Wäre ja auch ein Ding gewesen, wenn ausgerechnet in diesem Jahr etwas schief gelaufen wäre, war es doch ein närrischer Jubiläumsumzug, den der veranstaltende Bischofsheimer Carneval Verein unter das diesjährige Motto „Der BCV grüßt im 5x11ten Umzugsjahr aus dem Flieger seine Narrenschar“ gestellt hatte.
Einige Änderungen waren in den diesjährigen Abläufen eingebaut. So gab es die Orden für die teilnehmenden Vereine und Gruppen bei einem Empfang im geheizten Rathaus. Das mied Bürgermeisterin Ulrike Steinbach wohlweislich an diesem Tag, nicht nur weil es Sonntag war. Jahr für Jahr war Vorgänger Reinhard Bersch dort in die Falle getappt, von den BCV-Horden am Arbeitsplatz überfallen und vorgeführt worden.
Steinbach wollte ganz schlau sein und versteckte sich im Rathaus III, dem Palazzo. Doch der BCVler an sich ist findig, problemlos stöberten die Umstürzler die Rathauschefin eine Stunde vor Beginn des Umzugs dort auf und donnerten aus den Kanonen, dass die Ohren wackelten. Dann legten sie Steinbach die Handfesseln an und präsentierten sie auf dem Steg dem Volk. Kerstin Diel verlas die närrischen Regeln, die noch bis Aschermittwoch für die Gemeinde gelten und zwang der Bürgermeisterin den Schwur auf diesen Ausnahmezustand ab.
Dass Steinbach anschließend ganz freihändig auf dem Wagen des Ehrensenats mitfuhr und half Süßigkeiten unters Volk zu werfen, mag nicht ganz logisch klingen. Aber die Fastnacht ist nun einmal eine eher emotional zu betrachtende Angelegenheit.
Eigentlicher Grund für die Verlegung der traditionellen Bürgermeister-Verhaftung war die bauliche Situation auf dem Rathausvorplatz, denn anlässlich des Jubiläums hatte der BCV eine kleine Zuschauertribüne aufgebaut, auf der Ehrengäste Platz nehmen durften. Dass sich der BCV diese Neuerung vom Flughafenbetreiber Fraport sponsern ließ, der als Gegenleistung mit einem großen Transparent sein Werbesprüchlein unter das Volk brachte, wurde kontrovers diskutiert. Indem sie das Transparent noch vor Zugbeginn durch Plakate der Aktion „Stille Nacht“ rechts und links verzierten, rückten sich die Fluglärmgegner mit ins Bild.
Gebraucht hätte es die Tribüne eigentlich nicht. Zujubeln ließ es sich auch vom Straßenrand ganz hervorragend. Zwar sammelt sich in der Schulstraße rund ums Rathaus immer eine große Menge Zuschauer an – rund 500 mögen es alleine auf diesem kurzen Abschnitt gewesen sein, wo der BCV den Zug von einem eigenen Wagen aus auch moderiert und die ankommenden Wagen und Gruppen vorstellt.
Die große Masse der Menschen versammelt sich allerdings entlang der Darmstädter Straße, wo der Zugverlauf, von der Aufstellung am Südende der Schulstraße aus, traditionell seinen Anfang nimmt. Der Wagen des BCV-Ehrensenats, der die Kolonne abschließt, stand ganz vorne und ließ die anderen Zugnummern an sich vorüberziehen. Angemeldet waren in diesem Jahr 70 Gruppen aus 41 Vereinen und sonstigen Teilnehmern. Allerdings – da wirkten sich die kalten Tage dann doch aus – machten sich vor allem bei den Fußgruppen einige wenige der angekündigten Teilnehmer nicht auf den Weg. Dennoch zog sich der Lindwurm über eine Stunde durch die Gassen und verteilte sein Wurfmaterial unter das Volk.
Es gibt sie noch immer, die Kinder, die in vorderster Reihe mit großen Tüten in der Hand erwartungsvoll auf die Süßigkeiten und anderen Kleinigkeiten warten. Sie dürften sich hinterher über die Ausbeute kaum beklagt haben, denn es flog reichlich Material durch die Luft.
Zwei Mainzer Schwellköpp des MCV verbreiteten am Zugbeginn einen Hauch von Rosenmontagsumzug in Bischem, ehe die Trewwerer Drummler in ihren gelben Anzügen und die BCV-Garde in ihrem Dunkelbau die lokale Tradition präsentierten. Aber nicht nur Fußvolk, mehr als ein Dutzend große Komiteewagen fuhren an den geschätzt rund 5000 Zuschauern vorbei.
Gästegruppen waren diesmal aus Trebur, Mainz, Messel, Klein-Winternheim, Raunheim, Rüsselsheim, Astheim, Kostheim, Flörsheim, Offenbach, Pfungstadt, Griesheim, Gustavsburg und – da kennen die Bischemer in der Fastnacht nichts – sogar aus Ginsheim auf den Bischofsheimer Gassen unterwegs. Die Beziehungen des BCV in der näheren Region, sieht man an dieser stattlichen Liste, sind breit gestreut.
Ganz lokale Teilnehmer sind die Kindertagesstätten, die sich jedes Jahr ein neues Thema ausdenken, mit dem sie sich präsentieren. Und auch für rein private Fußgruppen sowie Unternehmen hat der BCV immer einen Platz parat. Am Bürgerhaus löst sich der Zug dann zwar auf, aber es gibt ein Fastnachtsleben nach dem Umzug, ob in der TV-Turnhalle (siehe Bericht) oder im Bürgerhaus, wo der BCV mit einer Jubiläumsfeier selbst für die Fortführung der Straßenfastnacht in wärmerer Umgebung sorgte. DJ Maxi aus Flörsheim legte bis in die Nacht für die Narren auf.
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