Kreis kündigt Kürzungen bei Schulsozialarbeit an

Schulleitung der HBS formuliert Sorge / Bürgermeister Schindling: Keine Pläne für Stellen- oder Leistungskürzungen

Am 6. Februar erreichte die Schulleitung der Heinrich-Böll-Schule (HBS) die Mitteilung über die Stadt Hattersheim, dass der Main-Taunus-Kreis den mit der Stadt Hattersheim geschlossenen Vertrag über die Finanzierung der Schulsozialarbeit gekündigt habe mit dem Ziel der Stellenkürzung im Bereich der an der HBS tätigen Schulsozialarbeit. Ab dem 1. August 2024 beabsichtige der Kreis dann dem Schreiben zufolge einen neuen Vertrag abzuschließen, nach dem der HBS künftig für die Schulsozialarbeit nur noch eine Stelle zustehen soll anstelle der vorherigen 2,2 Stellen.

Diese Entwicklung veranlasste den Schulleiter der HBS, Dr. Dietrich Heither, am 8. Februar zu einem offenen Brief an das Kollegium sowie die Elternschaft. Heither erläuterte darin, dass der Kreis diese Maßnahme damit begründe, dass an diversen Grundschulen - die HBS ist eine Gesamtschule - in den vergangenen Jahren drei Schulsozialarbeitstellen geschaffen wurden und zudem das Land Hessen das Programm „Aufholen nach Corona“ nach zwei Jahren habe auslaufen lassen, während angesichts der aktuellen Haushaltlage des Kreises eine entsprechende Kompensierung derzeit nicht möglich sei.

Diese Begründung erachtet der Schulleiter als nur schwer nachvollziehbar: Die Endlichkeit eines Aufbauprogramms liege zwar auf der Hand, ebenso die Kosten für Schulsozialarbeit an Grundschulen. Die Wahl der Schwerpunkte in einem Haushalt sei jedoch eine politische Entscheidung. Heither erachtet es als kontraproduktiv und kostensteigernd, wenn man - trotz der allgegenwärtigen Betonung der Bedeutung von Bildung - Finanzmittel einspart, die für den schulischen Erfolg zahlreicher Schülerinnen und Schüler von großer Bedeutung sind.

Regelrecht irritiertend findet die Schulleitung der HBS, dass sie seitens des Kreises nicht im Vorfeld bezüglich dieses Vorhabens kontaktiert wurde, stattdessen wurde man vor vollendete Tatsachen gestellt.

Inbesondere die Schulsozialarbeit der HBS sei "für die Stärkung des sozialen Zusammenhalts in den Klassen, die von stark zunehmender Heterogenität gekennzeichnet sind, von enormer Bedeutung", heißt es im Schreiben der Schulleitung weiter. Gerade auch vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Entwicklungen, die dem Credo der Geisteswissenschaft zufolge immer mehr zu gesellschaftlichen Problemlagen und Verhaltensweisen führen, wie dem Wiedererstarken des Rechtsextremismus. Und schließlich verweist gerade das Leitbild der Schule auch auf den Bedarf an Schulsozialarbeit. Denn dort heißt es: „Aufgabe von Schule ist es daher auch, Werte einer demokratischen, offenen und pluralen Leistungsgesellschaft zu vermitteln.

Für die Schulleitung und das Kollegium der HBS stehe es außer Frage, dass diese Probleme nur mit sozialpädagogischer Fachkompetenz zu lösen seien. Und Lehrkräfte sind Pädagogen - eben aber keine Sozialpädagogen.

Deshalb könne man die Entscheidung des Kreises zur Neuausrichtung der Schulsozialarbeit in Form drastischer Kürzungen nicht nachvollziehen. Ein solcher Schritt sei "dem stets propagierten 'Bildungsstandort Deutschland' widersprechend."

Die Schulleitung richtet deshalb nun auch einen hoffnungsvollen Blick in Richtung der Stadtverwaltung und der politischen Gremien der Stadt Hattersheim. Man sei optimistisch, dass die Stadt die Weiterarbeit der Sozialpädagoginnen gegebenenfalls auch durch städtische Finanzmittel ermöglichen wird, ein Gespräch mit Bürgermeister Schindling hierzu habe sehr zuversichtlich gestimmt.

In der Stadtverordnetenversammlung am Donnerstag, 15. Februar, nahm der Bürgermeister Bezug auf das Schreiben von Dr. Dietrich Heither und stellte klar, dass die Schulsozialarbeiter bei der Stadt beschäftigt seien und die Kürzung oder gar Einstellung von Leistungen nicht geplant sei.

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