer auf dem Abschnitt den Bürgersteig, der in diesem Bereich wegen der umliegenden Straußwirtschaften eine wichtigere Funktion hat als anderswo im Ort, die Interessen der Fahrradfahrer und die derzeitig vorherrschende Funktion als Parkfläche so zusammenzubringen, dass alle Fraktionen zu ihrem Recht kommen. Das bedeutet erhöhten Platzbedarf für die Verkehrsflächen und das wird den Pflanzen auf den kleinen Grünparzellen an den Grundstücksgrenzen ihr Leben kosten.
Der Bürgersteig soll dadurch breit genug werden, um Fußgänger und Fahrradfahrer konfliktfrei nebeneinander zu führen. Am Ende der jetzigen Bucht soll der farblich gekennzeichnete Fahrradweg auf die Kirschgartenstraße überführt werden und an der Einmündung zur Platanenstraße enden. Der sich hinter der Aufleitung verengende Bürgersteig reicht nur noch für die Fußgänger. Auf dem straßennahen Bereich, im Prinzip also weitgehend die jetzige Buchtfläche, sollen nicht weniger als 14 Kfz-Parkplätze entstehen: acht quer zur Straße, sechs parallel angeordnet. Hier sieht Sehring auch den richtigen Ort für Grün-Ersatzpflanzungen. Eine Reihe von fünf Bäumen soll nicht nur als optische Abgrenzung dienen, sondern auch etwas Schatten spenden.
Da es sich bei der Kirchgartenstraße um eine Bundesstraße (B40) handelt, ist Hessen Mobil als den Bund vertretende Institution einzubeziehen. Je weniger die Planungen in den Straßenbereich eingreifen, umso autonomer kann die Stadt planen. Tatsächlich greift fast der gesamte Umbau nur an zwei Stellen in die Straßenführung ein, das aber entscheidend. So würde eine Einfassung als Abgrenzung am Beginn der Aufleitung des Fahrradwegss auf die Straße die Autofahrer zur Sicherheit etwas in die Mitte leiten. Entscheidender dafür, was Hessen Mobil zu den Planungen sagt wäre es, wenn Sehrings Vorschlag umgesetzt werden soll, kurz vor dieser Aufleitung auf Höhe der Hausnummer 20 einen acht Meter langen und zwei Meter breiten Straßenteiler auf die Fahrbahnmitte zu setzen, um an dieser Stelle eine sichere Querung der Straße zu ermöglichen.
Der Ortsbeirat hat über die Entwürfe als rein beratendes Gremium nichts zu entscheiden. Gleichwohl ist es gute Sitte und dem Rathaus zu empfehlen, auch die Meinungen der Fraktionsvertreter einzubeziehen. Bei der Querungshilfe war das Stimmugsbild zumindest zwiegespalten. Vor allem, dass der Übergang direkt neben der Einfahrt zur Rebenstraße ansetzen soll, löste Skepsis aus.
Wer die aktuelle Situation an dem Straßenabschnitt sieht weiß, dass auch der Bürgersteig hinter der ehemaligen Busbucht fast durchgehend von parkenden Autos frequentiert ist. „Mit dem Fahrradstreifen nehmen wir uns diese Parkplätze“, merkte Ortsvorsteherin Luana Schnabel (CDU) an. „Diese Planung soll etwas für die Gleichberechtigung der Verkehrsmittel tun“, sprach sich GALF-Fraktionschef Frank Laurent dagegen klar für den Entwurf aus. Für die Sicherheit sei es wichtig, dass die Radfahrenden an der Stelle geführt werden, den Autofahrern sei der Schwenker zuzumuten, sagte er.
Die Zusammenfassung des Stimmungsbildes unter den Ortsbeiratsmitgliedern, die Schnabel nach der Diskussion der anwesenden Ersten Stadträtin Renate Mohr mitgab, klang etwas anders. Der aktuelle Weg werde breiter, Unfälle seien auf der Straße nicht bekannt, weshalb die Querungshilfe ebenso wie die Radwegweiterführung auf die B40 als "eher hinderlich als förderlich“ wahrgenommen würden.
Nun muss die Verwaltung sich überlegen, ob Sehring noch einmal ran muss an seine Planungen oder ihre Überzeugung Maßstab bleiben soll.
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