„De Umzuch bleibt in Hattersheim!“

Heitere Fastnachtsnachmittage für Senioren im Barbarahaus

Günter Tanneberger vom CCM hatte das Programm des Fastnachts-Seniorennachmittages in Hattersheim zusammengestellt – Christa Fassl von den Wilden Weibern Okriftel war seiner Einladung dorthin als „Protokollerin“ ihres Vereines gerne gefolgt.    ?(Fotos: A. Kreusch)

 

HATTERSHEIM (ak) – Auch wenn es den Hattersheimer Carneval Club (HCC) nicht mehr gibt, müssen doch auch die Hattersheimer Senioren nicht ganz auf die „fünfte Jahreszeit“ verzichten: Zusammen mit der Stadt, dem Seniorenzentrum Altmünstermühle und dem DRK sorgten Vereine aus den beiden anderen Stadtteilen und ehemalige HCC-Aktive für einen heiteren Fassenachtsnachmittag am letzten Sonntag, 1. Februar, im Barbarahaus, am Sonntag den 8. Februar um 14.00 Uhr findet der zweite Hattersheimer Seniorenfastnachtsnachmittag statt.

 

Die Organisation der beiden Veranstaltungen hat Günter Tannenberger übernommen, er führte auch am letzten Sonntag charmant und eloquent durch den Nachmittag. Als Initiator und Mitgründer des Okrifteler Carneval Club Mainperle (CCM) kennt er viele Hattersheimer Fassenachter schon so lange, wie der CCM jetzt besteht (stolze fünf mal elf, also 55 Jahre!) oder zumindest so lange sie selbst in der Fastnacht aktiv sind, selbstverständlich kamen da die aktiven Hattersheimer Karnevalisten seiner Bitte um Mitwirkung am Programm des Nachmittags gerne nach. Auch wenn Günter Tannenberger schon vor fünfzehn Jahren den Vorsitz der CCM-Sitzungen an Jüngere abgegeben hat, hat er nichts „verlernt“, seine Moderation kommt ihm leicht und unterhaltsam von den Lippen, auch wenn er in einer Pause mal improvisieren muss wird es dem Publikum nicht langweilig.
So hatte Hattersheims Erste Stadträtin die Senioren zu einem „bunten Programm aus allen Stadtteilen“ begrüßen können, über den Nachmittag konnte man ihr ansehen, dass auch sie viel Spaß an den Vorträgen hatte. Auch Bürgermeisterin Antje Köster ließ es sich nicht nehmen, vorbei zu schauen – sie wurde von Günter Tannenberger nicht nur charmant begrüßt, sondern zu den Stimmungsliedern von „Haste Töne“ auch kurzerhand für ein Tänzchen in den Arm genommen.
Als „Ein Rentner“ stimmte der ehemalige HCC-Aktive Kurt Nüchter die Senioren im Barbarahaus auf den unterhaltsamen Nachmittag ein. Er erzählte in seinem Vortrag zur Freude seiner Zuhörer scharfsinnig witzig von den Hürden und Schwierigkeiten seines Rentnerdaseins, auch besonders in Bezug auf sein Familienleben. Das hatte seinen Preis: „Nach dem ehrlichen Vortrag möchte ich eigentlich lieber gar nicht zurück auf den Platz neben meiner Frau!“, konstatierte er unter Gelächter am Ende.
Günter Zeier stand schon viele Jahre lang für den Hattersheimer Carneval Club in der Bütt, als „der Schampes“ ist er wohlbekannt. „Fast hätt‘ ihr Eiserne Hochzeit feiern können – 64 Jahr‘ und dann geschieden!“, bedauerte Günter Tannenberger sich vor ihm verneigend das abrupte „Karriereende“ des fassenachtlichen „Hattersheimer Urgesteins“. Das „der Schampes“ aber auch ohne Heimatverein immer noch die Lachzentren seiner Zuhörer triffte, bewies Günter Zeier als „Kreuzfahrer“, der eine „kulinarische Schiffsreise auf dem Rhein“ gewonnen hatte. Wie er dabei mit „Fraa Koslowski uff Hicktäls“, mit Chachacha, mit Scampie, mit „Zwiwwelring“ und nicht zuletzt mit seiner „Babett“ kämpfte, brachte das Publikum sehr zum Lachen.
Ächzend mühsam am Stock laufend kamen die „Crazy Dancers“ vom Liederkranz-Eintracht Eddersheim auf die Bühne des Barbarahauses geschlurft – ein wirklich „echtes“ Seniorenballett hätte man denken können. Wenn sie nicht – nach gekonnter Gehstockakrobatik auf der Bühne – ihr „Rentner-Outfit“ (fast alle) gegen lilakarierte Schottenröcke getauscht hätten, um ihre Männerballett-Choreographie zu zeigen. Dass dabei (bestimmt eben in der Eile?) manches ein bisschen schief ging, trieb den Zuschauern die Lachtränen in die Augen. Männer mit Humor, die sich selbst auch mal auf die Schippe nehmen können, sind eben immer sehenswert! Dass Günter Tannenberger dieses Ballett allerdings nicht mit seinem in vielen Jahren immer wieder geübten Spruch „Scheene Meedscher, scheene Baa, komme jetzt als nächstes draa!“ ankündigen wollte, sah man im Publikum völlig ein. „Als die hier reingekommen sind, haben Sie vielleicht gedacht, das sind die letzten Krücken vom HCC“, flachste der Moderator stattdessen – und wurde prompt vom am Rande stehenden ehemaligen Ehrenvorsitzenden des HCC, Hans Schuch, gespielt ernst gemaßregelt: „Haaallooo! Noch so’n Spruch und du kannst haamgehe!“ Auf den „gewagt“ gekleideten Tänzer in ihrer Mitte angesprochen lachten die Eddersheimer unter Beifall: „Na, mit dem Jugendschutz haben wir doch HIER bestimmt keine Probleme!“
Die tanzenden Männer brachten Günter Tannenberger auf die Idee, die sieben Damen im Hattersheimer Magistrat mögen sich vielleicht zu einem „echten“ Damenballett zusammenschließen. Erste Stadträtin Karin Schnick konterte aber sofort: „Machen wir – aber nur, wenn die Herren mitmachen!“ Das gefiel Tannenberger auch: „Und ich dann als Trainer? Na dann geht’s aber rund!“
Die Protokollerin der Wilden Weiber Okriftel (WWO), Christa Fassl stand als nächste in der Bütt im Barbarahaus. Ihr gekonnter Vortrag über das Weltgeschehen, die „von der Leyen-Truppe“, die Abhöraffäre und „Gefrierbrand“ an Eizellen gefiel den Senioren überaus gut. Dass Christa Fassl – auf ihrer Weltreise in Hattersheim angekommen – zu dem Fazit kam: „Hattersheim schafft sich ab“, weil die Stadthalle zwar auch ungenutzt „net kostenlos“, die Hattersheimer aber manchmal fassungslos und jetzt sogar „fassenachtslos“ seien, weil ja der HCC obdachlos geworden ist konnten alle nachvollziehen. Dass sie aber das Fazit zog, dann könne auch der Fassenachtsumzug in Okriftel stattfinden, wurde dann doch „ausgebuht“. „Der Zuch bleibt in Hattersheim“, warf Hans Schuch energisch vom Rande ein.
Als „reisender Sänger“ kam Willi Britsch aus Okriftel auf die Bühne im Barbarahaus. Mit einigen temperamentvollen Gesangseinlagen, die zum Mitsingen anregten, schilderte er die Abenteuer eines Sangesbruders zu Land, auf dem Schiff und in der Bahn. Britsch steht schon 50 Jahre auf der Fastnachtsbühne, er reißt sein Publikum immer noch mit wie am ersten Tag. Aus der Okrifteler „Fastnachtsdynastie Käck“ kam Christel Käck dann in die Bütt, als eine „Fraa die gern isst“. „Mein Körper der iss halt für’s esse gebaut – ich laaf Kilometer für e Rippsche mit Kraut!“, machte sie dem Publikum mit markanten Worten klar. Ihrem Motto „lieber’s Geld verfresse als in die Apothek' getrage“ wurde mit Lachtränen in den Augen zugestimmt.
Ein Höhepunkt des Fastnachts-Seniorennachmittages war sicher der temperamentvolle Auftritt der CCM-Sänger „Haste Töne“, der alle schnell mitriss. Bei ihren Liedern wurde gerne stehend mitgeschunkelt, mitgeklatscht und mitgesungen. Dass es dabei hieß „die Fassenacht die is beliebt bei groß und klaa in Okriftel am Maa“ und dass mit dem Lied „Okriftel schönes Dorf am Main“ von Gerhard Neudert (einem Hattersheimer!) eine „Liebeserklärung“ an den benachbarten Stadtteil vorgetragen wurde, störte die Hattersheimer gar nicht, die Stimmung war großartig. Ohne Zugabe ließ man die Sänger nicht gehen. Dieter Freidhof aus Eddersheim schloss mit einem „ernsten“ Vortrag über unseren „früheren Wohlstand“ das Programm des Nachmittages ab.
Wer nun Lust bekommen hat, sich am nächsten Sonntag die Fastnachtsveranstaltung für Senioren im Barbarahaus anzuschauen, der erhält Karten im Kulturcenter in der Stadtbücherei am Markt. Für Kreppel, Kaffee und andere Getränke ist natürlich – wie es in der Vergangenheit schon war – auch gesorgt!

 

 

 

 

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