Filigran und wendig durch die Lüfte Stadtteilbüro: Drachenfliegen war ein Herbstspaß für Groß und Klein

Nicht nur die erwachsenen Drachenlenker, auch die Kinder hatten großen Spaß am Spiel mit dem Wind.

Stadtteilbüro: Drachenfliegen war ein Herbstspaß für Groß und Klein

„Als ich die Idee hatte, in diesen Herbstferien mit den Siedlungskindern und -jugendlichen wieder einmal Drachen steigen zu lassen, war Abdulhai Asisi gleich Feuer und Flamme“, erzählt Eberhard Roth vom Stadtteilbüro und schaut zufrieden in die Runde auf den Wiesen hinter dem Südring, „er hat gleich gesagt, er hätte noch Seidenpapier und anderes Material zu Hause, aus dem er bis dahin noch Drachen herstellen würde.“

Schon eine Stunde vor der verabredeten Zeit war die „afghanische Community“ im Feld und testete ihre „Fluggeräte“. „Drachenfliegen ist in Afghanistan so etwas wie ein Nationalsport“, weiß Roth, „die Drachen, die Abdulhai Asisi gebaut hat, sind anders als unsere, er hat gespaltenes Bambus benutzt und Seidenpapier.“ Im Gegensatz zu den leichten und fragilen Gebilden muten Roths eigene Drachen eher schwer und stabil an. Sein neuester Drachen schwebte sicher und ausdauernd im Wind, er war einfach an einem Pflock festgemacht und brauchte keine „besondere Aussicht“ nachdem er aufgestiegen war. „Das sieht man von hier unten gar nicht, aber der weiße Schatten da oben ist sechs Meter lang und zwei Meter breit“, strahlte Eberhard Roth stolz. Die bunten Drachen, die er mitgebracht hatte, waren zwar kleiner, aber immer noch größer als diejenigen, die in Afghanistan heute wieder sehr beliebt waren.

Unter der radikalislamischen Taliban von 1996 bis 2001 waren die bunten Flugkünstler dort einige Jahre verboten, aber sie erleben gerade eine Renaissance. Im Frühwinter steigen von den Dächern etwa in Kabul wieder Hunderte bunte Seidenpapierdrachen in die kalte Winterluft auf. Im Gegensatz zu schweren Kunststoffdrachen können die oft liebevoll gestalteten, fragilen Flugobjekte schon bei kleinstem Wind aufsteigen, sie werden von ihren „Piloten“ bis in schwindelnde Höhen gebracht. Wie man sich das vorzustellen hat, konnte man etwa an der riesigen Spule mit feiner Drachenschnur nachvollziehen, die neben den selbst gebauten Drachen lag, die gerade nicht in der Luft waren. Und welche Kunstfertigkeit dazu notwendig ist, konnte man daran erkennen, mit wie vielen feinen „Lenkmanövern“ Abdulhai Asisi und seine Freunde ihre kleinen Drachen am Himmel hielten. Meistens lassen in Afghanistan zwei Partner einen Drachen gemeinsam steigen, wobei der eine die Drachenspule hält und der andere den Drachen an der Schnur lenkt. „Früher hat man auch richtige Wettkämpfe mit Drachen ausgetragen, bei denen etwa Nachbarn versuchten, den Drachen des anderen aus der Luft zu holen. Da hat man sogar die Schnüre „geschärft““, hat Eberhard Roth von den Männern aus Afghanistan erfahren, „das war natürlich gefährlich, heute darf man das nicht mehr.“

Im Laufe des Nachmittages kamen immer mehr Kinder und Jugendliche auf die Drachenwiese, eine lange Reihe von Fahrrädern war auf dem Feldweg geparkt. Eberhard Roth gab gerne gute Ratschläge: „Ihr müsst aus dem Windschatten der Bäume herausgehen, wenn ihr den Drachen steigen lassen wollt“, erklärte er immer wieder, und selbstverständlich assistierte er auch, wenn mal ein Startversuch nicht gleich klappte.

Viele Spaziergänger freuten sich an dem offensichtlichen Spaß, den die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Erwachsenen mit den bunten, fliegenden Herbstrepräsentanten hatten. „Sogar der Bauer, der vorhin mit seinem Traktor hier lang gefahren ist, hat uns freundlich zugelacht“, berichtete Roth zufrieden. Und wie gut der Nachmittag an der frischen Luft allen tat, konnte man an den lachenden Gesichtern der „Drachenpiloten“ bestens erkennen.

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