Ein ziemlich perfektes Volksfest

Das 62. Gustavsburger Burgfest verlief nahezu nach Wunsch – Künstlermarkt stößt an seine Grenzen

Gut gefüllt waren an den Nachmittagen die 1500 Plätze bietenden Sitzgarnituren auf der Ochsenwiese, dank der Sonnenschirme ließ es sich so lange mitten im Trubel der Burgfestattraktionen rundherum entspannen.
(gus/Foto: Steinacker)

GUSTAVSBURG (gus) – Schön war es mal wieder auf der Ochsenwiese: ein Volksfest nach Maß, verschont von Wetterunbill und mit lauen Frühjahrsabenden gesegnet. Das 62. Gustavsburger Burgfest unter der Regie des Sport- und Kulturbundes Gustavsburg (SKB) erlebten die Besucher am Pfingstwochenende auf dem eigentlichen Festgelände in vertrauten Bahnen: mit den Fahrgeschäften und Jahrmarktbuden auf der westlichen Platzhälfte, den Vereinsständen mit vielseitigen kulinarischen Genüssen und Getränken, sowie dem umfangreichen Bühnenprogramm auf der östlichen Hälfte des Platzes.

Im Wachsen ist dagegen weiter der Künstlermarkt, der inzwischen den gesamten Spazierweg vom Portal an der Erzbergerstraße bis zum Festgelände und zum Turm säumt. Er war einst als Anziehungspunkt für Auswärtige gedacht, die sonst eher nicht auf das Burgfest aufmerksam geworden wären. Mit in diesem Jahr 85 Ständen erklärt SKB-Chef Daniel Martin eine Grenze für diesen relativ neuen Zweig des Burgfestes für erreicht, und das weniger aus Platzgründen. „Wir machen das alles ehrenamtlich, zwei von uns sind ein ganzes Jahr nur mit der Organisation des Künstlermarktes beschäftigt“, erläutert Martin. „Wir bekommen 120 Bewerbungen, die müssen alle gesichtet werden, wir müssen 85 Autos unterbekommen, da ist dann die Grenze erreicht“, betont er.

Anbieter kamen in diesem Jahr aus weit entfernten Städten des Südwestens wie Konstanz, Freiburg und Stuttgart. Wünsche blieben beim Angebot eigentlich keine offen, das nahezu gesamte künstlerische und handwerkliche Schaffen, das man sich auf Hobbyebene vorstellen kann, ist vertreten. Und die Anbieter sind mit dem, was die Gustavsburger und ihre Gäste erwerben, durchaus zufrieden. „Wir führen Montagsabends Gespräche mit den Künstlern und haben wieder durchweg sehr positive Rückmeldung bekommen“, berichtete Martin.

Auf der Ochsenwiese waren die 1500 Plätze bietenden Garnituren ab dem Mittag stets sehr gut belegt, vor der Bühne fanden sich bei den großen Abendkonzerten jeweils rund 1000 Besucher ein, so dass sich mit einem gewissen Austausch über den Tage grob davon überschlagen lässt, dass sich rund 20.000 Besucher auf dem Burgfest getummelt haben mögen. Die feierten am Samstagabend mit „Just Dexter“ das Burgfestjubiläum der Band, genannt „10 Jahre Rinderwahn auf der Ochsenwiese“. Am Freitagabend hatte bereits „Still Collins“ erneut auf der Burgfestbühne gestanden, der Sonntagabend gehörte der ebenfalls in Gustavsburg inzwischen bestens bekannten Mainzer Formation „Münchner Zwietracht“. Neu hingegen war der Auftritt der Pur-Coverband „Abenteuerland“, die bei ihrer Burgfest-Premiere immerhin rund 700 Zuschauer vor die Bühne lockte, wie Daniel Martin schätzt, „mit besonders großem Frauenanteil, aber auch vielen Kindern im Publikum“.

Eine Veränderung gab es beim Kindernachmittag am Montag, denn wie beim Quizabend der Vereine übernahmen Jenny und Stefan Haas die Moderation. „Das haben sie einfach super gemacht“, findet Martin die Entscheidung für das Sängerpaar als Leiter durch die Vorführungen der Kitas und Schulen genau richtig. Probleme, die Bühne an dem Nachmittag vollzubekommen, gibt es keine, „wir verschicken sechs Wochen vor dem Burgfest eine Rundmail an die Kitas und Schulen, mit dem Hinweis, dass wir das als Heimatfest sehen“. Das zieht offenbar, reichlich Zuseher sind bei den Vorführungen der Schüler und Kitakinder durch diesen Pflichttermin für Eltern und Verwandte gesichert.

Der SKB ist dabei aber auch durchaus offen für neue Gruppen, so war aus Mainz erstmals die Tanzschule Manfred S. beim Kindernachmittag eingeladen. Fester Bestandteil bleibt auch die Einladung an die Bewohner des Altersheims Haus Mainblick, denen am Sonntagmorgen Kaffee und Kuchen geboten wird – und der Auftritt ihres Hausleiters Stefan Haas mit seiner Jenny als „Zweisam“, die dabei allerdings vor ansonsten gering gefüllten Reihen auftreten. „Nach der langen Nacht brauchen wir diesen langsamen Anlauf, aber wenn der Künstlermarkt öffnet, wird es auch am Sonntag schlagartig voll“, will Martin am Frühschoppen festhalten.

Das Burgfest war auch in diesem Jahr eine ausgesprochen friedliche Veranstaltung, „absolut tiefenentspannt“, betont Martin: keine Schlägereien, keine medizinischen Notfälle, lediglich zwei Schwächeanfälle, fast erstaunlich für vier Abende und drei Tage Programm. „Never change a winning System“, nennt Martin das, denn durch die Ausrichtung des Musikprogramms auf den Ü30-Geschmack bleibt dem Burgfest die Rolle als Anlaufpunkt feierwütiger Gruppen dem Alkohol allzu sehr zugetaner Jugendlicher erspart.

Nicht einmal mit dem Parkverkehr gab es in diesem Jahr ein Problem. „Mit der Stadt haben wir ein neues Konzept erarbeitet“, erläuterte Martin. So wurde den Künstlermarktbeschickern ein Parkplatz auf dem Innenhof der Zinn-Schule zugewiesen, machte schon mal 85 Fahrzeuge weniger rund um den Burgpark. In der Dr. Herrmann-Straße durfte am Pfingstwochenende schräg geparkt werden, zusätzliche Parkflächen wurde unten an der Mainwiese freigegeben, „das hat doch sehr entspannt“. Am Sonn- und Montag durfte zudem der Rewe-Parkplatz mitgenutzt werden.

Für den SKB geht es jetzt erst einmal in die Erholungsphase, im Oktober gehen die Ausschreibungen für das kommende Jahr heraus, auch der Weihnachtsmarkt auf dem Cramer-Klett-Platz will wieder vorbereitet werden. Es ist angesichts der zufriedenen Bilanz des SKB-Chefs eher unwahrscheinlich, dass für das kommende Jahr größerer Änderungsbedarf beim Burgfest gesehen wird. Mit den beteiligten Vereinen wird darüber freilich noch zu sprechen sein.

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