„Die Einwände des Heimat- und Verkehrsvereins, der Evangelischen Kirchengemeinde und die mehr als 1400 Unterschriften zum Erhalt der Mauer wurden ignoriert”, zeigt sich Cernavin irritiert.
Statt der Sandsteinmauer soll jetzt eine 90 Zentimeter hohe Betonmauer auf den Damm gebaut werden. In ihrer Stellungnahme an das Regierungspräsidium Darmstadt (RP), Bauherr ist das Land Hessen, fordert jetzt die Gemeinde unter anderem, dass das neue Bauwerk mit Sandstein verkleidet wird. Dieser soll aus der alten Mauer stammen.
Dazu Architektin Barbara Schmid von der Initiative: „Auch wenn die Betonmauer vollständig mit den Steinen der alten Mauer verkleidet würde, was technisch und finanziell einen hohen Aufwand bedeutet, ist sie ein Neubau. Dadurch wird das Ortsbild am Altrhein massiv verändert. Eine Erweiterung der Durchgänge von rund 93 Zentimeter auf 2,50 Meter und eine Verbreiterung des Damms auf standardisierte 3,50 Meter verunstaltet die Rheinansicht zusätzlich. Gerade weil ich beruflich mit Denkmalpflege zu tun habe, weiß ich was herauskommt, wenn ein historisches Bauwerk weggerissen und ein Neubau hingesetzt wird.“
Im Vorfeld der Planung hätte die Gemeinde in der Denkmalpflege ausgebildete Fachleute hinzuziehen können, um sich über den Erhalt der Dammmauer beraten zu lassen, wundert sich Schmid, dass diese Chance vertan wurde. „Wir haben deshalb den Eindruck, dass es zu keinem Zeitpunkt ernsthafte Überlegungen gab, die historische Dammmauer zu schützen,“ bilanziert die Architektin.
„Hier wird sich hinter dem RP versteckt“ vermutet Cernavin. Während im Februar eine Variante zum Erhalt der Dammmauer von Vertretern des RP als machbar eingestuft wurde, werde jetzt abgewunken. „Plötzlich waren Varianten, die den Erhalt der Dammmauer vorsehen, unpraktikabel“, wundert er sich. „Fachlich fundierte Argumente werden einfach mit Angstmacherei weggewischt“, hat Cernavin beobachtet.
„Der Hochwasserschutz hat für uns erste Priorität – aber zusammen mit dem Erhalt der Dammmauer“, betont der Ginsheimer.
Mit der Forderung an das RP, die Betonmauer mit altem Sandstein zu verkleiden, werde nur versucht, die aufgebrachten Bürger zu beruhigen, vermutet Barbara Schmid. „Das zahlt das Land Hessen nicht“, zeigt sie sich sicher.
Sie befürchtet, dass letztendlich doch die sogenannte Minimallösung kommt: Die rosa eingefärbte Betonmauer, die von Rheinstraße bis Postgässchen nur wasserseitig mit neuen Sandsteinplättchen verkleidet wird. „Bei unserer Infoveranstaltung, mit dem vom RP beauftragten Ingenieur, wurde uns schon gesagt, dass das Land nicht mehr als diese Minimallösung zahlt“, betont Schmid.
„Noch steht sie! Wir geben nicht auf, uns für den Erhalt der Dammmauer einzusetzen“, sagt Schmid. „Wir denken über weitere Schritte nach, die uns als Bürger zur Verfügung stehen“, macht sie deutlich, dass die Initiative den Abrissbeschluss nicht hinnehmen will.
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