Trauriger Höhepunkt

Bernd Zürn wendet sich mit Offenen Brief an Bürgermeister Antenbrink

Da standen sie noch: Am Freitagvormittag, 17. Februar, diskutierte Bürgermeister Michael Antenbrink vor Ort mit den Gegnern der Baumfällmaßnahme.
(Foto: privat)

„Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
lieber Michael,

im September 2006 gewannen Sie erstmals die Wahl zum Bürgermeister von Flörsheim am Main. Mit nur 417 Stimmen mehr als Ihre Mitbewerberin von der CDU. Ich hatte mich damals im Wahlkampf für Sie eingesetzt. In der Flörsheimer Zeitung stand am 14. September 2006: ‚Bernd Zürn: Ich wähle natürlich Michael Antenbrink.‘ Ich bin so vermessen und behaupte, dass Sie Ihren damaligen Sieg auch mir verdanken. Mein öffentliches Eintreten für Sie brachte mir damals nicht nur Beifall!

 

Inzwischen sind mehr als zehn Jahre vergangen. Wir haben uns beide weiter- und offensichtlich auch unterschiedlich entwickelt. Uns trennt jetzt nicht nur der von Ihnen vorgenommene Wechsel vom vertrauten Du zum förmlichen Sie. Mein jahrzehntelanges Engagement für die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen sowie einer lebenswerten Umwelt verträgt sich logischerweise nicht mit einer Politik der ungebremsten Betonierung unserer Heimat, dem Bau immer neuer Gewerbegebiete, Straßen aller Art und dem Abholzen stattlicher Bäume in der Innenstadt und den Stadtteilen.

Aktueller und trauriger Höhepunkt unserer Differenzen ist die sinnlose Abholzung von dreizehn gesunden Bäumen in der Riedstraße in Flörsheim. Gegen den deutlich zum Ausdruck gebrachten Willen vieler Anwohner und überzeugend vorgebrachte Alternativvorschläge. Für mich handelt es sich hier um eine Nacht- und Nebelaktion. Mehrere der von Ihnen dazu eingesetzten Mitarbeiter des Bauhofs kenne ich durch meine jahrelangen Arbeitseinsätze im praktischen Naturschutz. Zwei von ihnen unterbrachen ihre Arbeit kurz und umarmten mich. Der eine wollte angesichts seiner ihm auferlegten Tätigkeit einfach nur ‚heulen‘, dem anderen hingegen war mehr nach ‚kotzen‘ zu Mute. Sie, Michael Antenbrink, haben Ihre Untergebenen in eine verzweifelte Lage gebracht. An ihnen ließen die empörten Anwohner ihre Wut und ihren Frust aus.

Unvergesslich für mich: Mehrere behinderte Bewohner des Hauses ‚Lebenshilfe‘ in der Riedstraße 62 warteten dort auf ihren Bus. Dabei erlebten sie das Kreischen der Kettensägen und das Krachen der umstürzenden Bäume direkt vor ihrem Haus. Voller Entsetzen wollte eine der Wartenden von mir wissen: ‚Warum macht ihr das? Und was machen jetzt unsere Vögelchen ohne die Bäume?‘
Das fragt sich (und Sie) jetzt auch Ihr sehr enttäuschter

Bernd Zürn 

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