Auch der Nassauer Hof wurde in diesem Jahr in den Veranstaltungsreigen zu den Klassikertagen mit eingebunden. So luden die Geschichtsfreunde Okriftel an beiden Tagen dazu ein, sich eine Ausstellung faszinierende historischer Drahtesel anzuschauen.
Unter den Ausstellungsstücken, zum Teil aus der privaten Sammlung des ehemaligen Ersten Stadtrats Karl Heinz Spengler, fanden sich unter anderem Fabrikate von Opel, der Adlerwerke und der Doppelrad-Werke.
Karl Heinz Spengler stand den Interessierten auch gerne Rede und Antwort und hatte einige Anekdoten zu den besonderen Fahrrädern und deren Geschichte in petto. So liegt der Schwerpunkt seiner eigenen Sammlung bei den Rädern der Firma Doppelrad aus Mainz-Kastel - die nie in Mainz-Kastel gebaut wurden, da sie nach dem Zweiten Weltkrieg zu Wiesbaden gehörten. Den Besitzer zeichnete jedoch ein gehöriges Maß an Lokalpatriotismus aus, so dass er das alte Mainzer Doppelrad als Firmenlogo auswählte.
Spengler wundert sich nicht darüber, dass die Angebote der Geschichtsfreunde und des Geschichtsvereins nicht zu den am stärksten frequentierten Angeboten der Klassikertage zählten - es liegt auf der Hand, dass die Oldtimer die eigentlichen Publikumsmagneten sind. "Die kommen ja nicht wegen uns hierher", so seine realistische Sicht der Dinge, und stellt zudem treffend fest: "Andererseits: Wenn wir nicht da wären, wäre hier ja gar nichts." Viele Gäste der Klassikertage durchschreiten am Veranstaltungswochenende den Nassauer Hof, und so wird diesen auch dort schon etwas Sehenswertes geboten.
Das gilt auch für das Angebot des Hattersheimer Geschichtsvereins 1985 e.V., der anlässlich der Klassikertage die Remise im Nassauer Hof geöffnet hatte. Dort präsentierte er mit dem "Schlocker-Landauer" eine historische Kutsche aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Jene Kutsche gehörte einst Wilhelm Schlocker, der das Gasthaus Nassauer Hof nach der Schließung 1858 erwarb und als landwirtschaftliches Gut weiterführte.
Als beliebte Reisewagen waren die Landauer seit dem 18. Jahrhundert in Gebrauch, erfüllten aber auch als Statussymbol ihren Zweck.
Präsentiert wird der "Landauer" an seinem Originalstandort, der ehemaligen Remise des Hofguts. Über zehntausend Arbeitsstunden investierten die Mitgliedern des Hattersheimer Geschichtsvereins in die Restauration der Kutsche. Das Ergebnis ist spannend und sehenswert zugleich.
In der Remise stießen die Besucher aber auch noch auf ein weiteres Highlight: So steht in einer Ecke ein Kirchturmuhrwerk aus Flörsheim. Helmut Münch vom Hattersheimer Geschichtsverein berichtete, dass er von eben jenem Verein darum gebeten wurde, diese zu reparieren. Das Uhrwerk, ebenso wie seine "Geschwister" aus Okriftel und Hattersheim, wurden einst ausgebaut, um sie durch funkgesteuerte, elektronische Modelle zu ersetzen. Und der Geschichtsverein wollte diese nun gerne haben und wieder gangbar machen.
Münch versuchte sich an der Aufgabe, und tatsächlich gelang es ihm, dass alle drei Uhrwerke wieder laufen. Das Okrifteler Uhrwerk hat einen Platz in Okriftel gefunden, das Flörsheimer Modell steht in der Remise - doch für das Uhrwerk aus der Katholischen Kirche Hattersheim sucht der Geschichtsverein noch einen dauerhaften Platz. Wer Interesse hat und einen entsprechenden Raum anbieten könnte, kann sich diesbezüglich gerne an den Geschichtsverein Hattersheim wenden unter Telefon 06190/9267203 oder per E-Mail an info@hattersheimer-geschichtsverein.de.
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