Den 3. Juni fest im Blick

Neujahrsempfang der CDU als Auftakt zum Kampf um das Rathaus

FLÖRSHEIM (noe) – Der erste Monat des Jahres ist nach dem römischen Gott Janus benannt, der mit seinem doppelköpfigen Haupt sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft zu blicken vermag. Die Parteien jeder Couleur nehmen genau diese göttliche Fertigkeit für sich in Anspruch, indem sie behaupten, als regierende respektive oppositionelle Kraft in der Vergangenheit die richtige Arbeit geleistet zu haben, um in der Gegenwart die geeigneten Maßnahmen für die Zukunft einleiten zu können. Bei einem politischen Neujahrsempfang tritt diese Selbsteinschätzung naturgemäß besonders deutlich zutage, insbesondere wenn eine entscheidende Wahl vor der Tür steht. Der traditionelle Neujahrsempfang der Flörsheimer CDU am vergangenen Samstag bildete diesbezüglich keine Ausnahme. 

 

Rund 120 Gäste waren der Einladung gefolgt, die sich wie üblich an alle interessierten Bürger der Stadt gerichtet hatte. Einleitend war eine Musikgruppe der Pop-Folk-AG des Graf-Stauffenberg-Gymnasiums zu hören, die auch die Zeit zwischen den Redenbeiträgen gesanglich ausgestaltete.
Der Partei- und Fraktionsvorsitzende Marcus Reif begrüßte anschließend im bis auf den letzten Platz belegten Veranstaltungssaal der neuen Feuerwache gemäß der protokollarischen Rangfolge zunächst den Chef der hessischen Staatskanzlei Axel Wintermeyer und forderte diesen auf, sich beim Ministerpräsidenten nachdrücklich für eine spürbare Fluglärm-Entlastung einzusetzen. Die Anwesenden, darunter Stadtverordnetenvorsteher Wolfgang Odermatt, Ehrenbürger Mathäus Lauck und Altbürgermeister Josef Anna, bedachten das eher ungewöhnliche „Gastgeschenk“ mit kräftigem Applaus. Im Rahmen der Begrüßung hieß der CDU-Fraktionsvorsitzende zudem Gerd Mehler (SPD) willkommen, der am 11. Januar sein Mandat als Stadtverordneter niedergelegt hatte. Reif zollte dem politischen Kontrahenten Respekt für diesen schmerzhaften Schritt und dankte ihm für die gute Zusammenarbeit. Des Weiteren wurden mit dem Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, dem Ersten Stadtrat Markus Ochs und dem Wiesbadener Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller die Redner des Neujahrsempfangs begrüßt.
Reif sprach zudem die in seinen Augen desaströse Lage der städtischen Kassen an, derentwegen viele Flörsheimer in höchstem Maße unzufrieden seien. Dem Plan des amtierenden Bürgermeisters, in Bahnhofsnähe ein Drei-Sterne-Hotel zu errichten, erteilte Reif eine klare Absage. Flörsheim würde durch diese Art der Flächennutzung noch mehr an Liebenswürdigkeit einbüßen, ist sich der CDU-Fraktionsvorsitzende sicher. Reif rief in seiner Einleitung auch die vieldiskutierten bundes-, beziehungsweise landesweiten Themen des vergangenen Jahres (Atomausstieg, Abschaffung der Wehrpflicht, Schulsystem-Problematik) in Erinnerung und stellte angesichts der Causa Wulff die vielbeklatschte Frage „Wo sind die Vorbilder?“ in den Raum.
Als ein solches Vorbild, zumindest auf städtischer Ebene, präsentierte die Flörsheimer CDU ihren Kandidaten für den Posten des Bürgermeisters. Markus Ochs hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. „Ich stehe bereit, den amtierenden Bürgermeister abzulösen“, bekräftigte er unter dem Applaus der Anwesenden. Um die Wähler von einem Wechsel im Rathaus zu überzeugen, wolle er, beginnend in Wicker, zudem jedem Flörsheimer Haushalt einen persönlichen Besuch abstatten.
Die Rede des Ersten Stadtrates beschäftigte sich vornehmlich mit verkehrspolitischen Problematiken und infrastrukturellen Fragestellungen. „Die Landebahn Nordwest ist für Flörsheim die nachteiligste Variante“, gab Ochs zu verstehen und bedauerte, diesbezüglich auch gegen die eigenen Parteikollegen kämpfen zu müssen. „Die gegenwärtige Situation ist nicht hinnehmbar“, erklärte er sein Engagement und verlangte unter dem Beifall des Auditoriums eine klare Haltung der Landesregierung um Ministerpräsident Bouffier. Ochs bekannte, dass er die komplette Stilllegung der Landebahn Nordwest, wie sie von den meisten Fraport-Kritikern verlangt wird, für nicht wahrscheinlich hält; zu hoch seien die rechtlichen Hürden, zu wenig Wille der Verantwortlichen – auch auf Seiten der SPD, wie er anmerkte – sei erkennbar. Wenigstens sei bisher der von vielen Hausbesitzern befürchtete Werteverfall der Immobilien ausgeblieben. 
Der Erste Stadtrat ging zudem auf die seiner Ansicht nach verfehlte Wirtschaftsförderung des amtierenden Bürgermeisters ein. Antenbrink lasse es zu, dass die Altstadt weiterhin kranke, die Nutzung des brachliegenden Axthelm-Geländes sei nicht zufriedenstellend gelöst worden. Im Gegenteil, Ochs stellte den Sinn eines dort für rund drei Millionen Euro zu errichtenden Rathaus-Neubaus in Frage. Eine solche Planung sei sowohl unsinnig als auch unwirtschaftlich, würden durch die Konzentration der städtischen Verwaltungseinheiten an einem Ort statt neuer Erwerbsquellen nur weitere verödende Plätze in Gestalt ihrer früheren Standorte geschaffen werden. Auch die Ansiedlung von Logistik- und Transportunternehmen hält Ochs für keine geeignete wirtschaftspolitische Maßnahme. Hierdurch sei die ohnehin problematische Verkehrssituation unnötig forciert worden. Ochs sprach sich außerdem gegen eine Verkehrsoptimierung innerhalb Weilbachs aus, da dies noch mehr Verkehr in den Ortskern ziehen würde. Er plädierte in diesem Zusammenhang für die sogenannten Pförtnerampeln, die den Stau von den Ortskernen fernhalten und so eine Aufrüstung, etwa der Weilbacher Kreuzung unnötig machen würden. Er leistete am Ende seines Vortrags ein Wahlversprechen, das insbesondere in Weilbach auf reges Interesse stoßen dürfte: „Die kleine Ortsumgehung Weilbach wird mit mir keine zehn bis fünfzehn Jahre dauern.“
Nach einem kurzen Vortrag des Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Heinz Riesenhuber, der dem Auditorium gleichermaßen humorvoll und eindringlich Markus Ochs als Bürgermeister ans Herz legte, trat der Wiesbadener Oberbürgermeister Dr. Helmut Müller ans Rednerpult. Dieser zeigte sich angesichts der Entwicklungen auf Bundesebene zwar zuversichtlich, schließlich habe die Bundesregierung in schwierigen Zeiten die richtigen Maßnahmen getroffen; gleichwohl bemängelte er Versäumnisse auf kommunal- und landespolitischen Schauplätzen. Müller beklagte etwa den Umstand, als Lärmgegner auf Landesebene nicht ernst genommen zu werden. Umso wichtiger sei es für die betroffenen Kommunen, sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen. Gemeinsame Ziele, wie etwa das Nachtflugverbot, müssten unbeirrt weiterverfolgt werden.
Den Abschluss des offiziellen Teils übernahm abermals Marcus Reif, indem er zahlreiche Mitglieder der Flörsheimer CDU für langjährige Mitgliedschaften auszeichnete. Altbürgermeister Josef Anna, seit nunmehr 65 Jahren Mitglied der CDU, erhielt unter tosendem Beifall die äußerst selten verliehene Ehrennadel in Platin. Weitere Ehrungen gingen an Ursula und Karl Peter Moravek, Ulrike Heinrich, Mirijam Kröhle, Ute Reinhard, Heinz Lauck, Steffen Günther, Martin Josef Kilb, Werner Losert, Heinz-Josef Diehl, Willi Lauck, Bosco Graf Wolff Metternich, Wenzel Woller, Rudi Weckbach und Hans Martus.
Die Flörsheimer CDU, geschart um ihren Kandidaten Ochs, setzte am 21. Januar zum Spurt auf der finalen, der entscheidenden Runde an. Nicht nur die Rede des Ersten Stadtrats, auch die Beiträge der geladenen Gäste sollten den Anwesenden vor allem verdeutlichen, dass Ochs den 3. Juni fest im Blick habe und der richtige Mann zur richtigen Zeit sei.
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