Immer wieder ging der Blick nach oben. Regnet es oder nicht? Das war in Kriftels Freizeitpark am Sonntag die Frage. Heute durfte es ausnahmsweise auch mal trocken bleiben, unter der Woche konnte es nicht nass genug sein. Stichwort Entenrennen. „Wenn der Schwarzbach nicht genügend Wasser führt, werden die Gewinnerenten eben ausgelost“, gab sich Marion Schulz-Cleve vom Lions Club Hattersheim-Kriftel pragmatisch. Die Sorge war in diesem Sommer mehr als begründet. Dem Deutschen Wetterdienst zufolge war es seit 50 Jahren nicht mehr so trocken gewesen. Deutschland kämpfte mit Hitzewellen und Dürre. Selbst Flüsse drohten zu versiegen.
Doch schon am Eröffnungstag der Spiele im Park zwei Wochen zuvor hatte es die ersten Regengüsse gegeben. Der Schwarzbach schwoll an. So hatten die meist fantasievoll und kreativ gestalteten Plastikenten immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel. Um 13 Uhr wurden die zahlreichen Teilnehmerinnen in den Schwarzbach gelassen. Nach dem Startschuss ging es zum 18. Mal los: das beliebte Entenrennen des Lionsclub Hattersheim-Kriftel. „Immerhin 205 Enten waren registriert, wahrscheinlich wegen des Wetters weniger als letztes Jahr“, zeigte sich der Präsident des Lions Clubs, Dr. Uwe Gerlach, durchaus zufrieden. Mit reichlich Wasser fühlten sich die Entenmassen voll in ihrem Element. Losgeschwommen wurde wieder oberhalb der Brücke bei den Schwarzbachhallen in Kriftel. Das Ziel lag wie üblich unterhalb der Brücke beim Baumarkt.
Schwimmende Vielfalt
Mehr Wasser verhieß ein schnelles Rennen und somit trudelte die „blaue Ente“ von Mia Heil rascher als die Gewinner der trockenen Jahre in den Zieleinlauf ein. Ungeschmückt, also quasi nackt, wie die Fabrik sie schuf, kam die lahmste Ente von Max Kallbach durch das Ziel. Er bekam traditionell den Trostpreis für sein bedächtig schwimmendes Plastiktier - „mit eingebauter Bremse“- aus des Bürgermeisters Hand.
Zwei weitere Sieger durften sich freuen: Die „Regenbogen-Ente“, kreiert von Anne Schibek, war das schönste, die „Giraffen-Ente“ von Linn Meiners das originellste Schwimmgefährt. Die „Ufo-Ente“, „Erdbeer-Ente“, „Elfen-Ente“ und gar eine „Harry Potter-Ente“ sowie eine wohl von Winnetou inspirierte „Indianer-Ente“ bekamen ebenfalls viel Applaus. Als „ideenreich und originell“, zeichnete Bürgermeister Seitz zu Recht die Entengestalter aus. Viel Mühe habe man sich gegeben „wie immer beim traditionellen Entenrennen“.
Für die Umwelt
Im Vorfeld hatte er bereits Gewohntes und auch Neuerungen für die Spiele im Park angekündigt: „Ein Zeichen, dass die Veranstaltungsserie mit der Zeit geht. Grundsätzlich bitten wir alle Besucherinnen und Besucher, ob Groß, ob Klein, möglichst eigenes Geschirr und Besteck mit in den Park zu bringen und Müll zu vermeiden.“ Ein wichtiger Schritt für eine bessere Umwelt.
Der Stand mit den „Seedbombs“, den Saatbomben für bienenfreundliche Wildblumen, setzte ebenfalls ein deutliches Zeichen in diese Richtung. Saatbomben sind kleine Kugeln, die aus Erde, Katzenstreu, Ton und natürlich Blumensamen bestehen, erklärte Yaman Fakhani, Betreuer am Stand. Die wurden gerne und mit Fleiß gerollt. „Eine tolle Sache“, freut sich die 10jährige Jasmin, die gerade sechs davon gebaut hat. „Einmal in die Erde ausgeworfen, braucht es nur noch ein wenig Regen, und schon wachsen an Ort und Stelle bunte Blumen, Pflanzen und schönes Grün“, so das Motto.
Auch diese Mitmach-Aktion vom Freizeithaus Kriftel und der Fachstelle für Suchtprävention gehörte zum Thema nachhaltiges Leben. Über 100 der umweltfreundlichen Saatbomben seien schon gerollt worden, loben die Standbetreuer Luisa Heinecker und Yaman Fakhani die eifrigen Besucherinnen und Besucher. „Das hätte ich nicht erwartet und das zeigt, wie wichtig das Thema ist“, fasst Fakhani die Aktion zusammen.
Viel Lob
Nebenan bei der Kita Vogelnest sind die ganz Kleinen zugange, malen und basteln, was das Zeug hält. Die kleinen Gesichter strahlen. Leiterin Bärbel Warmbier hatte mit mehr Regen gerechnet und ist froh über die gute Resonanz: „Alle, die hier waren, sind gut drauf“, lautet ihr Resümee. Bestens gelaunt ist auch Lydia Rauh von der mobilen Beratung Kriftel. Obwohl „kühl und frisch“, sei die Stimmung bestens. „Wenn auch der Poppes kalt wird“, sei es doch besser als letztes Jahr. Da war zwar das Wetter schön, aber die ständig wechselnden Coronaregeln hätten die „Laune verhagelt“, kann sie sich erinnern.
Was ihr besonders am Herzen liege, sei die organisatorische Leistung der Kolleginnen und Kollegen des städtischen Bauhofs zu würdigen. „Ohne die wäre eine solche Veranstaltung gar nicht möglich“, betont sie nachdrücklich. Bürgermeister Seitz möchte ebenfalls Danke sagen: „Wir sind sehr stolz darauf, dass es Vereinen und Organisationen, Kindertagesstätten, Schulen und Kirchengemeinden und nicht zuletzt der mobilen Beratung Kriftel gelungen ist, wieder bunte und vielseitige Veranstaltungen für Groß und Klein auf die Beine zu stellen.“
Gutes tun
Vielseitig sind auch die Benefiz-Projekte der verschiedenen Lions Clubs aus dem Rhein-Main-Gebiet. Die werden immer mehr, und das sei erfreulich, sagt der Lions Club Präsident von Hattersheim Kriftel, Dr.Uwe Gerlach. Heute werde besonders ein blauer Rucksack gefeiert. Er heißt PAUL und ist so etwas wie der heimliche Star der Veranstaltung. Erfunden wurde PAUL, ein tragbarer Wasserfilter, am Fachbereich Siedlungswasserwirtschaft der Universität Kassel von Prof. Dr. Frechen. Die Abkürzung steht für: Portable Aqua Unit for Lifesaving. „Er funktioniert ganz einfach,“ erklärte der Professor, der selbst vor Ort war: Verschmutztes Wasser werde oben eingefüllt, nach einigen Minuten könne sauberes Wasser aus dem Auslasshahn gezapft werden. Das Gerät funktioniere über Jahre zuverlässig ohne Energieverbrauch, Chemikalien oder Zusatzstoffe. Genutzt werde PAUL vor allem bei Naturkatastrophen, wenn die Trinkwasserversorgung der Bevölkerung gefährdet ist. Weil PAUL ein Rucksack ist, gelange er schnell auch in entlegenere ländliche Gebiete. Es sei sehr wichtig für die Entwicklungsländer, sauberes Wasser zu erhalten, aber auch im Ahrtal und in der Ukraine seien PAULs im Einsatz. „Mittlerweile sind es über 90 Länder, in denen über 4000 PAULS genutzt werden“, zieht Professor Frechen positive Bilanz.
Zum ersten Mal bei den Spielen im Park dabei war der erste Damen Lions Club Hessens. Lions Clubs waren bis 1992 den Herren vorbehalten. Drei selbstbewusste Damen aus Hofheim, die für Gleichberechtigung stehen, verkaufen ein Kochbuch mit Rezepten von Prominenten für einen guten Zweck. Der Erlös geht zu 100 Prozent an soziale Projekte im Rhein-Main Gebiet.