Was macht eine "Smart City" aus?

Smart City Kongress in der Hattersheimer Stadthalle gewährte Einblicke in die digitale Gegenwart und Zukunft

Die digitale Gegenwart hat uns längst eingeholt - doch können wir auch mit ihr Schritt halten? Um zum Beispiel die Funktionsbandbreite eines Smartphones, dessen Bedienung und dazugehörige Sicherheitsaspekte tatsächlich erfassen zu können, benötigt man ein Grundgerüst an digitalen Kenntnissen und Fertigkeiten. Eine aktuelle Studie im Auftrag der Initiative "Digital für alle" zeigt jedoch auf: Nur 38 Prozent der Deutschen erachten ihre persönliche Digitalkompetenz als "gut" - hier ist also noch viel Luft nach oben.

Um die digitale Teilhabe der Menschen zu fördern wurde der bundesweite Digitaltag am 24. Juni ausgerufen, der in diesem Jahr bereits zum dritten Mal stattfand. Innenministerin Nancy Faeser eröffnete den diesjährigen Aktionstag via Livestream aus ihrem Ministerium, das in diesem Jahr den Digitaltag förderte und wo unter anderem auch eine Diskussion mit Schülerinnen und Schülern über die Verwaltungsdigitalisierung stattfand: "Die Digitalisierung verändert das Leben von uns allen. Digitale Kenntnisse und Kompetenzen für alle Bürgerinnen und Bürger in allen Generationen sind daher so wichtig. Denn digitale Teilhabe ist auch gesellschaftliche Teilhabe. Alle Bürgerinnen und Bürger sollten sich sicher und souverän in der digitalen Welt bewegen können. Deshalb gibt es den bundesweiten Digitaltag. In vielen Orten überall in Deutschland bringen wir so Menschen sehr einfach mit Digitalisierung in Berührung und laden zum Mitmachen und Ausprobieren ein", so die Ministerin.

Das Erleben, Entdecken und gemeinsame Erörtern von Digitalisierung ermöglichten am vergangenen Freitag bundesweit über 2.000 Aktionen - lokal ebenso wie online - in Form von Workshops, Tagen der offenen Tür, Informationsständen, Seminaren und Führungen. Und auch die Stadt Hattersheim am Main veranstaltete in Zusammenarbeit mit dem Taunus Innovation Campus e.V. (TIC) einen ganztägigen Smart City Kongress in der Stadthalle am Karl-Eckel-Weg. Dieser Kongress richtete sich an alle kommunalen Entscheiderinnen und Entscheider der Rhein-Main-Region, an Dienstleister und Unternehmen aus dem Bereich der Smart-City-Lösungen und natürlich auch insbesondere an interessierte Bürgerinnen und Bürger. In diesem Rahmen sollte die Bevölkerung in interessanten und aufschlussreichen Diskussionsrunden Einblicke und Kenntnisse in die verschiedenen Aspekte einer "Smart City" vermittelt bekommen.

Vor Ort konnten die Besucherinnen und Besucher des Kongresses sich unter anderem auch direkt mit Start-ups sowie regionalen und globalen Unternehmen austauschen und deren Smart City-Lösungen unmittelbar erleben. Eine weitere Attraktion des Aktionstags in Hattersheim war die Möglichkeit das Rechenzentrum der in Hattersheim ansässigen NTT Global Data Centers EMEA GmbH in der Voltastraße 15 zu besuchen, während im Foyer der Stadthalle Innovationen aus der Robotik-Branche des Unternehmens YASKAWA Europe GmbH begutachtet und ausprobiert werden konnten.

Fokus auch auf ökologische Belange

Die Rahmenmoderation des Bühnenprogramms übernahm Dr. Stefan Söhngen, der zur Begrüßung Bürgermeister Klaus Schindlung und Alexander Schwarz in dessen Funktion als Vorsitzender des Taunus Innovation Campus e.V. an seiner Seite hatte.

Bürgermeister Schindling wies in seiner kurzen Willkommensansprache darauf hin, dass man bei der Entwicklung einer Stadt zwingend berücksichtigen müsse, welche Formen der Veränderung auch Mehrheiten in der Bevölkerung finden. Und hier liege ein großer Vorteil von Rechenzentren: Denn im Gegensatz zu anderen Branchen, die beispielsweise untrennbar mit enormen Verkehrsbelastungen oder störenden Lärmemissionen verbunden sind, machen diese "keinen Krach, keinen Lärm und keinen Staub", so Schindling. Und so ist es der Verwaltung in den letzten Jahren gelungen, Hattersheim zur Heimat von zwei (NTT und Interxion; mit IONOS by 1&1 bald drei) Betreibern von Rechenzentren zu machen.

Auch Belange des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit finden dem Rathauschef zufolge bei den Planungen von Rechenzentren immer stärker Berücksichtigung, und so habe man es seitens der Stadt geschafft, in Zusammenarbeit mit den Datacenter-Anbietern nicht nur Abwärmenutzung für neue (und perspektivisch über ein Fernwärmenetz auch bereits bestehende) Wohngebiete zu ermöglichen, sondern auch die optische Eingliederung eines immerhin stolze 20 Meter hohen Bauwerks mit Vertikalbegrünung der vorinstallierten Wand und automatischer Bewässerung zu optimieren. "Das ist schon eine Nummer", unterstrich Schindling das Ausmaß der Bemühungen und verwies gleichzeitig auf deren Wichtigkeit - "weil sich das alles in unser Leben, in unser schönes Hattersheim eingliedern muss".

Alexander Schwarz mahnte an, dass man sich in der Region in Hinblick auf den digitalen Wandel besser aufstellen müsse, und das nicht nur mit kurzfristigen Hauruck-Maßnahmen, sondern durch gemeinsames Anpacken und perspektivische Zusammenschlüsse. Schwarz richtete den Blick auf digitale Errungenschaften, die in Pandemiezeiten stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit gelangt sind: Videokonferenzen, Homeschooling - aber neu erlernte Fertigkeiten im Bereich dieser Apps und Tools bedeuten noch lange nicht, dass man jetzt wirklich nennenswert digital unterwegs sei. Regionale Initiativen seien dringend notwendig, und das über kommunale Grenzen hinaus. Hier müsse man Start-Ups verstärkt mit etablierten Unternehmen zusammenbringen, zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle und -ideen, und dies unter Einbeziehung der Bevölkerung. Mangelnde Entscheidungsfreude dürfe nicht dazu führen, dass regionale Start-Ups nur allzu schnell nach Berlin, München oder in den Ruhrpott abwandern.

Angeregte Gesprächsrunden

Es folgten insgesamt vier zentrale Panels, jeweils in der Länge einer üblichen 45-minütigen Schulstunde. Zum Thema Bildung diskutierten beispielsweise Günter Eggers vom Taunus Innovation Campus, HBS-Schulleiter Dr. Dietrich Heither und Manuel Schleßmann (HABA Digitalwerkstatt), moderiert von Prof. Dr. Sven Henkel. Gemeinsam setzte man sich mit dem aktuellen Stand digtaler Bildung in Deutschland auseinander, und wie man diese künftig optimieren kann. Parallel zum Kongress brachte die Firma NTT an der Heinrich-Böll-Schule den dortigen Schülerinnen und Schülern die Themen Digitalisierung und Smart City näher und gewährte interessante Einblicke in die IT-Branche.

Ein weiteres Panel widmete sich innovativen Wohnkonzepten, die dem Trend zur Arbeit im Homeoffice Rechnung tragen und sowohl moderne Ansprüche digitaler Vernetzung als auch Bedürfnisse nach Ruhe und Komfort berücksichtigen.

Nach der Mittagspause stand das Thema Cyber-Sicherheit im Mittelpunkt: Welche Gestalt können Cyber-Attacken annehmen, und wie kann man sich bestmöglich vor ihnen schützen? Und schließlich widmete man sich im letzten Panel des Tages dem Thema Bürgerbeteiligung: Wie kann man den Weg des digitalen Wandels am besten mit der Bevölkerung gemeinsam beschreiten?

Nach einer finalen rekapitulierenden Runde stand das "Netzwerken" in den Räumlichkeiten der Stadthalle im Mittelpunkt, bevor der 1. Smart City Kongress der Stadt Hattersheim am Main schließlich ein Ende fand. Zweifellos wird der digitale Wandel auch künftig nicht mehr locker lassen - vielmehr ist eine weitere Intensivierung dieses Trends zu erwarten. Und so wird es auch für künftige Ausgaben dieses Kongresses sicher genug Gesprächsbedarf geben.

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